Praktikum? Geht auch in CoronaZeiten
Praktika sind wichtige Gelegenheiten, um sich zu orientieren und den Arbeitsalltag in Unternehmen kennen zu lernen. Experten geben Tipps, wie junge Menschen auch mitten in der Pandemie erfolgreich „schnuppern“können
Leipzig/Wetter/Ruhr Was soll ich werden? Diese Frage stellen sich junge Erwachsene spätestens nach dem Schul- oder Uni-Abschluss. Praktika helfen, sich beruflich zu orientieren und herauszufinden, was einem gefällt und was nicht. Sie machen Bewerber und Bewerberinnen außerdem für potenzielle Arbeitgeber interessanter und belegen erste Praxiserfahrung im Lebenslauf. Durch die anhaltenden Maßnahmen zur Einschränkung der CoronaPandemie ist es aber nicht so einfach – und manchmal sogar unmöglich – einen Praktikumsplatz zu finden. Und selbst wer ein Praktikum ergattert, kann meist nur auf Distanz erfahren, wie es in einem Betrieb so zugeht. Was Praktikanten jetzt wissen müssen.
Kann ich jetzt überhaupt ein Praktikum machen?
Es stimmt, dass während des ersten Lockdowns vor einem Jahr die Praktikumsangebote für Studenten stark zurückgegangenen waren. Das legt eine Auswertung des Job-Portals „Indeed“nahe. Seit dem Sommer aber haben sich die Anzahl der Ausschreibungen allmählich wieder Schülerpraktika dagegen müssen derzeit oft ausfallen oder verschoben werden. Die Bundesländer haben unterschiedliche Regelungen getroffen: In der Regel sind Praktika, wenn überhaupt, nur möglich, wenn die Betriebe mitspielen. Johannes Wilbert vom Institut zur Berufswahl betreut als Coach Jugendliche und Studierende und sagt: „Im Homeoffice ist es sehr schwierig, die Vorgänge am Arbeitsplatz so transparent zu gestalten, dass sie Jugendlichen, die gerade beginnen, sich beruflich zu orientieren, wirklich viele Einblicke bieten.“
Was ist mit Pflichtpraktika während des Studiums?
Einige Studienverordnungen sehen verpflichtende Praxissemester für Studierende vor. Auch die können oft nicht stattfinden. „Das komplette Studium verläuft wegen Corona für viele Studierende anders, sodass auch Pflichtpraktika davon betroffen sein können“, sagt Claudia Schoder vom Career Service der Universität Leipzig. Sie ist aber zuversichtlich, dass diese verschoben und nachgeholt werden können. Sie empfiehlt, sich eng mit den Studiengangkoordinatoren und dem Prüfungsamt ab- zusprechen.
Wie mache ich das Praktikum im Homeoffice zum Erfolg?
Bei einem Praktikum auf Distanz steht man grundsätzlich vor ähnlichen Herausforderungen wie vor Ort: Arbeitsabläufe sind neu, man fühlt sich unsicher. Doch im Homeoffice kann man nicht mal eben so rüber zum Kollegen gehen und fragesteigert. gen. Claudia Schoder ermutigt Studierende, bei den Kollegen per Telefon oder E-Mail nachzuhaken. „Fragen zu stellen und Feedback einzuholen, ist gerade beim Arbeiten auf Distanz wichtig. Außerdem sollte man auf eine möglichst klare und verbindliche Kommunikation achten, sich genau erkundigen, wie und bis wann Aufgaben erledigt sein müssen“. Manchmal gäbe es doch Gelegenheiten, kurzzeitig im Büro zu sein. Die sollten Praktikanten unbedingt nutzen, um ihren Eindruck vom Unternehmen zu schärfen. Derzeit sind digitale Kompetenzen bei Praktikanten besonders gefragt, weshalb Coach Wilbert empfiehlt, sich intensiv mit Kommunikationstools wie „Zoom“oder „Teams“und Anwendungen zum Teilen und gemeinsamen Bearbeiten von Dateien vertraut zu machen. Was mache ich, wenn ich keinen Praktikumsplatz finde?
Praktika sind nicht allein entscheidend für die berufliche Orientierung und einen spannenden Lebenslauf. Auch Ehrenämter oder eigenständiges Engagement für Themen, die einen interessieren, sind gute Mittel, um sich zusätzliche Kompetenzen anzueignen und für Firmen interessant zu sein, sagt Schoder. Wenn es nicht möglich ist, selbst berufliche Erfahrungen zu sammeln, empfiehlt Wilbert stattdessen, die sozialen Netzwerke zu nutzen: „Schreibt Menschen an, die das machen, was ihr machen wollt, und befragt sie zu ihrem Beruf. Auch das kann bei der beruflichen Orientierung helfen.“