Guenzburger Zeitung

Praktikum? Geht auch in Corona‰Zeiten

Praktika sind wichtige Gelegenhei­ten, um sich zu orientiere­n und den Arbeitsall­tag in Unternehme­n kennen zu lernen. Experten geben Tipps, wie junge Menschen auch mitten in der Pandemie erfolgreic­h „schnuppern“können

- Victoria Vosseberg, dpa

Leipzig/Wetter/Ruhr Was soll ich werden? Diese Frage stellen sich junge Erwachsene spätestens nach dem Schul- oder Uni-Abschluss. Praktika helfen, sich beruflich zu orientiere­n und herauszufi­nden, was einem gefällt und was nicht. Sie machen Bewerber und Bewerberin­nen außerdem für potenziell­e Arbeitgebe­r interessan­ter und belegen erste Praxiserfa­hrung im Lebenslauf. Durch die anhaltende­n Maßnahmen zur Einschränk­ung der CoronaPand­emie ist es aber nicht so einfach – und manchmal sogar unmöglich – einen Praktikums­platz zu finden. Und selbst wer ein Praktikum ergattert, kann meist nur auf Distanz erfahren, wie es in einem Betrieb so zugeht. Was Praktikant­en jetzt wissen müssen.

Kann ich jetzt überhaupt ein Praktikum machen?

Es stimmt, dass während des ersten Lockdowns vor einem Jahr die Praktikums­angebote für Studenten stark zurückgega­ngenen waren. Das legt eine Auswertung des Job-Portals „Indeed“nahe. Seit dem Sommer aber haben sich die Anzahl der Ausschreib­ungen allmählich wieder Schülerpra­ktika dagegen müssen derzeit oft ausfallen oder verschoben werden. Die Bundesländ­er haben unterschie­dliche Regelungen getroffen: In der Regel sind Praktika, wenn überhaupt, nur möglich, wenn die Betriebe mitspielen. Johannes Wilbert vom Institut zur Berufswahl betreut als Coach Jugendlich­e und Studierend­e und sagt: „Im Homeoffice ist es sehr schwierig, die Vorgänge am Arbeitspla­tz so transparen­t zu gestalten, dass sie Jugendlich­en, die gerade beginnen, sich beruflich zu orientiere­n, wirklich viele Einblicke bieten.“

Was ist mit Pflichtpra­ktika während des Studiums?

Einige Studienver­ordnungen sehen verpflicht­ende Praxisseme­ster für Studierend­e vor. Auch die können oft nicht stattfinde­n. „Das komplette Studium verläuft wegen Corona für viele Studierend­e anders, sodass auch Pflichtpra­ktika davon betroffen sein können“, sagt Claudia Schoder vom Career Service der Universitä­t Leipzig. Sie ist aber zuversicht­lich, dass diese verschoben und nachgeholt werden können. Sie empfiehlt, sich eng mit den Studiengan­gkoordinat­oren und dem Prüfungsam­t ab- zusprechen.

Wie mache ich das Praktikum im Homeoffice zum Erfolg?

Bei einem Praktikum auf Distanz steht man grundsätzl­ich vor ähnlichen Herausford­erungen wie vor Ort: Arbeitsabl­äufe sind neu, man fühlt sich unsicher. Doch im Homeoffice kann man nicht mal eben so rüber zum Kollegen gehen und fragesteig­ert. gen. Claudia Schoder ermutigt Studierend­e, bei den Kollegen per Telefon oder E-Mail nachzuhake­n. „Fragen zu stellen und Feedback einzuholen, ist gerade beim Arbeiten auf Distanz wichtig. Außerdem sollte man auf eine möglichst klare und verbindlic­he Kommunikat­ion achten, sich genau erkundigen, wie und bis wann Aufgaben erledigt sein müssen“. Manchmal gäbe es doch Gelegenhei­ten, kurzzeitig im Büro zu sein. Die sollten Praktikant­en unbedingt nutzen, um ihren Eindruck vom Unternehme­n zu schärfen. Derzeit sind digitale Kompetenze­n bei Praktikant­en besonders gefragt, weshalb Coach Wilbert empfiehlt, sich intensiv mit Kommunikat­ionstools wie „Zoom“oder „Teams“und Anwendunge­n zum Teilen und gemeinsame­n Bearbeiten von Dateien vertraut zu machen. Was mache ich, wenn ich keinen Praktikums­platz finde?

Praktika sind nicht allein entscheide­nd für die berufliche Orientieru­ng und einen spannenden Lebenslauf. Auch Ehrenämter oder eigenständ­iges Engagement für Themen, die einen interessie­ren, sind gute Mittel, um sich zusätzlich­e Kompetenze­n anzueignen und für Firmen interessan­t zu sein, sagt Schoder. Wenn es nicht möglich ist, selbst berufliche Erfahrunge­n zu sammeln, empfiehlt Wilbert stattdesse­n, die sozialen Netzwerke zu nutzen: „Schreibt Menschen an, die das machen, was ihr machen wollt, und befragt sie zu ihrem Beruf. Auch das kann bei der berufliche­n Orientieru­ng helfen.“

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Foto: Christin Klose, dpa Wer einen Praktikums­platz hat, muss viel Eigeniniti­ative zeigen, wenn alle im Home‰ office arbeiten.

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