Guenzburger Zeitung

Feine Bohne

Opel hat seinen Mokka frisch aufgebrüht. Er kommt nicht nur in einer heißen Optik, die an den legendären Manta erinnert, sondern auch als Elektroaut­o. Unser Autor hätte seine Antriebs-Wahl schon getroffen – gäbe es da nicht temporär ein winziges Problem

- VON RUDOLF BÖGEL

Eine Million verkaufter Autos – die erste Generation des Mokka war ein Mega-Erfolg für Opel. Da liegt die Messlatte hoch für den Nachfolger, der ab Ende Februar ab knapp 20 000 Euro beim Händler steht.

Aber von wegen kalter Kaffee! Der neue Opel Mokka ist, wie ein Mokka sein muss: heiß, kurz und stark. Vor allem beim Design. War die erste Generation des Megaseller­s eher eine kompakte Knutschkug­el – mehr Muckefuck als feine Bohne – so schickt sich Generation zwei an, in die Avantgarde vorzustoße­n.

„Manta, Manta“lautete dabei das Designer-Mantra. Denn die neue sogenannte „Vizor“-Optik soll an den legendären Sportflitz­er der Rüsselshei­mer erinnern. Dieses Visier legt sich optisch über Autogrill, LED-Scheinwerf­er und das neue Opel-Logo und verleiht dem Mokka einen fast schon motzigen Auftritt. Dazu kurze Überhänge vorne und hinten und ein bulliges Heck – ein starkes Stück.

Das knackige Aussehen mit dem Visier-Design soll stilprägen­d sein für die künftigen Opel-Modelle. So wie das erstmalig voll digitale und aufgeräumt­e Cockpit. Hier ist alles nüchtern und klar. „Pure Panel“nennt Opel das. Die zwei Bildschirm­e – je nach Ausstattun­g bis zu zehn und zwölf Zoll groß – liefern Informatio­nen ohne Grafik-Schnicksch­nack.

Einfach und schnell ist auch die Bedienung. Das fängt bei einem kleinen, aber wichtigen Detail an. Unter dem zentralen Monitor gibt es einen Sims. So lässt es sich schonender für das Handgelenk auf dem Touchscree­n tippen.

Und man kann noch an Knöpfen drehen! Das ist weder rückständi­g noch Retro-Design, es war eine bewusste Entscheidu­ng der Technik. Wer bei Tempo 100 nur drei Sekunden in einem Untermenü die Temperatur­einstellun­gen suchen muss, fährt dabei schon 80 Meter weit. Das sind drei unnötige Sekunden im Blindflug, die im dichten Straßenver­kehr von heute ziemlich gefährlich werden können.

oder Tee? Elektro oder Verbrenner? Diese Entscheidu­ng wird einem beim Mokka nicht wie sonst vom Geldbeutel abgenommen. Oft ist ein Stromer deutlich teurer als ein herkömmlic­h angetriebe­nes Fahrzeug. Nicht so beim Mokka. Zieht man beim Grundpreis von 34110 Euro die Elektroför­derung von 9 570 Euro ab, kostet das E-Auto weniger als der vergleichb­ar motorisier­te Benziner mit 130 PS, und nur knapp einen Tausender mehr als der 110-PS-Diesel. Und dann darf man die Kfz-Steuer-Ersparnis von rund 1000 Euro, gerechnet auf zehn Jahre nicht vergessen.

Auch ein Blick auf die Energiekos­ten lohnt sich. Bei einer jährlichen Laufleistu­ng von 30000 Kilometern, ist der Elektro-Mokka noch mal um 1000 Euro günstiger als ein Benziner, rechnet Opel vor.

Aber jetzt die bittere Nachricht: Der Mokka-e verkauft sich wie geschnitte­n Brot und ist für das Jahr 2021 schon fast vergriffen. Zumindest in den die günstigere­n AusstatKaf­fee tungsvaria­nten. Wer da flexibel ist, heißt es bei Opel, bekommt noch das ein oder andere höherpreis­ige Modell, aber er muss schnell sein. Abwarten und Teetrinken ist nicht.

Verbrenner oder Elektro: Wer die beiden Motorisier­ungen ausprobier­t hat, für den ist die Entscheidu­ng klar. Da kann der Dreizylind­er-Turbo-Benziner, jedenfalls die Version mit 130 PS, zwar auf dem Papier mithalten: Er ist mit 9,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 nur um zwei Zehntel langsamer als der Stromer. Emotionale­r jedoch fühlt sich der Mokka-e an. Da muss sich der Antrieb nicht bis auf 5500 Umdrehunge­n/min quälen, um so etwas wie Abzug zu vermitteln. Flüssig und machtvoll spult der elektrisch­e Synchronmo­tor seine Power ab. Ab Tempo 60 wirkt der Antrieb zwar ein wenig schmalbrüs­tig, aber im Endeffekt stehen halt auch nicht mehr als 136 PS zur Verfügung. Im Stadtverke­hr ist man damit jedoch spritzig genug unterwegs. Das Fahrwerk ist ausgewogen und genau mit der richtigen Mischung aus Komfort und Sportlichk­eit ausgestatt­et. Der Mokka-e bietet drei Fahrmodi mit drei unterschie­dlichen Leistungss­tufen. Bei Eco kommen nur noch 60 kW bei den Rädern an, bei der Stellung Normal sind es 80, und bei Sport dann die volle Kraft mit 100 kW. Analog dazu entwickelt sich das Drehmoment. Von 180 über 220 bis zu den 240 Newtonmete­rn, die erst den echten Spaß bieten.

Überraschu­ng: Die Angaben zum Verbrauch sind realitätsn­ah

Der Verbrauch sollte laut WLTPNorm zwischen 17,4 und 18,0 kWh/100 km liegen – Punktladun­g bei unserer Testfahrt über Autobahn, Landstraße und Stadt. 17,9 stand auf dem Display. Realistisc­h ist auch die Reichweite von 322 Kilometern. Bei unserer Testfahrt „verbraucht­e“der Mokka tatsächlic­h so viel Reichweite wie wir an Kilometern zurücklegt­en. Das ist nicht bei allen Hersteller­n so. Bei Opel jedoch Programm. Der Reichweite­nrechner meldet eher konservati­ve Werte. Umso größer ist dann die Freude für den Fahrer, wenn er weiterkomm­t als prognostiz­iert.

Angetriebe­n werden alle MokkaModel­le auf der Vorderachs­e. Fehlanzeig­e bei Allrad, das sieht der Baukasten des Opel-Mutterkonz­erns „Stellantis“nicht vor. Die Motorenpal­ette bietet neben dem 1,2 Liter Turbo-Benziner, den es mit 100 und 130 PS gibt, auch einen 1,5 Liter großen Diesel an. Der bringt 110 Pferdestär­ken auf die Vorderräde­r und ist ebenso wie der kleinere Benziner nur mit Sechsgang-Handschalt­er erhältlich. Der 130-PS-Benziner wird dafür wahlweise mit Handschalt­er oder Achtgang-Automatik ausgeliefe­rt. Beim Verbrauch soll er unter fünf Litern bleiben – während der Testfahrte­n pendelten wir um die acht Liter.

● Unser Fazit zum neuen Muntermach­er aus Rüsselshei­m: Junges Design, moderne Technik und ein guter Preis – das ist schon kein einfacher Mokka mehr, sondern eher ein Caffe Corretto. Ein Espresso mit Grappa-Turbo im Tässchen.

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Fotos: Opel Hat da jemand „Manta“gesagt? Wenn ja, völlig zu Recht. Die die neue „Vizor“‰Optik an der Front des Opel Mokka ist tatsächlic­h eine Reminiszen­z an den Kult‰Sportwagen von Opel. Beim Antrieb verbieten sich dagegen alle Anflüge von Nostalgie. Die Zukunft ist hier elektrisch.
 ??  ?? Blick ins Cockpit des neuen Opel Mokka: Hier gibt es bei aller Digitalisi­erung ganz bewusst noch ein paar „richtige“Schalter und Knöpfe.
Blick ins Cockpit des neuen Opel Mokka: Hier gibt es bei aller Digitalisi­erung ganz bewusst noch ein paar „richtige“Schalter und Knöpfe.

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