Einmal um die ganze Welt
Müll ist Rohstoff, hört man von Recyclingunternehmen immer wieder. Insofern müssten diese gerade paradiesische Zustände erleben. Müll, Pardon, Rohstoffe, gibt es nämlich derzeit so viele wie lange nicht. Werden die Papiertonnen in den Mehrfamilienhäusern geleert, dauert es maximal zwei Tage, bis sie wieder bis zum Rand voll sind. Voll mit Versandkartons in erster Linie. Der Boom des Onlinehandels hinterlässt seine Spuren. Von der Kartonfabrik ins Warenlager, vom Warenlager zum Kunden und vom Kunden zur Papierfabrik – die Kilometerleistung jeder einzelnen Umverpackung ist beachtlich. Umgerechnet in Kilometern könnten die Pakete in einem Zustellerfahrzeug wahrscheinlich für eine Strecke stehen, die einmal um die Welt reicht. Und die meist etwas gestressten Ausfahrer sind ja sechs Tage die Woche unterwegs. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die Kleinlaster dabei wohl schnell ähnliche Strecken zurücklegen. Oder dass die Ware in den Kartons in weitere Kartons oder in Plastik eingepackt ist. Die Gelben Tonnen sind jedenfalls auch wieder voll …
Der Onlinehandel ist die Zukunft, heißt es. Womöglich ist das in dieser Verkürzung doch etwas zu kurz gedacht. Vielleicht sollten die Händler, die jetzt die Krise überstehen, daran denken. Ihnen würde wohl helfen, ließen sich die Ergebnisse in den Artikelsuchfragen im Internet nicht nur nach Preis sortieren, sondern auch nach Entfernung vom Wohnort. Lieferung ohne überflüssige Verpackung wäre vielleicht ein Verkaufsargument, das kein Internetriese bieten kann, am Ende noch klimafreundlich mit dem Fahrrad. Der Haken an der Sache mit dem bewussten Konsum ist nur: Wenn man es zu Ende denkt, ist es für den Planeten nicht am besten, lokal zu kaufen, sondern gar nicht zu kaufen. Aber das ginge wohl etwas zu weit…