Die geheimnisvolle Vollmondnacht
Julia Störber hat sich einen tollen Text ausgedacht über eine Maus, einen Schneemann und einen Zauber
Der Schnee ist geschmolzen, nun herrschen draußen frühlingshafte Temperaturen. Weil dieser Winter so schön war und das Capito-Team so viele tolle Schneekunstwerke zugeschickt bekommen hat – hier noch einmal eine kleine Erinnerung an den Schnee. Und dazu eine schöne Kurzgeschichte die Julia Stöber, 9 Jahre, geschrieben hat:
Endlich hat es geschneit! Den ganzen Tag haben die Kinder auf dem Spielplatz Schneeengel gemacht und Schneeburgen gebaut. Doch am Schönsten war es, gemeinsam den Schneemann zu bauen, der jetzt direkt neben der Rutsche steht. Nun ist es still. Alle Kinder und Erwachsenen schlafen, sogar die, die bis spät in die Nacht die Sportschau im Fernsehen geschaut haben, weil irgendwo auf der anderen Seite der Welt wieder ein spannendes Fußballspiel übertragen wird.
Die Maus macht dem Schneemann eine Freude
Nun scheint der Vollmond groß und hell wie ein leuchtender Pfannkuchen am Himmel. Es ist so still, dass man die kleinen Trippelschritte der Maus hören kann, die jetzt ängstlich um den Schneemann herumläuft. „Hilfe!“, fiept sie, denn es ist eine Eule hinter ihr her. „Komm“, brummt der Schneemann gutmütig. „Du kannst dich unter meinem dicken Bauch verstecken.“Das tut die kleine Maus sofort, und die Eule wundert sich: „Wo ist bloß diese verflixte, kleine Maus hin? Ich hatte sie doch schon fast!“
Die Eule setzt sich auf den Ast über dem Schneemann. Verärgert schüttelt sie ihr Gefieder, weil die freche Maus ihr entwischt ist. Schnee rieselt von den Ästen.
„Keine Wolke am Himmel, und es schneit?“, wundert sich der Schneemann. „Das war die Eule, vor der du mich gerettet hast, sagt die kleine Maus. „Sie hat den Schnee von den Bäumen geschüttelt. Jetzt ist sie weggeflogen! Gott sei Dank!“Die kleine Maus kommt aus ihrem Versteck. Sie bewundert den Schneemann von oben bis unten und sagt: „So einen schönen, großen, schneeweißen Schneemann wie dich, habe ich noch nie gesehen!“
„Trotzdem wäre ich lieber klein und mausgrau und hätte dafür Beine zum Laufen.“„Das kann man ändern“, sagte die pfiffige Maus. „Weißt du nicht, dass Schneemänner in klaren Vollmondnächten wandern können, wenn man sie an die Hand nimmt?“
„Wer soll mich schon an die Hand nehmen?“, seufzte der Schneemann.„Ich zum Beispiel!“, kicherte die Maus. „Komm schon, du musst nur daran glauben!“, ermunterte sie ihn. „Du hast mir einen Gefallen getan, da ist es nur recht, dass ich dir auch einen mache.“Mit diesen Worten klettert die Maus den Besenstiel hoch und setzt sich auf die weiße Hand des Schneemanns. „Wo möchtest du hin?“, fragt sie. Der Schneemann antwortet: „Auf die Rutsche!“„Dann komm schon!“, fordert ihn die Maus auf. „Rechtes Bein, linkes Bein, rechtes Bein, linkes Bein!“„Tatsächlich es geht, ich gehe“, murmelt er überrascht.
Er rollt und rutscht mehr, als er geht, und wäre beinahe hingefallen – er kann sich im letzten Moment noch fangen – aber er kommt voran. Sie umrunden die Sandkiste und sind schließlich an der Rutsche. Auf eine Leiter hinaufzuklettern ist für einen Schneemann natürlich ziemlich schwierig. Aber die Maus scheint Wunderkräfte zu haben, denn tatsächlich schafft es der Schneemann bis nach oben. Dann rodelt er hinunter. Huiiijjj! Das ist ein Spaß!
Mit einer Wolke ist der Zauber vorbei
Dann möchte der Schneemann auch noch auf die Wippe, auf die Schaukel und auf den Schwebebalken. Die Maus macht alles vor und der Schneemann turnt hinterher. Das geht eine ganze Weile gut, bis sich eine dicke Wolke vor den Vollmond schiebt. Der Zauber ist vorbei!
„Ich bin müde“, sagt der Schneemann und lässt sich in den Schnee fallen. „Gute Nacht!“, sagt die Maus, „ich muss nach Hause.“„Es war schöööön!“Er wirft Besen und Hut neben sich. Sofort schläft er ein. Im Traum ist alles noch mal da, was er heute erlebt hat.
Geweckt wird er von lautem Kindergeschrei: „Seht doch bloß! Jemand hat unseren Schneemann umgeworfen!“„Komisch, ich hätte schwören können, dass der Schneemann gestern auf der anderen Seite der Rutsche stand“, behauptet ein Junge. „Vielleicht ist er in der Nacht gewandert?“, überlegt ein Mädchen.
„Erzähl doch keine Märchen!“, ruft der Junge und drückt dem Schneemann wieder seinen Besen in die Hand. „Märchen, warum nicht?“, kichert die Maus, die noch in der Nähe war. „Gibt es etwas Schöneres zu dieser Jahreszeit?“