Vulkan auf der Spur
In Oberfranken glauben Forscher, einen „sehr jungen“Ausbruch nachweisen zu können.
Selb 70 Meter wollen die Experten in die Tiefe bohren – und bestenfalls Beweise zutage fördern, dass es auch in Oberfranken einen Vulkanausbruch in der Steinzeit gab. Am Donnerstag startete das Landesamt für Umwelt (LfU) eine Bohrung nahe Selb (Landkreis Wunsiedel). Das Gebiet, in dem Vulkane erst in jüngerer Vergangenheit aktiv waren, sei wohl größer als lange vermutet, sagte Roland Eichhorn, Leiter der Abteilung Geologischer Dienst beim LfU. „Jetzt hoffen wir, einen sehr jungen Vulkanausbruch nachweisen zu können.“
Auf die Bohrstelle gestoßen sei das Landesamt dank neuerer Möglichkeiten zur Untersuchung der
Landschaft: „Die Methoden sind besser als vor 50, 60 Jahren.“Aus Satellitenaufnahmen ließen sich der Baumbewuchs wegrechnen – und so sehe man „winzigste Unebenheiten“von Flächen. „Kreisrunde Dellen“seien besonders verdächtig, dass sich darunter ein Krater oder ein Maar – eine Mulde – verbirgt. Die Voraussetzungen lägen nahe Selb nun vor.
Überraschend sei der Fund schon jetzt, schließlich liege die Stelle etwa 40 Kilometer nördlicher als bereits untersuchte Stellen wie in Bärnau oder Neualbenreuth in der Oberpfalz. In Bärnau wurde vor zwei Jahren gebohrt, in Neualbenreuth wurde seit 2015 geprüft – mit dem Ergebnis, dass es dort noch vor gut 280.000 Jahren vulkanische Aktivitäten gab. Aus geologischer Sicht sei das „erst gestern“gewesen, sagte Eichhorn.
Bei der Bohrung wollen Experten nun Proben entnehmen. Eichhorn bezeichnete die Proben als „Klimaarchiv“, ließen sich Klimaveränderungen dadurch gut und genau untersuchen. Dass die Vulkan-Forschung auch weitere aktuelle Fragen berührt, betonte Eichhorn ebenso: Die Möglichkeit „lange schlafender Vulkane“solle man auf der Suche nach einem Standort für ein Atom-Endlager berücksichtigen. (dpa)