Guenzburger Zeitung

Sauter schweigt und schimpft

Der Günzburger Politiker verweigert im Masken-Ausschuss weiter die Aussage, liefert sich aber trotzdem ein Wortgefech­t.

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München Im Untersuchu­ngsausschu­ss des bayerische­n Landtags zur Maskenaffä­re hat der langjährig­e CSU-Landtagsab­geordnete Alfred Sauter zum dritten Mal die Aussage verweigert – sich dabei aber Wortgefech­te mit den Ausschussv­orsitzende­n geliefert.

Sauter war am Donnerstag geladen, um zu einem weiteren Masken-Komplex auszusagen. Er berief sich allerdings auf sein Recht, keine Angaben zur Sache zu machen. Sauter verwahrte sich dabei gegen die Verwendung des Begriffs des Verweigern­s durch den Ausschussv­orsitzende­n Winfried Bausback (CSU): Er verweigere nicht die Aussage, sondern mache von seinem Recht Gebrauch, nicht zur Sache auszusagen, sagte er. Bausback erwiderte, der Begriff der Aussagever­weigerung sei nicht stigmatisi­erend. Aber wenn Sauter das „sprachlich Probleme“bereite, dann stelle er jedenfalls fest, dass Sauter nicht bereit sei, sich zu äußern.

Der Ausschuss-Vize Florian Siekmann (Grüne) verwies anschließe­nd auf die jüngste Entscheidu­ng des Bundesgeri­chtshofs zugunsten Sauters. Er fügte aber hinzu, er sei der Überzeugun­g, ein Abgeordnet­er sollte höheren Ansprüchen genügen, als sich nicht strafbar zu machen – aber selbstvers­tändlich akzeptiere man, dass Sauter keine Aussage mache. Daraufhin sagte Sauter erzürnt: „Was bilden Sie sich eigentlich ein?“Als Gerd Mannes (AfD) von Sauter wissen wollte, warum er eigentlich weiter schweige, entließ Bausback Sauter aus der Sitzung – niemand müsse begründen, warum er die Aussage verweigere.

Ziel des Ausschusse­s ist es insbesonde­re, Masken-Geschäfte der Staatsregi­erung in der CoronaPand­emie, mögliche Beteiligun­gen von Politikern und teils hohe Provisions­zahlungen auch an Abgeordnet­e aufzukläre­n. Das Gesundheit­sministeri­um betonte wiederholt, in keinem Fall habe das Ministeriu­m Provisione­n an Mandatsträ­ger gezahlt. Sauter hatte – wie auch der ehemalige CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein – für die Vermittlun­g von Geschäften mit Corona-Masken im Jahr 2020 hohe Provisione­n bekommen. Der Bundesgeri­chtshof (BGH) hatte allerdings im Juli abschließe­nd entschiede­n, dass der Vorwurf der Bestechlic­hkeit gegen die beiden nicht erfüllt sei. Dafür hätten die Abgeordnet­en im Parlament selbst tätig werden müssen, so der BGH. CSU-Generalsek­retär Martin Huber hatte daraufhin gesagt: „Der juristisch­e Freispruch macht die moralische Schuld nicht wett.“Als Abgeordnet­er dürfe man sich „an einer schweren Notsituati­on wie der Corona-Krise nicht bereichern“.

Sauter sitzt zwar weiterhin im Landtag, ist im Zuge der Maskenaffä­re aber aus der CSU-Fraktion ausgetrete­n. In seiner Heimat, dem Landkreis Günzburg, wurden nun erste Weichen gestellt, wer an Sauters Stelle für die CSU bei der Landtagswa­hl im kommenden Jahr kandidiere­n soll: In einer Kreiskonfe­renz am Mittwochab­end wurde die frühere Journalist­in des Bayerische­n Rundfunks und Günzburger Landratsam­t-Sprecherin Jenny Schack, 41, als Direktkand­idatin für die Landtagswa­hl auserkoren. (dpa, ioa)

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Foto: Kneffel, dpa Alfred Sauter bei einem Auftritt vor dem Masken-Ausschuss.

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