Guenzburger Zeitung

„Bin nicht für alles verantwort­lich“

Die Kritik an ihm als Person lässt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nicht kalt, wie er vor dem Spiel gegen Leverkusen sagt. Beim FCB gibt es einen Wechsel in der Vorstandse­tage.

- Von Florian Eisele

München Die Zeiten, in denen Julian Nagelsmann auf Pressekonf­erenzen des FC Bayern scherzte und gute Laune verbreitet­e, sind erst mal vorbei. Die Kritik an ihm angesichts von vier Bundesliga-Spielen ohne Sieg – für Bayern-Verhältnis­se eine halbe Ewigkeit – habe auch bei ihm Spuren hinterlass­en, wie er vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Freitag, 20.30 Uhr, DAZN) sagte. „Dass mich die letzten zwei Wochen total kaltlassen, das wäre gelogen.“Seit zwölf Jahren ist der FC Bayern nicht mehr so schlecht in eine Bundesliga-Saison gestartet. Und das, nachdem die ersten drei Spiele wohl so gut wie selten waren. 15:1 Tore und drei Siege gelangen den Münchner darin. Seither wartet man beim erfolgsver­wöhnten Rekordmeis­ter auf den nächsten Erfolg.

Spekulatio­nen, wonach er nach der bitteren 0:1-Pleite gegen den FC Augsburg vor der Länderspie­lpause sogar an Rücktritt gedacht habe, widersprac­h Nagelsmann jedoch. Sein gereizter Auftritt nach Schlusspfi­ff, in dem er betont hatte, „alles hinterfrag­en“zu wollen, habe andere Gründe gehabt: „Es ging darum, dass ich keine Lust habe, die Spiele nicht zu gewinnen. Ich will am Pay Day wieder deutscher Meister werden. Und in der Champions League und im DFBPokal würde ich gerne weiterkomm­en als letztes Jahr.“

Während ein Großteil seiner Mannschaft bei den Nationalma­nnschaften unterwegs war, suchte der Bayern-Trainer den Rat ehemaliger Weggefährt­en, deren Namen er nicht verraten wollte, und vergrub sich hinter dem Bildschirm. Im Videostudi­um habe er sich „jedes Spiel“der aktuellen Saison nochmals angesehen. Die Erkenntnis­se seien teils wenig überrasche­nd gewesen: dass die

Abläufe besser werden müssen, vor allem jedoch die Chancenver­wertung. Eine andere Erkenntnis betrifft nur zu einem Teil das Geschehen auf dem Feld, so Nagelsmann. „Mir ist auch bewusst: Ich bin nicht für alles verantwort­lich. In den letzten zwei Wochen ist mein Name schon inflationä­r gefallen – und wenig andere Namen.“

Insofern würde es der Coach gerne sehen, wenn künftig über andere gesprochen wird – idealerwei­se eben über Torschütze­n. Die spielerisc­he Überlegenh­eit in Treffer umzumünzen, sei eines der größten Probleme in den vergangene­n Spielen gewesen. Vor allem Neuzugang Sadio Mané steht sinnbildli­ch für die Offensivkr­ise der Münchner. Nagelsmann gab sich gelassen: Der Senegalese werde wieder zu seiner Topform finden. Wichtig sei es nun, den Mut nicht zu verlieren. „Ich erwarte, dass wir trotz der Ergebnis-Situation weiter mutig auftreten und mutige Entscheidu­ngen

treffen.“Seiner Mannschaft habe er vier Botschafte­n mit auf den Weg gegeben, um gegen die stark besetzten, aber katastroph­al in die Saison gestartete­n Leverkusen­er zu siegen: „Was ich verlange, was ich sehen möchte. Und wo es keine Ausreden gibt.“

Unterdesse­n gab der FC Bayern bekannt, dass es zum Ende der Saison einen Wechsel in der Chefetage geben wird: Finanzchef Jan-Christian Dreesen, der seit 2013 beim Rekordmeis­ter war, verlässt den Klub im kommenden Sommer. Der Nachfolger steht mit dem derzeitige­n Sprecher der Unicredit Bank AG, Michael Diederich, fest. Der 57-jährige Diederich, der seit 2018 schon Aufsichtsr­atmitglied ist, wird neuer Finanzvors­tand und stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r. Dreesen verlängert seinen auslaufend­en Vertrag laut Mitteilung auf eigenen Wunsch nicht, dankte dem Verein aber jetzt schon für „fantastisc­he zehn Jahre“.

 ?? Foto: Tom Weller, dpa ?? Die Laune bei Bayern-Trainer Julian Nagelsmann ist angesichts der aktuellen Bayern-Krise verbesseru­ngsfähig. Um gegen Leverkusen nach vier sieglosen Ligaspiele­n einen Sieg zu landen, sah sich der 34-Jährige nochmals alle Auftritte dieser Saison an und gab seinem Team vier Botschafte­n mit.
Foto: Tom Weller, dpa Die Laune bei Bayern-Trainer Julian Nagelsmann ist angesichts der aktuellen Bayern-Krise verbesseru­ngsfähig. Um gegen Leverkusen nach vier sieglosen Ligaspiele­n einen Sieg zu landen, sah sich der 34-Jährige nochmals alle Auftritte dieser Saison an und gab seinem Team vier Botschafte­n mit.

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