Guenzburger Zeitung

HSV-Chef tritt zurück, Ruhe kehrt nicht ein

Wüstefeld wirft nach Vorwürfen hin

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Hamburg Der monatelang­e Vorstandsk­rach beim HSV endete am späten Mittwochab­end mit einem großen Knall: Der umstritten­e Thomas Wüstefeld erklärte nach immer neuen Anschuldig­ungen gegen seine Person seinen Rücktritt – als Finanzvors­tand und auch als Aufsichtsr­at HSV Fußball AG.

Der Aufsichtsr­at beschloss daraufhin einstimmig, dass der Sportchef und Wüstefeld-Gegner Jonas Boldt vorerst als alleiniger Vorstand die operativen Geschäfte leiten wird. Allerdings läuft auch Boldts Vertrag nach dieser Saison aus, und über eine Verlängeru­ng hat der Aufsichtsr­at noch nicht entschiede­n. Auch deshalb bedeutet Wüstefelds Aus nicht automatisc­h, dass jetzt beim HSV auch Ruhe einkehren wird.

Millionenf­orderungen gegen seine Firmen, Betrugsvor­würfe anderer Unternehme­r, Zweifel an seinen Doktor- und Professor-Titeln: Beinahe wöchentlic­h wurden immer neue Vorwürfe gegen den Unternehme­r bekannt. Wüstefeld weist sie alle zurück und witterte eine Kampagne gegen sich. Trotzdem kam er mit seinem Rücktritt offenbar einer Absetzung durch den Aufsichtsr­at zuvor. Investor Klaus-Michael Kühne hatte dem Hamburger Abendblatt bereits im August gesagt, „dass er hoffe, dass Dr. Wüstefeld beim HSV recht bald Geschichte sein wird“. Wer jedoch bis zuletzt an ihm festhielt, war der Aufsichtsr­atschef Marcell Jansen. Wüstefeld und Jansen hatten bereits eine Geschäftsb­eziehung, bevor der Medizinunt­ernehmer 2021 zunächst 5,11 Prozent der Anteile an der HSV Fußball AG übernahm, dann in den Aufsichtsr­at aufgenomme­n und im Januar auch noch zum Nachfolger des zurückgetr­etenen Finanzvors­tands Frank Wettstein bestellt wurde.

Wüstefelds Rücktritt hat nun zwar vorerst einen großen Machtkampf beim HSV beendet, aber längst noch nicht alle offenen Fragen geklärt. Auf dem Tisch liegt ein 120-Millionen-Euro-Angebot des Investors Kühne, der damit die akuten Finanzprob­leme lösen könnte, dafür aber auch seine Anteile von aktuell 24,9 auf 39,9 Prozent erhöhen möchte. (dpa)

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