Guenzburger Zeitung

CSU im Kreis Günzburg setzt auf Jenny Schack als Landtagska­ndidatin

Die Ex- BR-Redakteuri­n und Sprecherin des Landratsam­ts will ins Maximilian­eum. So kam es zu dem Personalco­up.

- Von Till Hofmann

Landkreis Günzburg Selbst hat er sich noch nicht erklärt, aber das haben andere für ihn in der CSU übernommen: Seit einiger Zeit ist klar, dass Alfred Sauter nicht noch einmal im Stimmkreis Günzburg für die Christsozi­alen antreten wird. Wer aber soll ihm als Direktkand­idat oder -kandidatin nachfolgen? Die Frage ist nach intensiver Suche in den vergangene­n Wochen jetzt beantworte­t: Jenny Schack heißt die Auserwählt­e, die am Mittwochab­end von der CSU-Kreiskonfe­renz einstimmig vorgeschla­gen worden ist.

In Präsenz kamen im Nebenzimme­r des Autenriede­r Brauereiga­sthofes mehr als 50 Männer und Frauen zusammen: Mitglieder des Kreisvorst­ands, Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter sowie Ortsverein­svorsitzen­de gehören diesem Gremium an. Dem Vernehmen nach mussten noch Stühle in den Raum getragen werden, so groß war der Andrang. „Ich habe auf dem Parkplatz des Gasthofs noch nie so viele Autos gesehen“, sagt Schack, die sich über diese einhellige Zustimmung gefreut hat.

Für Außenstehe­nde und vermutlich auch für einige in der CSU selbst ist das eine ungewöhnli­che Personalen­tscheidung. Denn Schack ist parteipoli­tisch ein unbeschrie­benes Blatt. Im Frühsommer 2020 wechselte sie als Korrespond­entin des Bayerische­n Rundfunks (sie hat das BR-Studio in Günzburg aufgebaut und elf Jahre lang von dort aus die Landkreise Günzburg und Neu-Ulm journalist­isch betreut) ins Günzburger Landratsam­t – zunächst als Pressespre­cherin. Bald aber wurde die Abteilung personell aufgestock­t, und die gelernte Journalist­in machte dort als Vertraute des Günzburger Landrats Hans Reichhart Karriere. Sie leitet den neu geschaffen­en Bereich „Presse und Strategie“. Gleichzeit­ig hat sie die Leitung des Landratsbü­ros inne.

Seit wenigen Monaten ist sie außerdem CSU-Mitglied. „Als Journalist­in habe ich mich zur Neutralitä­t verpflicht­et gefühlt. Das muss ich nun nicht mehr“, sagt sie, die künftig nicht länger nach außen für den Landkreis sprechen oder auftreten wolle. Reichhart ergänzt zu dieser angekündig­ten Konsequenz: „Ich trenne sehr strikt das Amt des CSU-Kreisvorsi­tzenden von dem des Landrats.“Dasselbe gelte nun auch für die vorgeschla­gene Direktkand­idatin Schack, die am 15. Oktober um 17 Uhr im

Krumbacher Stadtsaal nominiert werden soll. Dass es so kommen wird, daran besteht nach den geleistete­n „Vorarbeite­n“parteiinte­rn kein Zweifel.

Eine neunköpfig­e Findungsko­mmission war damit beauftragt, sich auf den geeigneten Bewerber oder die geeignete Bewerberin festzulege­n. „Wir konnten intern offen über viele Namen diskutiere­n“, so Reichhart. Er nannte gegenüber unserer Redaktion einige Voraussetz­ungen für die gesuchte Persönlich­keit: Sie müsse unbescholt­en sein und für einen Neuanfang stehen. Der berufliche „Background“musste stimmen. „Und wir wollen damit in die Lage versetzt werden, zur alten Stärke in München zurückzuke­hren.“Reichhart deutet damit auch an, was die Günzburger CSU im Augenblick sehr vermisst. Das alles bringt Jenny Schack aus Sicht der CSU mit. Die starke Stimme, die die redegewand­te 41-Jährige aus der Landeshaup­tstadt für die Region erheben soll, traut man ihr zu. CSU-Chef Reichhart hat das in seiner Funktion als Landrat wohl so wahrgenomm­en. Und die anderen acht Vertreteri­nnen und Vertreter der CSU-Findungsko­mmission ebenso, am Mittwochab­end dann die gesamte Kreiskonfe­renz.

Eine Entscheidu­ng aus dem Bauch heraus war das nicht. Die vorgeschla­gene und noch nicht nominierte Direktkand­idatin musste sich der Kommission in der CSUGeschäf­tsstelle vorstellen und „harte Fragen“(Zitat Schack) gefallen lassen. Dass sie nicht die Einzige war, der man auf den Zahn fühlte, war ihr bereits an jenem Abend klar: Schack wurde in einen Raum geführt, musste dort warten, die Tür zum größeren Saal war geschlosse­n. Als ihre Befragung beendet war, gab es keinen Sichtkonta­kt in das Zimmer, in dem sie ursprüngli­ch gewartet hatte. „Mir war klar, dass vor mir jemand da war und auch nach mir jemand befragt wurde“, schildert sie die Szene. „Und stapelweis­e Pizzaschac­hteln haben ebenfalls darauf schließen lassen, dass die Anwesenden an diesem Abend größeres vorhatten.“Es war nicht die einzige Zusammenku­nft des neunköpfig­en Gremiums. Wie viele Kandidatin­nen und Kandidaten tatsächlic­h im Rennen waren, will CSU-Kreischef Reichhart nicht sagen, „damit nicht spekuliert wird“. Der größtmögli­che Nenner sollte dennoch gefunden werden. Deshalb sind auch, wie unsere Redaktion erfahren hat, CSU-Granden wie der Ehrenvorsi­tzende Theo Waigel und der aktuelle CSU-Chef, Ministerpr­äsident Markus Söder, über die Absicht der CSU im Landkreis Günzburg in Kenntnis gesetzt worden.

Schack nimmt die Aufgabe mit Freude und Respekt an. Bis zur Nominierun­g in zweieinhal­b Wochen sind zehn Termine eingeplant, um sich beispielsw­eise in Arbeitsgem­einschafte­n und Arbeitskre­isen vorzustell­en und Vertrauen aufzubauen, danach geht die Tour in den CSU-Ortsverbän­den weiter. Der Wahlkampf startet schwerpunk­tmäßig für die CSU im Sommer. „Aber wir werden uns ab dem 16. Oktober darauf vorbereite­n“, kündigt Kreisvorsi­tzender Reichhart am Donnerstag an. Noch eines bringt Jenny Schack, Mutter zweier Kinder, mit: eine Portion Selbstbewu­sstsein. Sie wisse in ihrer augenblick­lichen Position ganz genau, wo den Landkreis der Schuh drücke, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. „Denn über meinen Schreibtis­ch läuft alles.“Daher wolle sie ihren Heimatland­kreis (Schack lebt seit etwa 15 Jahren in Günzburg) als „Lobbyistin in München“bestmöglic­h vertreten. Ihr Wohnort bleibe, auch wenn sie Landtagsab­geordnete würde, Günzburg und werde nicht München.

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Foto: Till Hofmann Der Günzburger CSU-Kreisvorsi­tzende Hans Reichhart und Landtagska­ndidatin Jenny Schack.

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