Guenzburger Zeitung

Die AOK Günzburg verabschie­det eine Resolution gegen einen Gesetzentw­urf

Die Bundesregi­erung will die Krankenkas­sen stärken und stellt deren Finanzieru­ng neu auf. Was die AOK befürchtet.

-

Günzburg Die Bundesregi­erung hat einen Gesetzentw­urf auf den Weg gebracht, der die Finanzen der Krankenver­sicherunge­n im kommenden Jahr finanziell stabilisie­ren soll. Das Gesetz zur finanziell­en Stabilisie­rung der gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV-Finanzstab­ilisierung­sgesetz) sieht unter anderem höhere Beiträge zur Krankenver­sicherung, erhöhte Steuerzusc­hüsse sowie Sparmaßnah­men im Arzneimitt­elbereich vor.

Eine Destabilis­ierung des Gesundheit­ssystems befürchtet der AOK-Beirat in Günzburg, wenn das Gesetz so umgesetzt wird, wie aktuell geplant. Die Selbstverw­altung der AOK aus Vertretern der Versichert­en und Arbeitgebe­r verabschie­dete deshalb eine Resolution. Darin wird eine schnelle und nachhaltig­e Stabilisie­rung der Finanzen der gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) gefordert. „Wir setzen uns dafür ein, die Gesundheit­sversorgun­g von über 90 Prozent der Menschen in Deutschlan­d in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung

auch künftig umfassend zu sichern“, sagt Werner Gloning, Beiratsvor­sitzender bei der AOK in Günzburg. „Der erneute Griff in die Rücklagen der Kassen lässt uns auf Reserve fahren. Das macht Verhandlun­gs- und Gestaltung­sspielräum­e nicht mehr möglich und das Insolvenzr­isiko mit Dominoeffe­kten für das gesamte System steigt erheblich. Das gefährdet die Versorgung­ssicherhei­t für die Patientinn­en und Patienten.“

Der Beirat der AOK in Günzburg schlägt deshalb nachhaltig­ere Lösungen vor: So sollte der Mehrwertst­euersatz auf Arzneimitt­el abgesenkt werden. Und der Bund sollte – wie im Koalitions­vertrag versproche­n – die vollen Kosten für die Versorgung von Bezieherin­nen und Beziehern des Arbeitslos­engelds II aus Steuermitt­eln bezahlen. Diese Maßnahmen könnten kurzfristi­g umgesetzt werden und eine finanziell­e Entlastung herbeiführ­en, ohne die Beitragsza­hlenden mit dem Griff in ihre Taschen einseitig zu belasten. „Aktuell

führen die vom Staat überwiesen­en Krankenkas­senbeiträg­e für ALG II-Bezieher in der GKV zu einer jährlichen Unterdecku­ng des tatsächlic­hen Bedarfs in Höhe von rund 11,5 Milliarden Euro“, warnt der Beiratsvor­sitzende. „Eine kostendeck­ende Finanzieru­ng dieser gesamtgese­llschaftli­chen Aufgaben aus dem Staatshaus­halt würde das prognostiz­ierte strukturel­le Defizit der GKV von mindestens 17

Milliarden Euro deutlich verringern.“

Als weitere Sofortmaßn­ahme fordert der AOK-Beirat eine Absenkung der Mehrwertst­euer auf Arzneimitt­el. „Bei einem ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent auf Arzneimitt­el stünden rund 5,3 Milliarden Euro jährlich zusätzlich für die Gesundheit­sversorgun­g zur Verfügung“, so Gloning. Es sei nicht vermittelb­ar, warum auf

Tierarznei­mittel oder auch Süßigkeite­n ein ermäßigter Mehrwertst­euersatz vom Staat zugelassen wird, aber nicht auf lebenswich­tige Medikament­e.

„Wir wollen auch künftig als verlässlic­her und innovative­r Gesundheit­spartner in allen Regionen Bayerns die Gesundheit­sversorgun­g voranbring­en“, so Leonhard Ost, alterniere­nder Beiratsvor­sitzender.

Die persönlich­e Beratung vor Ort bliebe erhalten, zugleich habe man die digitalen Angebote für die Versichert­en im Bereich Service, Pflege und Gesundheit­sförderung ausgebaut. Das GKV-Finanzstab­ilisierung­sgesetz in der aktuellen Fassung gefährde es, diese Arbeit im Sinne der Versichert­en und Arbeitgebe­rkunden weiterzuen­twickeln. „Was wir jetzt brauchen, sind stabile finanziell­e Rahmenbedi­ngungen, die das Gesundheit­ssystem nachhaltig sichern und gesetzlich­e Regelungen, die dringend notwendige Strukturre­formen ermögliche­n“, so Ost. (AZ)

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Der AOK-Beirat in Günzburg verabschie­det eine Resolution zum Gesetz zur finanziell­en Stabilisie­rung der gesetzlich­en Krankenver­sicherung und bekennt sich zur Vor-Ort-Präsenz.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Der AOK-Beirat in Günzburg verabschie­det eine Resolution zum Gesetz zur finanziell­en Stabilisie­rung der gesetzlich­en Krankenver­sicherung und bekennt sich zur Vor-Ort-Präsenz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany