Jetzt gibt’s was auf den Deckel
Wie ein Wort gerade Furore macht und warum es eine Mogelpackung ist.
Angesichts der Energiekrise möchte man sich derzeit ständig die Decke über den Kopf ziehen. Einerseits wegen der Kälte, weil die Heizung besser niedrig eingestellt bleibt. Andererseits wegen der nicht abreißenden Hiobsbotschaften über Krieg, Klimawandel und knappe Kassen.
Etymologisch steht das Wort „decken“laut Duden in ganz engem Zusammenhang mit dem Begriff Deckel, der von der Politik gerade entdeckt wurde und nun für alles Mögliche verwendet wird.
Strompreisdeckel, Energiepreisdeckel, Ölpreisdeckel, Gaspreisdeckel – es wird gedeckelt, was die Staatskasse hergibt.
In Wahrheit ist die Verwendung des Wortes so untauglich wie einst der Versuch von Friedrich Merz, damals noch Unions-Fraktionsvize, die Steuererklärung auf einen Bierdeckel zu pressen. Denn SPD, Grüne und FDP schrauben den Deckel nicht drauf, um so dafür zu sorgen, dass das Gas- und Strompreismonster gefangen ist und die Haushalte nicht mehr angreifen kann.
Sie schütten vielmehr viele Milliarden Euro in den Energiepreisschlund
und hoffen so, das Ungeheuer klein halten zu können. Strompreis-Zuschütter oder Gaspreis-Ersticker klingt aber nicht so gut wie Energiepreisdeckel. Es muss schon markant und einprägsam sein, wie ja auch der „DoppelWumms“von Bundeskanzler Olaf Scholz gerade gezeigt hat.
„Wumms“steht übrigens sprachlich in ganz engem Zusammenhang mit „Knall“– aber dieser Gedankengang würde jetzt zu weit führen. Der Autor dieser Zeilen muss eh los. In der Eckkneipe ist noch ein Deckel offen und muss endlich mal bezahlt werden. Sonst gibt’s was auf den Deckel.