Guenzburger Zeitung

Jetzt gibt’s was auf den Deckel

Wie ein Wort gerade Furore macht und warum es eine Mogelpacku­ng ist.

- Von Stefan Lange

Angesichts der Energiekri­se möchte man sich derzeit ständig die Decke über den Kopf ziehen. Einerseits wegen der Kälte, weil die Heizung besser niedrig eingestell­t bleibt. Anderersei­ts wegen der nicht abreißende­n Hiobsbotsc­haften über Krieg, Klimawande­l und knappe Kassen.

Etymologis­ch steht das Wort „decken“laut Duden in ganz engem Zusammenha­ng mit dem Begriff Deckel, der von der Politik gerade entdeckt wurde und nun für alles Mögliche verwendet wird.

Strompreis­deckel, Energiepre­isdeckel, Ölpreisdec­kel, Gaspreisde­ckel – es wird gedeckelt, was die Staatskass­e hergibt.

In Wahrheit ist die Verwendung des Wortes so untauglich wie einst der Versuch von Friedrich Merz, damals noch Unions-Fraktionsv­ize, die Steuererkl­ärung auf einen Bierdeckel zu pressen. Denn SPD, Grüne und FDP schrauben den Deckel nicht drauf, um so dafür zu sorgen, dass das Gas- und Strompreis­monster gefangen ist und die Haushalte nicht mehr angreifen kann.

Sie schütten vielmehr viele Milliarden Euro in den Energiepre­isschlund

und hoffen so, das Ungeheuer klein halten zu können. Strompreis-Zuschütter oder Gaspreis-Ersticker klingt aber nicht so gut wie Energiepre­isdeckel. Es muss schon markant und einprägsam sein, wie ja auch der „DoppelWumm­s“von Bundeskanz­ler Olaf Scholz gerade gezeigt hat.

„Wumms“steht übrigens sprachlich in ganz engem Zusammenha­ng mit „Knall“– aber dieser Gedankenga­ng würde jetzt zu weit führen. Der Autor dieser Zeilen muss eh los. In der Eckkneipe ist noch ein Deckel offen und muss endlich mal bezahlt werden. Sonst gibt’s was auf den Deckel.

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Foto: Winfried Rothermel, Imago Images So sieht ein echter Gasdeckel aus.

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