Heißkalt erwischt
Heizen oder nicht? Selten hat die eine Frage die Deutschen so beschäftigt.
Und? Heizen Sie schon? Nie hat man diese Frage so oft gehört wie in diesen Tagen. Und irgendwie fühlt sie sich immer ein bisschen an wie eine Fangfrage. In einer Zeit, in der man Gas, Öl und Strom quasi beim Juwelier kaufen muss, soll schließlich niemand den Eindruck gewinnen, dass man die sündteure Energie mit vollem Thermostat zum Fenster hinausbläst. Und so sitzt die eine oder der andere also derzeit steppwestentragend im gekühlten Wohnzimmer, schlürft Tee und wärmt sich an dem Gedanken, dass sich damit vielleicht auch die Abrechnung vom Versorger einfrieren lässt.
Neben dem Maximal-Sparer bringt die neue Energienot aber auch andere Typen zum Vorschein. Da gibt es zum Beispiel den Weitblicker. Der hat das alles natürlich längst kommen sehen (was er gerne erzählt), sich schon vor Jahren mit staatlicher Förderung eine Photovoltaikanlage aufs Dach geschraubt (und eine auf die Garage), heizt mit Holzschnitzeln und blickt jetzt betont entspannt durch die zwölffachverglasten Wohnzimmerfenster ins Nasskalte hinaus. Dann ist da natürlich noch der Ichlass-mir-doch-vom-Staat-nichtvorschreiben-wie-warm-es-inmeiner-Wohnung-sein-darf-Typ.
Der heizt schon seit dem kurzen Regenschauer Mitte August und zeigt in Sozialen Netzwerken regelmäßig Fotos von seinem Außenpool im Garten, den er nicht beheizt, um zu baden, sondern um Robert Habeck eins auszuwischen.
Sympathischer erscheint da schon die Kerzenheizerin, die (endlich) ihre Teelicht-Tonnen aufbraucht, die über Jahre als Beifang aus schwedischen Möbelmärkten den Weg ins Eigenheim gefunden hatten. Sie hat ja immer schon gewusst: Kann man nie genug haben!