Guenzburger Zeitung

Mehr arme Rentner in Bayern

Vor dem Winter der Energiekri­se hat die Zahl der bedürftige­n Senioren im Süden Deutschlan­ds zugenommen.

- Von Christian Grimm

Berlin Es sind raue Zeiten für Menschen, die jede Münze zweimal umdrehen müssen. Die Preise für Strom, Gas, Sprit und Brennholz steigen schneller als in der Ölkrise der 70er Jahre. Der Staat hilft mit Zuschüssen, Tankrabatt, dem 9-Euro-Ticket und will jetzt Strom und Gas mit einem 200-Milliarden-Wumms günstiger machen.

Dennoch ist die Verunsiche­rung groß, ob Heizen, Autofahren und Elektrizit­ät bezahlbar bleiben. Rentner stehen nicht mehr im aktiven Berufslebe­n und haben deshalb in der Regel weniger im Portemonna­ie als Beschäftig­te. Für sie könnten die kommenden Monate besonders hart werden.

Dabei trifft die Energiekri­se im Süden Deutschlan­ds auf mehr

Rentner, die ohnehin wenig haben. In Bayern hat die Altersarmu­t zugenommen, auch in Baden-Württember­g. Im vergangene­n Jahr lag die Rente von 18,6 Prozent der Senioren im Freistaat unter der Armutsgren­ze. Im Jahr 2020 waren es nur 16,4 Prozent, wie eine Auswertung offizielle­r Daten durch die Linksparte­i zeigt, die unserer Redaktion vorliegt. Als armutsgefä­hrdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Damit liegt Bayern bei der Altersarmu­t über dem Bundesschn­itt von 17,4 Prozent.

Auch im Südwesten haben mehr Ruheständl­er zu kämpfen. Der Anteil der Rentner mit zu kleiner Rente legte der Auswertung zufolge von 15,3 auf 16 Prozent zu. Schlechter als in den beiden süddeutsch­en Bundesländ­ern sieht es

aber beispielsw­eise in Bremen aus, wo mittlerwei­le über 20 Prozent der Rentner schwer um ihr Auskommen ringen. In den ostdeutsch­en Ländern ist die Altersarmu­t wegen anderer Erwerbsbio­grafien geringer.

Vor der Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Dienstag, die sich mit weiteren Entlastung­en gegen den Energiesch­ock befasst, kommt aus der Linksparte­i scharfe Kritik an Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). „Dass die Altersarmu­t in Bayern explodiert und einen neuen Rekord erreicht, sollte Markus Söder auf den Plan rufen. Inflation und Energiepre­ise könnten auch in Bayern eine Altersarmu­tslawine im Winter lostreten“, sagte Linken-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch unserer Redaktion. Er rief Söder auf, sich für einen Schutzschi­rm für Rentner einzusetze­n. „Wir brauchen eine Anhebung des Rentennive­aus, die die Inflation ausgleicht, und eine Mindestren­te in Höhe von 1200 Euro“, verlangte Bartsch. Die Analyse der Linken passen zu frischen Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s. Demnach hat mehr als ein Viertel der 17,5 Millionen Rentner weniger als 1000 Euro im Monat in der Tasche. Frauen sind im Alter viel häufiger armutsgefä­hrdet als Männer. In den ersten beiden Entlastung­spaketen hatte die Bundesregi­erung Rentner nicht berücksich­tigt. Erst durch das zu beschließe­nde dritte Paket sollen sie eine Energieprä­mie von 300 Euro erhalten.

Die Hilfe wird gebraucht, denn die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute sagen auch für das nächste Jahr steil steigende Preise voraus. Die Inflations­rate wird laut Gemeinscha­ftsprognos­e knapp 9 Prozent erreichen, während die Konjunktur in den Abschwung rutscht.

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Foto: M. Kappeler, dpa Dietmar Bartsch fordert Mindestren­te von 1200 Euro.

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