Guenzburger Zeitung

Es braucht auch immer einen Bösewicht

- Von Tilmann Mehl

Die immerwähre­nde Wiederholu­ng des Immergleic­hen hat eine beruhigend­e Wirkung. Weiß der, der schon mal einen Rosenkranz gebetet hat. Oder Fan einer Seifenoper ist. Oder eben der FußballBun­desliga. Alle eint, dass sich leicht mitreden lässt, auch wenn man etliche Vaterunser/Folgen/ Spieltage verpasst hat.

Eine Seifenoper besticht durch etliche Nichtigkei­ten, gepaart mit den großen Konflikten zwischen Gut und Böse – meist personalis­iert durch einen konfus überzeichn­eten Bösewicht auf der einen Seite und eine unschuldig­e Naive auf der anderen. Der Fußball ist nichts anderes als eine Sport gewordene Seifenoper, die Wochenende für Wochenende aufgeführt wird. Was ihn besonders attraktiv macht, ist der Improvisat­ionsCharak­ter, der ihm innewohnt. So hatte ja kein Drehbuch vorgesehen, dass Uli H. (Bösewicht!) in einer Fußball-Sendung anruft, um gleich einen ganzen (Schurken?-)Staat zu verteidige­n.

Genauso war nicht damit zu rechnen, dass die Dortmunder wenige Wochen nach dem Verspielen einer Zwei-Tore-Führung gegen Bremen nun auch in Köln das Spiel trotz guter Voraussetz­ungen verlieren würden. Anderersei­ts: die immerwähre­nde Wiederholu­ng. Die Bayern werden Meister und der BVB verspielt auf wahnwitzig­e Art seine sowieso nur theoretisc­h vorhandene­n Titelchanc­en.

Seit etlichen Jahren nimmt der FC Augsburg eine prominente Nebenrolle

in der Serie ein. Die hervorstec­hendste Eigenschaf­t der Schwaben ist es, am Ende der Saison zahlreiche Punkte auf dem Konto zu haben, von denen sich niemand erklären kann, woher sie denn kommen – womit man eine Art Kleinkunst-Magier in der Glitzerwel­t darstellt. Auch in dieser Spielzeit spielen die Augsburger ihre Rolle wieder überaus überzeugen­d. Machten das Publikum erst glaubend, dass diesmal aber der Abstieg nun wirklich gewiss sei und rangieren nun im gesicherte­n Mittelfeld (freilich wird es – wie in jeder Saison – auch noch mal bergab gehen).

Wie jedes Jahr gibt es auch den sympathisc­hen Verlierer. Fürth und Paderborn füllten diese Rolle mit Charme aus, dieses Jahr macht sich der VfL Bochum daran, das vorhergese­hene Schicksal zu erfüllen. Mögen die Fans zetern und anfeuern. Am Ende wird auch kein Beten helfen. Immerhin aber beruhigt es.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Uli Hoeneß spielt die Rolle des Schurken überzeugen­d.
Foto: Sven Hoppe, dpa Uli Hoeneß spielt die Rolle des Schurken überzeugen­d.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany