Guenzburger Zeitung

Viel Freude und ein wenig Ernüchteru­ng

Nach dem 4:0 gegen Leverkusen wähnen sich die Bayern auf dem richtigen Weg für die kommenden Aufgaben. Allerdings greift auch Corona wieder um sich.

- Von Tilmann Mehl

München Sadio Mané ist mittlerwei­le vertraut mit dieser Situation. Umso erstaunens­werter, dass er sich trotzdem jedes Mal freut. Laut der Torschütze­nliste hat er vier Treffer erzielt – gejubelt aber hat er schon viel häufiger. Gegen Bayer Leverkusen war es in der 56. Minute mal wieder so weit. Jamal Musiala narrte kurzerhand die gegnerisch­e Abwehr, spielte auf Mané, Schuss, Jubel, Lachen – und wenig später Ernüchteru­ng. Schiedsric­hter Tobias Stieler verweigert­e dem Tor die Gültigkeit, weil Matthijs de Ligt sich kurz zuvor etwas zu rabiat im Kopfballdu­ell mit Odilon Kossounou gezeigt hatte. Es war nun schon das sechste Mal in dieser Saison, dass ein Tor Manés aberkannt wurde. Handspiel, Abseits und Foulspiel haben den VideoAssis­tenten auf den Plan gerufen und dafür gesorgt, dass die Ausbeute des Neuzugangs bislang als eher passabel denn sehr gut eingeschät­zt wird. Weil Mané gegen Leverkusen aber diesmal bereits in der ersten Halbzeit mit einem 16-Meter-Schuss traf, an dem kein noch so überambiti­onierter Fernseh-Schiri etwas zu mäkeln hatte, verließ der 30-Jährige das Feld bei seiner Auswechslu­ng zufrieden.

Auch Marcel Sabitzer, Jamal Musiala, Leroy Sané und Dayot Upamecano lächelten, als sie den Platz verließen, um einem ihrer Mannschaft­skameraden Platz zu machen. Es brauchte tatsächlic­h nur eine Halbzeit, um einen Stimmungsu­mschwung zu bewirken. Schmetterl­inge im Bauch statt Bauchgrumm­eln.

Die Münchner sezierten die Leverkusen­er auf eine Art, dass sich Bayer-Spieler Kerem Demirbay wünschte: „Bayern München steckt in einer Krise, in der würde ich mit meiner Mannschaft gerne stecken. Da bin ich ehrlich.“So blickten die Münchner am Freitagabe­nd noch positiv gestimmt auf die Aufgaben, die da in der kommenden Woche auf sie warten sollten. Mit einem Sieg gegen Viktoria Pilsen am Dienstag (18.45 Uhr/ DAZN) soll der Einzug ins Achtelfina­le der Champions League noch wahrschein­licher als ohnehin schon gemacht werden und am Samstag steht das launige Duell bei Borussia Dortmund an – gemeinhin dafür gemacht, mit emotionale­m Schwung in die nächsten Partien gehen zu können.

Allerdings mischte sich in die Vorfreude auch zaghafte Ernüchteru­ng.

Mit Thomas Müller und Joshua Kimmich wurden zwei Spieler positiv auf Corona getestet, die Trainer Julian Nagelsmann eher ausnimmt von seinen Rotationsü­berlegunge­n. Weil kurz zuvor bereits Leon Goretzka und Manuel Neuer aus demselben Grund ausfielen, haben die Bayern nun ihre Vorsichtsm­aßnahmen erhöht. Keine Selfies mehr mit Fans, keine Autogramme. Ob die Mauern somit hoch genug sind, dass die Wiesn-Welle nicht darübersch­wappen kann, wird sich noch zeigen.

Vorerst aber müssen die Bayern den Ausfall ihrer beiden Ankerspiel­er verkraften. „Sein IQ ist

richtig hoch. Er versteht Sachen, die ich nicht mal sehe manchmal“, sagt Jamal Musiala über Müller, wobei Musiala auch eher mehr sieht als ein Großteil der Bundesliga-Spieler. Deswegen bezeichnet­e ihn Kapitän Manuel Neuer trotz seiner erst 19 Jahre als „Schlüssels­pieler“.

Hinter dem wird am Dienstag wohl Leon Goretzka im Mittelfeld als Kimmich-Ersatz starten dürfen. Nach Knie-OP und Corona-Infektion ist der 27-Jährige noch auf der Suche nach seinem Platz in der Mannschaft, weil ihn Marcel Sabitzer im Zentrum mehr als nur solide vertreten hat. Gegen Pilsen werden Goretzka und Sabitzer wohl nebeneinan­der

agieren und können somit zusammen Außergewöh­nliches schaffen. Bislang teilen sich die Münchner zusammen mit Real Madrid den Rekord für die meisten unbesiegte­n Spiele in der Gruppenpha­se nacheinand­er. Gegen Pilsen können die Bayern mit 31 Partien alleiniger Spitzenrei­ter werden. Dazu beitragen soll auch Sadio Mané. Nagelsmann ist nach dem Treffer gegen Leverkusen aber eher vorsichtig. „Ob es ein Knotenplat­zer war, zeigen dann die nächsten Spiele.“Und vielleicht die Video-Assistente­n.

Tore 1:0 Sané (3.), 2:0 Musiala (17.), 3:0 Mané (39.), 4:0 Müller (84.) Zuschauer 75.000 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Benjamin Pavard freut sich mit Sadio Mané über dessen Tor zum 3:0. Später ließ der Stürmer einen weiteren Treffer folgen, der allerdings einkassier­t wurde. Ein Gefühl, das der 30-Jährige kennt.
Foto: Sven Hoppe, dpa Benjamin Pavard freut sich mit Sadio Mané über dessen Tor zum 3:0. Später ließ der Stürmer einen weiteren Treffer folgen, der allerdings einkassier­t wurde. Ein Gefühl, das der 30-Jährige kennt.

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