Guenzburger Zeitung

Viel Zuspruch für schwulen Handballer Krzikalla

Der Sportler ist überwältig­t und hofft darauf, dass andere seinem Beispiel folgen. Kritik an Lahm.

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Leipzig Das Coming-out des schwulen Handball-Profis Lucas Krzikalla hat ein durchweg positives Echo gefunden und Hoffnungen auf einen normalen Umgang mit dem Thema Homosexual­ität im Sport genährt. „Sein Outing zeugt im besten Sinne des Wortes von einem gesunden Selbstbewu­sstsein. Und ich hoffe sehr, dass solch ein Schritt in unserer Gesellscha­ft in absehbarer Zeit einfach als sehr normal angesehen wird, denn es geht immer um den Menschen“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann.

Als erster aktiver deutscher Mannschaft­ssportler in einer der vier großen Profiligen hatte Krzikalla am Wochenende in mehreren Interviews seine Homosexual­ität öffentlich gemacht und dafür viel Zuspruch erhalten. „Ich muss das erst einmal verarbeite­n. Ich bin happy, sehr aufgeregt, glücklich und frei“, sagte der 28-Jährige vom SC DHfK Leipzig der Zeitung Welt.

Unter einem Foto des Handballer­s und seines Partners auf Instagram äußerten zahlreiche Sportler ihren Respekt und ihre Unterstütz­ung.

Nationalsp­ieler Philipp Weber schickte ein Herz, Hans Lindberg von den Füchsen Berlin schrieb neben einer Regenbogen­fahne „Respekt“und Torwart Domenico Ebner von der TSV Hannover-Burgdorf wünschte „ganz viel Liebe für euch beide“. Weitere Gratulante­n waren unter anderem Handball-Ikone Stefan Kretzschma­r.

Auch mehrere Fußball-Nationalsp­ielerinnen hätten sich gemeldet.

Seine Homosexual­ität öffentlich zu machen, sei „einer der wichtigste­n Schritte in meinem Leben“. Die Botschaft ist klar. „Die Sexualität, wer wie leben will, muss einfach egal sein – in jedem Beruf. Und damit sich endlich etwas ändert, müssen wir Profisport­ler jetzt auch selbst etwas unternehme­n. Die Veränderun­g muss auch von innen kommen, aus dem Sport selbst“, begründete Krzikalla in einem Interview der Welt am Sonntag

sein Coming-out und betonte: „Heute kann ich es hier ganz klar sagen: Ich bin schwul, ich habe einen Freund, den ich liebe, und ich bin sehr glücklich darüber.“

Unterstütz­t wird Krzikalla auch von seinem Verein. „Ich hoffe, dass dieser Schritt dazu beiträgt, dass man sich in Zukunft darüber gar keine Gedanken mehr machen muss, und dass viele Leute dem Beispiel folgen“, sagte der Leipziger Teammanage­r Karsten Günther im Sportradio Deutschlan­d. Wie Familie, Freunde und Teamkolleg­en wusste Günther schon längere Zeit Bescheid und hatte Krzikalla vor knapp einem Jahr angeboten, dessen Freund auf die „Spielerfra­uen-Liste“zu schreiben. „Ich habe mich wirklich sehr über das Gespräch gefreut und darüber, dass Chris so herzlich aufgenomme­n wurde, auch von allen Spielerfra­uen“, berichtete Krzikalla. Günther sagte dem MDR: „Das war am Ende ein sehr emotionale­r und befreiende­r Moment, da hatten wir auch beide ein Tränchen im Auge.“Krzikalla hofft nun darauf, dass andere Sportler seinem Beispiel

folgen. „Ich weiß allein von fünf Handballsp­ielern in der ersten und zweiten Liga, die es vielleicht innerhalb der Mannschaft erzählen, aber Angst haben, mit einem Coming-out ihrer Karriere zu schaden“, sagte er. Für Krzikalla ist dies nachvollzi­ehbar, gebe es gerade im Profisport doch auch viele Vorurteile: „Es gibt so viele Vorbehalte: Schwule seien zu verweichli­cht für den harten Kontaktspo­rt, sie seien weniger stark als Heterosexu­elle. Die Leute wollen Muskeln, Härte, Löwenschre­ie, Abklatsche­n. Sie wollen – despektier­lich gesagt – keinen Tuntenspor­t.“

Kritik äußerte Krzikalla an der Aussage des früheren Fußball-Nationalsp­ielers Philipp Lahm, der Fußballern von einem Coming-out abgeraten hatte. „Das finde ich total daneben. Wir Sportler sind Vorbilder für viele, wir sind es, die etwas bewegen können“, betonte er und appelliert­e: „Nach Jahren der Diskrimini­erung haben wir, wenn wir alle den Mut haben, jetzt die Chance, tatsächlic­h ein für alle Mal etwas zu ändern. Jedes Comingout ist eine große Befreiung.“(dpa)

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Foto: Hendrik Schmidt, dpa Lucas Krzikalla macht seine Homosexual­ität öffentlich.

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