Kabarett über Kindermund und Hausarbeit
Bumillo präsentiert in Leipheim eine Vorpremiere seines Programms „Haushaltsloch“.
Leipheim „Ich freue mich, dass trotz der kurzfristigen Programmänderung so viele Leute gekommen sind und mir so offen begegnet sind.“So beschreibt der oberbayerische Kabarettist, Poetry Slammer und Rapper Christian Bumeder alias Bumillo seinen zweiten Auftritt im Leipheimer Zehntstadel. Denn eigentlich wollte er den Abend im Duo mit Eva Karl Faltermeier gestalten. Aber die Kollegin musste krankheitsbedingt absagen. Also spielte Bumillo eine Vorpremiere seines neuen Soloprogramms „Haushaltsloch“.
Der Titel bezieht sich nicht auf die Staatsschulden, sondern darauf, dass er sich während der Pandemie verstärkt der Hausarbeit widmen konnte und den philosophischen Fragen, die damit zusammenhängen. So gilt es, sich beim Geschirrspülautomat zwischen Besteckschublade und Besteckkorb zu entscheiden. Der Schubladenfraktion ist jedes Besteckstück so kostbar, dass sie es einzeln in den Automaten legen will. Die Korbfraktion nimmt mehrere Besteckstücke zusammen in die Hand und lässt sie in den Korb fallen.
Außerdem konnte er sich in der Pandemie mehr seinen Kindern widmen. Einmal brachte deren Sprache ihn in Verlegenheit. Bei der Fahrt mit dem Fahrrad zum Einkaufen rief die kleine Tochter laut „Papa Mösenmann!“– und freute sich auf den Gemüsemann. Beim Betrachten einer Tierdokumentation im Fernsehen machte sie aus der Hyäne eine Juchene. Das brachte den Vater auf die Idee für eine lustige Figur in einem Kinderbuch.
Nur an zwei Stellen des Abends merkt man, dass Bumillo noch in der Erprobungsphase ist. Einmal hat er einen Texthänger, als er erklären will, auf welche Ernährung die Kinder auf dem Spielplatz abfahren: „Die Twin Towers für die Kids sind Bifi und äähh … wie heißt noch mal die längste Praline der Welt?“Einen Teil des Textes liest er nur vor. Denn er weiß noch nicht, ob er ihn als Kabarett oder als Dichterlesung zum Vortrag bringen will. Der Text kreist um die Frage „Glauben Sie, dass Sie erfolgreich sind?“. Zunächst geht es launig los mit der Feststellung, dass der einzig wahre Gradmesser für Erfolg wohl die Fähigkeit sei, Steuern hinterziehen zu können. Danach folgen aber viele tiefschürfende Betrachtungen, die darauf abheben, dass Glück und Erfolg oft nicht deckungsgleich sind.
Ein bisschen kann Bumillo das Fehlen seiner Kollegin Eva Karl Faltermeier kompensieren, indem er einen Text von ihr vorliest. Dieser beschreibt, wie ihre Migräne sie dazu treibt, Tacheles zu reden. So sagte sie in einem Migräneanfall zu ihrem Physiklehrer: „Meine Vier ist mir sicher, und Ihr langweiliges Gerede interessiert mich nicht mehr“, und verließ das Klassenzimmer. Das Tüpfelchen auf dem i bei Bumillo sind kunstvoll geräumte Rapstücke. Eines davon handelt von Leuten, die sich kaputtarbeiten: „Er kriagt an Hals net voll wia der PacMan, für sein Chef is er immer nur der Depp-Man. Der scheißt eam aufn Kopf und er soll danke sogn, er macht sich zum Affen wia der Donkey Kong.“Immer wieder erntet Bumillo viele Lacher und großen Applaus. „Ich habe mich in vielen Texten wiedererkannt“, sagt eine Dame aus dem Publikum.