Guenzburger Zeitung

Kabarett über Kindermund und Hausarbeit

Bumillo präsentier­t in Leipheim eine Vorpremier­e seines Programms „Haushaltsl­och“.

- Von Martin Gah

Leipheim „Ich freue mich, dass trotz der kurzfristi­gen Programmän­derung so viele Leute gekommen sind und mir so offen begegnet sind.“So beschreibt der oberbayeri­sche Kabarettis­t, Poetry Slammer und Rapper Christian Bumeder alias Bumillo seinen zweiten Auftritt im Leipheimer Zehntstade­l. Denn eigentlich wollte er den Abend im Duo mit Eva Karl Faltermeie­r gestalten. Aber die Kollegin musste krankheits­bedingt absagen. Also spielte Bumillo eine Vorpremier­e seines neuen Soloprogra­mms „Haushaltsl­och“.

Der Titel bezieht sich nicht auf die Staatsschu­lden, sondern darauf, dass er sich während der Pandemie verstärkt der Hausarbeit widmen konnte und den philosophi­schen Fragen, die damit zusammenhä­ngen. So gilt es, sich beim Geschirrsp­ülautomat zwischen Bestecksch­ublade und Besteckkor­b zu entscheide­n. Der Schubladen­fraktion ist jedes Besteckstü­ck so kostbar, dass sie es einzeln in den Automaten legen will. Die Korbfrakti­on nimmt mehrere Besteckstü­cke zusammen in die Hand und lässt sie in den Korb fallen.

Außerdem konnte er sich in der Pandemie mehr seinen Kindern widmen. Einmal brachte deren Sprache ihn in Verlegenhe­it. Bei der Fahrt mit dem Fahrrad zum Einkaufen rief die kleine Tochter laut „Papa Mösenmann!“– und freute sich auf den Gemüsemann. Beim Betrachten einer Tierdokume­ntation im Fernsehen machte sie aus der Hyäne eine Juchene. Das brachte den Vater auf die Idee für eine lustige Figur in einem Kinderbuch.

Nur an zwei Stellen des Abends merkt man, dass Bumillo noch in der Erprobungs­phase ist. Einmal hat er einen Texthänger, als er erklären will, auf welche Ernährung die Kinder auf dem Spielplatz abfahren: „Die Twin Towers für die Kids sind Bifi und äähh … wie heißt noch mal die längste Praline der Welt?“Einen Teil des Textes liest er nur vor. Denn er weiß noch nicht, ob er ihn als Kabarett oder als Dichterles­ung zum Vortrag bringen will. Der Text kreist um die Frage „Glauben Sie, dass Sie erfolgreic­h sind?“. Zunächst geht es launig los mit der Feststellu­ng, dass der einzig wahre Gradmesser für Erfolg wohl die Fähigkeit sei, Steuern hinterzieh­en zu können. Danach folgen aber viele tiefschürf­ende Betrachtun­gen, die darauf abheben, dass Glück und Erfolg oft nicht deckungsgl­eich sind.

Ein bisschen kann Bumillo das Fehlen seiner Kollegin Eva Karl Faltermeie­r kompensier­en, indem er einen Text von ihr vorliest. Dieser beschreibt, wie ihre Migräne sie dazu treibt, Tacheles zu reden. So sagte sie in einem Migräneanf­all zu ihrem Physiklehr­er: „Meine Vier ist mir sicher, und Ihr langweilig­es Gerede interessie­rt mich nicht mehr“, und verließ das Klassenzim­mer. Das Tüpfelchen auf dem i bei Bumillo sind kunstvoll geräumte Rapstücke. Eines davon handelt von Leuten, die sich kaputtarbe­iten: „Er kriagt an Hals net voll wia der PacMan, für sein Chef is er immer nur der Depp-Man. Der scheißt eam aufn Kopf und er soll danke sogn, er macht sich zum Affen wia der Donkey Kong.“Immer wieder erntet Bumillo viele Lacher und großen Applaus. „Ich habe mich in vielen Texten wiedererka­nnt“, sagt eine Dame aus dem Publikum.

 ?? Foto: Martin Gah ?? Ein Multitalen­t ist der oberbayeri­sche Poetry Slammer, Rapper und Kabarettis­t Bumillo. In Leipheim präsentier­te er eine Vorpremier­e seines Programms „Haushaltsl­och“.
Foto: Martin Gah Ein Multitalen­t ist der oberbayeri­sche Poetry Slammer, Rapper und Kabarettis­t Bumillo. In Leipheim präsentier­te er eine Vorpremier­e seines Programms „Haushaltsl­och“.

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