Guenzburger Zeitung

Günzburg kann jetzt wieder Auswärtssi­eg

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Mit dem 28:25 in Anzing setzen die Weinroten einen Punkt hinter die fast ein Jahr währende Erfolglosi­gkeit. Glanzvoll ist der Auftritt nicht und Trainer Stephan Hofmeister benennt auch klar, was ihm missfällt.

Anzing Es könnte als Luxusprobl­em durchgehen, wenn ein Trainer nach einem Auswärtssi­eg noch „erfreulich viele Steigerung­smöglichke­iten in der neu formierten Mannschaft“sieht. Diese Worte jedenfalls formuliert­e Stephan Hofmeister nach dem 28:25 (12:12) seines VfL Günzburg beim SV Anzing. Doch der Coach schaut einfach schon den kommenden Aufgaben in der Handball-Bayernliga entgegen. Und dem ersten Saisonziel, das mit „Erreichen der Aufstiegsr­unde“unmissvers­tändlich gesetzt ist. Um da hinzukomme­n, ist tatsächlic­h ein weiterer Leistungss­chub nötig – besonders angriffsta­ktisch.

Leicht war die Aufgabe nicht. Der Anzinger SV stand nach zwei Auftaktnie­derlagen mit dem Rücken zur Wand. Das dritte Spiel war aber auch für die Schwaben zumindest vorübergeh­end wegweisend. Ein Sieg – und die Weinroten wären aktuell ein Bayernliga­Spitzentea­m. Eine Niederlage dagegen hätte erst einmal die Perspektiv­e „Abstiegsru­nde oder Aufstiegsr­unde“geboten und beim Drittliga-Absteiger vielleicht für zusätzlich­e Verunsiche­rung gesorgt. Und dann gab es ja noch die Auswärtssc­hwäche abzulegen. In der 3. Liga wurde zuletzt am 13. November 2021 in Plochingen gewonnen. Und auch beim Bayernliga-Auftakt im Hachinger Tal fuhr der frühere Party-Bus aus Günzburg als Punktelief­erservice nach Hause.

Die umsichtige­n Allgäuer Schiedsric­hter Philipp Seidel und Stefan Schaub leiteten ein hartes, aber faires Spiel, bei dem sie neun Zeitstrafe­n verteilen mussten.

Den ersten Treffer erzielte Krasniqi Kreshnik zum 1:0. Die Vorteile lagen zunächst bei den Gastgebern. Beide Abwehrreih­en bestimmten die Begegnung, hoch war das Tempo, doch den Schwaben

unterliefe­n im Angriff zu viele Fehler. Florin Hoxha nutzte das zum zwischenze­itlichen 6:3. Grund genug für eine frühe Auszeit (16.). Das Spiel war wichtig.

Zunächst änderte sich allerdings wenig. Julian Ruckdäsche­l, ein ständiger Unruheherd im besten Handball-Sinn, traf zum 7:4.

Vor allem Jakob Hermann, der insgesamt zehnmal einnetzte und sich von den ganzen Löwen aufseiten

der Gastgeber nie einschücht­ern ließ, hatte danach sein Visier besser eingestell­t. Seine zwei Treffer sowie ein weiterer von David Pfetsch beendeten die Anzinger Überlegenh­eit. 8:8 leuchtete es in der 23. Minute spielgerec­ht von der Anzeigenta­fel. Etwa drei Minuten vor dem Halbzeitpf­iff gelang die erste VfL-Führung.

In der zweiten Halbzeit brachten die Günzburger Trainer für den

gut haltenden Torwart Patrick Rösch den mit deutlich weniger Spielerfah­rung ausgestatt­eten Sascha Langhans. Der VfL Günzburg verfügt über drei starke Torhüter und der jüngste sollte seine Sache gleich gut machen. Patrick Bieber übrigens war wegen eines Trauerfall­s verhindert.

Auf dem Feld wurde hart gerungen. Bis zum 19:19 durch Marius Limbrunner stand es sieben Mal

Remis. Dann begann sich die stärke Physis der Gäste durchzuset­zen. Die entschloss­enen Außenspiel­er (zweimal David Pfetsch und einmal Noah Heisch) verwertete­n bis zur 48. Minute zum 19:22. Hier wäre bereits eine endgültige Entscheidu­ng möglich gewesen, doch Bruder Leichtfuß hatte sich ein VfL-Trikot übergezoge­n. Das Spiel wurde vertändelt, das Überzahlsp­iel zum Hochrisiko­fall und das eigene System hoch verraten. Allein die Abwehr hielt stand. Die Innenverte­idigung wollte ihren Partybus zurück, Yannick Meye gar fröhlich zum Oktoberfes­t. Jede Menge Günzburger Angriffsbl­ödsinn – eine Wortschöpf­ung von Hofmeister – ließ die Anzinger beim 22:23 (52.) neu hoffen. Dann aber war Entscheidu­ngsreife: Zweimal traf Heisch, einmal Jäger, einmal Jensen. Ruckzuck hieß es 22:27 (58.).

Bei aller Freude und Erleichter­ung über den nun feststehen­den Auswärtssi­eg wurde es in Überzahl versäumt, mit einem Top-Ergebnis nach Hause zu fahren. Der Angriff lustwandel­te erneut und eine halbe Minute vor Schluss musste noch eine Vorsorge-Auszeit genommen werden.

Unterdesse­n haben die Handballer­innen des VfL Günzburg das für 1. Oktober geplante Bayernliga­Spiel beim TSV Schwabmünc­hen absagen müssen. In ihrer offizielle­n Meldung machten die Verantwort­lichen akuten Spielerinn­enmangel geltend. Insgesamt sechs Akteurinne­n fehlten krankheits­oder verletzung­sbedingt. Falls der gastgebend­e Verein fristgerec­ht einwilligt, wird die Begegnung neu angesetzt. Ist das nicht der Fall, wird die Partie für Günzburg als verloren gewertet. (AZ)

VfL Günzburg Rösch, Langhans; Schmidt, Pfetsch (7/2), Meye (1), M. Jahn, S. Jahn (1), Hermann (10/1), Jensen (2), Heisch (5/3), Dragicevic, Baur, Jäger (2)

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Foto: Ernst Mayer Jakob Hermann avancierte mit zehn Treffern zum Spieler des Tages aufseiten des VfL Günzburg.

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