Guenzburger Zeitung

Läuft das denn immer so weiter?

Porträt Seitdem Urs Fischer bei Union Berlin übernommen hat, geht es für den Verein nur in eine Richtung: nach oben. Im Sommer feierte er mit seiner Tochter einen besonderen Titel.

- Florian Eisele

Es ist jeden Sommer das Gleiche: Wenn es in den Saisonprog­nosen darum geht, die Platzierun­g von Union Berlin zu tippen, lautet die einhellige Meinung in den Sportredak­tionen, dass das doch nicht so weitergehe­n könne und jetzt dann doch mal ein Rückschlag kommen müsse. Liest sich aber auch fast schon unheimlich: 2019 Aufstieg in die Bundesliga, danach die Plätze 11, 7 und zuletzt 5. Und jetzt? Rangiert Union in der Bundesliga tatsächlic­h als Tabellenfü­hrer. Der Erfolg ist vor allem mit einem Namen verbunden: Urs Fischer. Der Schweizer übernahm im Sommer 2018, seither setzte der Klub zum Höhenflug an, der sich in der Euro League in Malmö (Donnerstag, 18:45 Uhr, RTL) fortsetzen soll. Allerdings ohne Fischer, der wegen einer Corona-Erkrankung fehlt.

Der 56-Jährige war lange nur intimen Kennern des eidgenössi­schen Fußballs ein Begriff: Als Abwehrspie­ler kickte er den Großteil seiner Karriere für den FC Zürich in seiner Heimatstad­t, dann acht Jahre in St. Gallen, zuletzt wieder Zürich. Der einzige Titel: 2000 Pokalsiege­r als Züricher Kapitän. Beim FC trainierte Fischer Jugendteam­s, half mal als CoTrainer bei den Profis aus – wenig deutete auf eine spannende Karriere hin, als er mit 44 Jahren die Erstligama­nnschaft übernahm. Auf der Trainerban­k machte er jedoch schnell von sich reden. In seinen beiden Jahren beim FC Basel wurde er jeweils Meister und einmal Pokalsiege­r. 2018 folgte die Unterschri­ft in Berlin. Der Trainerstu­hl bei Union galt bis dahin als Schleuders­itz, Fischer war der sechste Trainer in vier Jahren. Der knorrige Schweizer avancierte zum Glücksgrif­f – und hat offenbar noch nicht genug in der Hauptstadt. Zuletzt verlängert­e er seinen bis 2023 laufenden Vertrag vorzeitig. An Angeboten anderer Vereine, wie sie zahlreiche Union-Kicker stets annehmen, dürfte es nicht gefehlt haben. Und doch: Der Höhepunkt des Jahres fand für den heimlichen Raucher Fischer nicht in Berlin, sondern im Sommer in Lausanne statt. Riana Fischer, eine seiner beiden Töchter, gewann – natürlich mit dem FC Zürich – die Schweizer Meistersch­aft. Beim Finalspiel war Fischer im Stadion und sah, wie seine Tochter in ihrem letzten Spiel den Titel holte. Ein Titel mit Union wäre wirklich nochmals eine Steigerung. Wirklich unmöglich scheint mit Fischer wenig zu sein.

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dpa Foto: Hendrik Schmidt,

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