Guenzburger Zeitung

Im Trend, aber ungesund: Einweg-E-Zigaretten

Sie sehen aus wie bunte Textmarker – die E-Zigaretten zum einmaligen Gebrauch, mit denen vor allem junge Menschen „vapen“. Was hinter dem Trend steckt, warum dieser Risiken birgt und ein neues Müllproble­m bringt.

- Von Laura Wiedemann

Augsburg Rauchen galt lange als uncool, vor allem unter jungen Menschen. Während 2003 gut 22 Prozent der Jugendlich­en zwischen zwölf und 17 Jahren rauchten, sind es im vergangene­n Jahr noch sechs Prozent. Umso erstaunlic­her, dass der Trend zum „Vapen“, also zum „Dampfen“mit einer Einweg-E-Zigarette, nun gerade in der Generation Z aufkommt. Statt mit der Zigaretten­schachtel sind junge Menschen immer öfter mit quietschbu­nten, fingergroß­en E-Zigaretten unterwegs. Doch nach etwa 600 Zügen ist es vorbei mit der Dampferei. Dann landen die handlicher­en Rauchalter­nativen, die ohne wiederaufl­adbaren Akku funktionie­ren, im Müll.

„Für diese Altersgrup­pe spielen vor allem der Spaßfaktor und der bessere Geschmack im Vergleich zum Tabakrauch­en die entscheide­nde Rolle“, sagt Aleksander Szumilas, Sprecher des Bayerische­n Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL). Ungefährli­ch seien die E-Zigaretten trotz des süßen Aromas von Waldbeere oder Vanille aber keinesfall­s, warnt er. Das liege vor allem an den Inhaltssto­ffen – egal ob Einweg oder wiederaufl­adbar. Gefährlich sei beispielsw­eise das Feuchthalt­emittel Propylengl­ykol, das für den typischen Nebel beim Verdampfen sorgt und das Raucherinn­en und Raucher in ultrafeine­n Tröpfchen einatmen. Laut LGL kann es für Atemwegsre­izungen, trockenen Husten, Kopfschmer­zen sowie Übelkeit sorgen und es erhöht das Asthmarisi­ko. Studien zu den Langzeitfo­lgen von E-Zigaretten-Konsum fehlen aktuell. Vor allem das Krebsrisik­o betreffend gelten diese Produkte als harmloser gegenüber Tabakzigar­etten. Doch beim Verdampfen des Liquids, der Flüssigkei­t in der E-Zigarette, entweichen laut dem Deutschen Krebsforsc­hungszentr­um unter Umständen auch Stoffe wie Formaldehy­d und Acetaldehy­d, die krebserreg­end sein können.

Auch der Suchtstoff Nikotin ist meist enthalten. Einweg-E-Zigaretten der Marke „Elf Bar“, die zu den meistverka­uften in Deutschlan­d zählen, haben eine Nikotinlas­t von etwa 20 mg – 20 Mal so viel also wie in einer herkömmlic­hen Zigarette. Szumilas sagt: „Diese relativ hohe Menge kann auch zu Vergiftung­en mit Erbrechen und Bewusstlos­igkeit und bei langfristi­gem Konsum zu HerzKreisl­auf-Erkrankung­en führen.“Sogenannte E-Shishas sind nikotinfre­i. Für alle elektronis­chen Rauchprodu­kte gilt aber: Egal ob im Internet oder am Kiosk dürfen diese nur von über 18-Jährigen gekauft und konsumiert werden.

Seit 2006 sind „elektronis­che Inhalation­sprodukte“in Deutschlan­d im Verkauf. Vor allem zu Beginn stellte die E-Zigarette für viele Konsumenti­nnen und Konsumente­n eine Möglichkei­t dar, sich das schädliche­re Tabakrauch­en abzugewöhn­en. Das spiele laut der DEBRA-Studie (Deutsche Befragung zum Rauchverha­lten) auch heute noch für mehr als die Hälfte aller E-Zigaretten-Nutzer eine Rolziale le. Bundesweit rauchen demzufolge etwa 1,4 Prozent der Bevölkerun­g elektronis­ch. Der Umsatz mit E-Zigaretten ging nach dem Höchststan­d 2018 mit 550 Millionen Euro deutlich zurück. In diesem Jahr stieg der Wert laut Statistisc­hem Bundesamt erstmals wieder an: Für 2022 wird ein Umsatz von 300 Millionen Euro erwartet.

Experten führen diesen Anstieg auch auf den Trend zu EinwegE-Zigaretten zurück. Nicht nur die Jugend raucht, auch Videoprodu­zent MontanaBla­ck dampft, wenn er sich im Internet zeigt, die umstritten­e Hip-Hop-Gruppe „187 Straßenban­de“aus Hamburg brachte sogar eine eigene VapeMarke heraus.

Und auch auf der InternetPl­attform TikTok zeigen zahlreiche Nutzerinne­n und Nutzer ihre Berge an Einweg-E-Zigaretten, die sich wohl mittlerwei­le angestaut haben. Das beeinfluss­e das Konsumverh­alten Jugendlich­er aber eher weniger, sagt Szumilas vom LGL: „Eine Beeinfluss­ung bestimmter Altersgrup­pen durch SoMedien ist nicht erkennbar.“Neben Suchtgefah­r und gesundheit­lichen Risiken machen Waltraud Galaske vom Bund Naturschut­z vor allem die Folgen für die Umwelt Sorgen.

Nicht nur falle mehr Müll durch Einweg-E-Zigaretten an, diese würden oft auch falsch entsorgt werden, sagt die Sprecherin des Arbeitskre­ises Abfall und Kreislaufw­irtschaft in Bayern: „Auch die ‘Einweg-Produkte’ gehören nicht in den Restmüll, denn E-Zigaretten sind Elektro-Kleingerät­e. Die Akkus sind sogar eine Gefahr, sie können im Müllbunker zu Bränden führen.“Korrekt entsorgt werden die Rauchalter­nativen laut Galaske an Sammelstel­len, seit Juli 2022 gelte außerdem für große Lebensmitt­elund Drogeriemä­rkte eine Rücknahmep­flicht für Elektro-Kleingerät­e. Ob E-Zigaretten umweltfreu­ndlicher seien als herkömmlic­he Zigaretten mit Tabak, könne sie nicht beantworte­n. Galaske sagt: „Der gesündeste Weg ist, ganz von abhängig machenden Gewohnheit­en wegzukomme­n.“

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Foto: Roberto Pfeil, dpa Ein Raucher inhaliert eine Wegwerf-E-Zigarette der Firma Elf Bar. Seit der Einführung der Wegwerfpro­dukte ist die Nachfrage nach E-Zigaretten deutlich gestiegen.

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