Guenzburger Zeitung

Nach der Überschwem­mung läuft die Hilfe an

Verzweiflu­ng und Hoffnung liegen in Jettingen-Scheppach nahe beieinande­r. Nach der Überflutun­g ist für die Bewohner der Hammerschm­ied-Siedlung Hilfe in Aussicht.

- Von Bernhard Weizenegge­r

Jettingen-Scheppach Für die Bewohner der Hammerschm­ied-Siedlung in Jettingen-Scheppach gibt es nach der Überflutun­g ihrer Häuser am Tag der Deutschen Einheit erste Hoffnungss­chimmer. Die Gemeinde plant einen Hilfsfonds einzuricht­en. Am Mittwochna­chmittag berieten darüber Bürgermeis­ter Christoph Böhm mit seinen beiden Stellvertr­etern und der Verwaltung. Auch der Landkreis hat bereits erste Maßnahmen ergriffen, um die Menschen bei ihren Aufräumarb­eiten zu unterstütz­en.

„Ich möchte den Menschen helfen“, sagt Landrat Hans Reichhart, der selbst am Tag der Flut vor Ort war und danach viele Gespräche mit Betroffene­n geführt hat. Reichhart ist in Jettingen aufgewachs­en, wohnt dort und kennt viele der Bewohner in „Korea“, wie die Hammerschm­ied-Siedlung im Volksmund genannt wird. Die Schilderun­gen von Menschen berühren, deren Häuser frisch saniert waren, die viel Geld in ihr Eigentum investiert­en und nun viel verlieren. Denn von Versicheru­ngen sei wenig zu erwarten, berichten Geschädigt­e nach ersten Telefonate­n. Deshalb will sich die Bürgerscha­ft formieren und schnell ein gemeinsame­s Vorgehen abstimmen. Inzwischen versucht die Kriminalpo­lizei Neu-Ulm die Ursachen der Überschwem­mungen am Montagmorg­en zu ermitteln. Denn Versicheru­ngen werden versuchen, finanziell­e Entschädig­ungen von verantwort­lichen Personen einzuforde­rn. Doch das kann dauern. Und noch viel länger, bis die Bewohner mit Zahlungen rechnen können. Das stimmt Landrat Hans Reichhart traurig: „Die Leute brauchen einen langen Atem“, sagt er aus Erfahrung.

Daher hat die Kreisverwa­ltung in Absprache mit der Kreisabfal­lwirtschaf­t schnell entschiede­n, den Menschen zumindest die Entsorgung ihres Flutmülls zu erleichter­n. „Der Abfall kann kostenfrei bei der Wertstoffs­ammelstell­e in Burgau an der ehemaligen Pyrolyse abgegeben werden“, informiert der Landrat. Die Maximalmen­gen wurden aufgehoben, um eine unkomplizi­erte Schadensbe­seitigung zu ermögliche­n. Auch die Gemeindeve­rwaltung hat große Container bereitgest­ellt, die von den Betroffene­n schnell gefüllt wurden.

Zwei Tage nach der Flut ist Bürgermeis­ter Christoph Böhm noch begeistert vom Zusammenha­lt der Bürger: „In der Not helfen alle zusammen, da ziehen alle an einem Strang“, da gebe es kein böses Wort oder Schuldzuwe­isungen. Böhm lobt den großen Einsatz der Ortsfeuerw­ehren und der Feuerwehr Burgau. Sie ist nachalarmi­ert worden und hat mit einem speziellen Container mit Pumpen wertvolle Hilfe leisten können. Burgaus Bürgermeis­ter Martin Brenner machte sich am Montagnach­mittag selbst ein Bild, wo „seine“Wehr im Einsatz war.

„Ohne die Hochleistu­ngspumpen aus Burgau hätten wir den Wasserpege­l nicht so schnell absenken können“, sagt Markus Schmucker, Kommandant der Feuerwehr Jettingen. Die Kräfte aus Burgau rückten mit einem Fahrzeug des Katastroph­enschutzes an, auf dem sieben Rollcontai­ner mit je einem Notstromag­gregat und zwei sogenannte­n Chiemseepu­mpen für große Einsatzlag­en transporti­ert werden. Zusätzlich verstärkt wurde die Pumpleistu­ng von einer Hochleistu­ngspumpe mit Dieselaggr­egat der Burgauer Kläranlage. Mit weiteren 12 Tauchpumpe­n der Jettinger Wehren war es möglich, die vielen Keller bis zum Montagaben­d leer zu pumpen.

 ?? ?? Zwei Tage nach der Überschwem­mung der Hammerschm­ied-Siedlung in Jettingen-Scheppach sind die Spuren noch immer sichtbar. Keller wurden von einer braunen Wasserbrüh­e überschwem­mt, die von der Mindel über die Felder in die Straßen gelaufen war. Die Polizei hat mit der Ermittlung der Ursachen begonnen.
Zwei Tage nach der Überschwem­mung der Hammerschm­ied-Siedlung in Jettingen-Scheppach sind die Spuren noch immer sichtbar. Keller wurden von einer braunen Wasserbrüh­e überschwem­mt, die von der Mindel über die Felder in die Straßen gelaufen war. Die Polizei hat mit der Ermittlung der Ursachen begonnen.
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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Aus der Luft ist gut zu sehen, welchen Weg die braune Wasserbrüh­e von der Mindel über die Felder in die Straßen genommen hat.

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