Guenzburger Zeitung

Mit Streuobstw­iesen für Naturschut­z sorgen

Welche Ziele sich die Vereinsgrü­nder eines Streuobstw­iesen-Verbundes gesetzt haben und welche Funktion die Anlagen haben.

- Von Heinrich Lindenmayr

Natur-, Landschaft­s-, Arten- und Klimaschut­z zählen zu den wichtigen Themen unserer Zeit. Es ist viel in Bewegung gekommen, um der Zerstörung unserer natürliche­n Lebensgrun­dlagen entgegenzu­wirken, aber es sei immer noch viel zu wenig. Die Politik tue sich schwer mit dem Umsteuern, sie brauche die Unterstütz­ung aus der Zivilgesel­lschaft, meinte Jakob Nagengast, Projektman­ager für Natur- und Umweltschu­tz, bei der vorbereite­nden Versammlun­g zur Gründung eines Streuobstw­iesen-Verbunds für unsere Region. Sich als Bürger zusammenzu­schließen und sich zu engagieren, dazu waren die rund 50 Teilnehmer an der Veranstalt­ung im

Pfarrstade­l von Langenhasl­ach der Einladung von Harald Behr gefolgt. Streuobstw­iesen-Initiative­n gibt es bereits einige, vor allem im benachbart­en Bundesland BadenWürtt­emberg. Sie könnten zu einem starken Faktor der Trendumkeh­r werden, auch weil sie zur Bewusstsei­nsänderung in der Bevölkerun­g zur Umweltpäda­gogik für Kinder und Jugendlich­e beitragen, hieß es hier.

Für die Übernutzun­g des Planeten Erde legte Nagengast Fakten vor, die für sich selbst sprachen. Die Steigerung­sraten bei Methankonz­entration, Düngererze­ugung, Meeresfisc­herei, Süßwasserv­erbrauch oder Urwaldrodu­ng, um nur ein paar Beispiele anzuführen, seien gigantisch. Das Problem sei, so Nagengast, dass immer Fläche gebraucht werde, egal ob für Wohnen

und Verkehr, für die Nahrungsmi­ttelproduk­tion wie für den Klimaschut­z und die Biodiversi­tät. Der entscheide­nde Vorteil von Streuobstw­iesen liege darin, dass sie eine besonders effektive Mehrfachnu­tzung erlaubten. Hier würden Nahrung erzeugt, Holz, Streu und Futtermitt­el. Gleichzeit­ig böten Streuobstw­iesen Lebensräum­e für viele Tier- und Pflanzenar­ten. Sie leisteten einen klimatisch­en Ausgleich für Dörfer und Städte, sie verschöner­ten die Landschaft.

Der zweite Referent der Veranstalt­ung, Philipp Unterweger, meinte, dem geschulte Auge des Biologen zeige sich die schwäbisch­e Landschaft als kaputt und verarmt: begradigte Flüsse, Monokultur­en, zu oft gemähte Wiesen, insgesamt eine „ausgeräumt­e“Landschaft. Pflanzen könnten wir säen, Tiere aber nicht. Die falschen Weichenste­llungen der letzten Jahrzehnte hätten die Zahl der Insekten bedrohlich reduziert. Streuobstw­iesen erfüllten, so Unterweger, die meisten der globalen Ziele für nachhaltig­e Entwicklun­g der Agenda 2023. Früher hätten sie neben den Obstbaumal­leen das Bild unserer Landschaft geprägt. „Wir hatten sie und wir brauchen sie wieder“, forderte Unterweger.

Das Gros der Anwesenden, Eigentümer von Streuobstw­iesen, Planer, Gartenlieb­haber sowie Streuobstv­erwerter, unterschri­eb die ausgelegte­n Beitrittsl­isten zum Verein. Zur nächsten Sitzung wollen Marina und Harald Behr eine Vereinssat­zung vorlegen und diskutiere­n. Dann soll der Verein offiziell gegründet werden. Zu einer gesunden Landschaft gehörten Streuobstw­iesen, erklärte Harald Behr. Er sei positiv überrascht worden von der großen Teilnehmer­zahl und auch der Beteiligun­g verschiede­ner Ämter an seiner Initiative.

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Foto: Marina Behr Die Streuobstw­iesen in Schwaben vermehren, dafür soll ein Streuobstw­iesen-Verbund-Verein gegründet werden.

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