Mit Streuobstwiesen für Naturschutz sorgen
Welche Ziele sich die Vereinsgründer eines Streuobstwiesen-Verbundes gesetzt haben und welche Funktion die Anlagen haben.
Natur-, Landschafts-, Arten- und Klimaschutz zählen zu den wichtigen Themen unserer Zeit. Es ist viel in Bewegung gekommen, um der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen entgegenzuwirken, aber es sei immer noch viel zu wenig. Die Politik tue sich schwer mit dem Umsteuern, sie brauche die Unterstützung aus der Zivilgesellschaft, meinte Jakob Nagengast, Projektmanager für Natur- und Umweltschutz, bei der vorbereitenden Versammlung zur Gründung eines Streuobstwiesen-Verbunds für unsere Region. Sich als Bürger zusammenzuschließen und sich zu engagieren, dazu waren die rund 50 Teilnehmer an der Veranstaltung im
Pfarrstadel von Langenhaslach der Einladung von Harald Behr gefolgt. Streuobstwiesen-Initiativen gibt es bereits einige, vor allem im benachbarten Bundesland BadenWürttemberg. Sie könnten zu einem starken Faktor der Trendumkehr werden, auch weil sie zur Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung zur Umweltpädagogik für Kinder und Jugendliche beitragen, hieß es hier.
Für die Übernutzung des Planeten Erde legte Nagengast Fakten vor, die für sich selbst sprachen. Die Steigerungsraten bei Methankonzentration, Düngererzeugung, Meeresfischerei, Süßwasserverbrauch oder Urwaldrodung, um nur ein paar Beispiele anzuführen, seien gigantisch. Das Problem sei, so Nagengast, dass immer Fläche gebraucht werde, egal ob für Wohnen
und Verkehr, für die Nahrungsmittelproduktion wie für den Klimaschutz und die Biodiversität. Der entscheidende Vorteil von Streuobstwiesen liege darin, dass sie eine besonders effektive Mehrfachnutzung erlaubten. Hier würden Nahrung erzeugt, Holz, Streu und Futtermittel. Gleichzeitig böten Streuobstwiesen Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Sie leisteten einen klimatischen Ausgleich für Dörfer und Städte, sie verschönerten die Landschaft.
Der zweite Referent der Veranstaltung, Philipp Unterweger, meinte, dem geschulte Auge des Biologen zeige sich die schwäbische Landschaft als kaputt und verarmt: begradigte Flüsse, Monokulturen, zu oft gemähte Wiesen, insgesamt eine „ausgeräumte“Landschaft. Pflanzen könnten wir säen, Tiere aber nicht. Die falschen Weichenstellungen der letzten Jahrzehnte hätten die Zahl der Insekten bedrohlich reduziert. Streuobstwiesen erfüllten, so Unterweger, die meisten der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2023. Früher hätten sie neben den Obstbaumalleen das Bild unserer Landschaft geprägt. „Wir hatten sie und wir brauchen sie wieder“, forderte Unterweger.
Das Gros der Anwesenden, Eigentümer von Streuobstwiesen, Planer, Gartenliebhaber sowie Streuobstverwerter, unterschrieb die ausgelegten Beitrittslisten zum Verein. Zur nächsten Sitzung wollen Marina und Harald Behr eine Vereinssatzung vorlegen und diskutieren. Dann soll der Verein offiziell gegründet werden. Zu einer gesunden Landschaft gehörten Streuobstwiesen, erklärte Harald Behr. Er sei positiv überrascht worden von der großen Teilnehmerzahl und auch der Beteiligung verschiedener Ämter an seiner Initiative.