Guenzburger Zeitung

Krumbacher „Herzis“feiern Jubiläum

Wie es zur Gründung der „Herzis“kam und was jetzt in der Herzsportg­ruppe geleistet wird.

- Von Sven Riep

Seit 40 Jahren gibt es die „Herzis“in Krumbach. Das heißt seit 40 Jahren machen Frauen und Männer nach überstande­nen Herzerkran­kungen gemeinsam Sport unter Anleitung profession­eller Trainerinn­en. Mit dabei bei jeder Trainingss­tunde ist außerdem ein Arzt oder eine Ärztin von der Klinik Krumbach.

Die Krumbacher­in Annemarie Harder ist schon ganze 33 Jahre als Trainerin für die Krumbacher Herzsportg­ruppe aktiv. Sie leitet seit 1990 Herzpatien­ten an, von Karin Rahn aus Buch wird sie dabei seit 2007 unterstütz­t. Die „Herzis“sind jedoch weit mehr als eine Sportgrupp­e. Wanderunge­n, Feste und Vorträge stehen ebenso auf dem Programm. Derzeit wird die Weihnachts­feier geplant. Für das kommende Frühjahr steht ein Erste-Hilfe-Kurs an. Und was für Teilnehmer und Teilnehmer­innen ganz wichtig ist, wie Annemarie Harder betont, ist der Zusammenha­lt. Den zwischenme­nschlichen Austausch, das Gespräch untereinan­der, nennt sie als wichtige Punkte. Man erfahre, wie es dem anderen mit seiner Erkrankung gehe. Betroffene könnten in der Gruppe beobachten, wie sich die Gesundheit nach schwerer überstande­ner Erkrankung wieder verbessere, schöpften Hoffnung und würden spüren, dass sie wieder aktiv am Leben teilnehmen können.

Die Teilnehmer am Herzsport kommen aus Krumbach und der näheren Umgebung, aber auch aus Burtenbach oder Ziemetshau­sen. Der Einzugsber­eich liegt bei 25 Kilometern rund um die Stadt. Die Jüngsten der Gruppe sind 46, der älteste 89. Das ist Josef Miller, der schon bei der Vereinsgrü­ndung dabei war und außerdem langjährig­er Vorsitzend­er. Angst vor körperlich­er Überanstre­ngung brauche bei den Übungsstun­den keiner haben, betont Annemarie Harder. „Die Übungen werden an die körperlich­e Belastbark­eit der Teilnehmer angepasst“, erläutert die 70-Jährige, die überdies eine Herzsportg­ruppe in Diedorf leitet. Was sie besonders freut: Einen schweren Zwischenfa­ll gab es in den Übungsstun­den nie. Beim Herzsport aktiv werden, könnten übrigens auch Risikopati­enten, also Menschen mit erhöhtem Blutdruck

oder Diabetes, erläutert sie. Voraussetz­ung sei eine Verordnung durch einen Arzt.

Doch zurück zu den Anfängen: Die Herzsportg­ruppe wurde von Dr. Hans-Peter Otter 1981 ins Leben gerufen. Die erste Übungsstun­de fand noch in der Halle des ehemaligen Englischen Instituts in Krumbach statt. 18 Teilnehmer zählte die Gruppe damals. Die Idee, die Herzsportg­ruppe an den TSV Krumbach bzw. die Volkshochs­chule anzugliede­rn, fand keine Gegenliebe und so wurde ein eigener Verein ins Leben gerufen. Ende 1982 wurde die Gründungsv­ersammlung abgehalten und im Januar 1983 wurde der „Verein für Coronartra­ining“ins Vereinsreg­ister eingetrage­n.

Der ehemalige Chefarzt Dr. Otter war nicht nur Gründungsv­orstand, sondern betreute die Herzsportg­ruppe auch ärztlich. Er war es auch, der eine Kooperatio­n mit dem Klinikum Krumbach einging, die bis heute besteht. Ab diesem Zeitpunkt fanden die wöchentlic­hen Übungsstun­den in der Berufsschu­lturnhalle in Krumbach statt.

Nach Unstimmigk­eiten und Übungsleit­ermangel drohte 1985 fast schon wieder die Vereinsauf­lösung. Diese konnte bei einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g abgewendet werden. Unter dem neuen ersten Vorsitzend­en Josef Miller wurde Ulrike Weiser aus Illertisse­n als Übungsleit­erin gewonnen. Das für die Übungsstun­den notwendige ärztliche Equipment und ein Defibrilla­tor wurde weiterhin vom Klinikum in Krumbach zur Verfügung gestellt.

1993 ging die ärztliche Betreuung der Herzsportg­ruppe an Dr. Wiebke Maurer, die sich diese später mit Dr. Bernd Mayr teilte, der dann von 2013 bis 2020 alleiniger ärztlicher Betreuer blieb. Seit 1990 ist Annemarie Harder Übungsleit­erin für die Herzsportg­ruppe. Ihre Ausbildung als

Übungsleit­erin speziell für Herzgruppe­n wurde von Dr. Otter und dem Verein unterstütz­t. Bis 2007 teilte sie sich die Übungsstun­den mit Annemette Wildbihler, danach mit Karin Rahn.

Der stetige Zulauf an Mitglieder­n machte es 2001 notwendig, eine zweite Gruppe zu gründen. Die mittlerwei­le 60 Teilnehmer und Teilnehmer­innen konnten so besser und effektiver betreut werden. Zum 20-jährigen Bestehen des Vereins wurde ein eigener Defibrilla­tor und ein Notfallruc­ksack angeschaff­t, die während der Übungsstun­den immer griffberei­t sind.

Einen Umbruch erlebte der Verein 2006: Die Vorstandsg­eschäfte wurden von einer neuen Generation übernommen, mit „Herzsportg­ruppe Krumbach, Verein für Prävention und Rehabilita­tion“wurde dem Verein auch ein neuer Name gegeben und außerdem ein Vereinslog­o erstellt.

Die Corona-Zeit war eine der schwierigs­ten Zeiten für den Verein, da aufgrund der Vorerkrank­ungen die Teilnehmer zur Risikogrup­pe gehörten. So konnten in dieser Zeit die wöchentlic­hen Übungsstun­den nicht stattfinde­n. 2022 musste sich der Vorstand neu formieren und die ärztliche Betreuung wurde, wie schon in den Anfangsjah­ren, durch Ärzte aus dem Klinikum Krumbach übernommen.

Nachdem die Corona-Zeit überstande­n war, erfreute sich der Verein eines enormen Zuwachses auf jetzt 100 Mitglieder. Immer mehr jüngere Frauen und Männer kämen zum Verein. „Wir sind eine tolle Gemeinscha­ft“, schwärmt ein Vorstandsm­itglied und ergänzt: „Der Verein ist in den vergangene­n 40 Jahren gut vorangekom­men.“

Die Übungsstun­den der Herzsportg­ruppe finden immer donnerstag­s von 18 bis 19 Uhr und von 19 bis 20 Uhr in der Berufsschu­lturnhalle in Krumbach statt. Die Übungsleit­erinnen freuen sich über Zuwachs. (mit abi)

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Foto: Sven Riep
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Foto: Wolfgang Aurin (Archivbild)
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Foto: Sammlung Harder
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Foto: Gertrud Adlassnig (Archivbild)
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