So steht es um die E-Mobilität im Landkreis
Die Bundesregierung kippt die E-Auto-Förderung, trotzdem steigt die Zahl der Zulassungen immer weiter. Nicht zuletzt durch die Bezuschussung der Hersteller.
Klimaschonende Mobilität ist ein Thema, das die Menschheit bewegt. Und zwar nicht nur junge Menschen, die freitags auf die Straße gehen oder solche, die sich aus Protest auf die Straße kleben, sondern auch die deutsche Automobilindustrie. Die setzt nämlich immer mehr auf Akkus und Elektromotoren. Die Auswahl an Fahrzeugen nimmt zu, die Anschaffungspreise ebenfalls. Im Rahmen von Sparmaßnahmen hat die Ampel-Koalition den Bonus für die Neuanschaffung über Nacht gestrichen. Deshalb stellt sich die Frage: Wie viele Menschen im Landkreis Günzburg leisten sich elektrische Fahrzeuge? Und steht trotz steigender Kosten in Aussicht, dass sie bald dem Platzhirsch Verbrenner das Revier streitig machen?
Deutschlandweit steigt der prozentuale Anteil von E-Fahrzeugen stetig an. Auch der Landkreis Günzburg ist da keine Ausnahme. Ende 2021 waren dort 85.699 Autos zugelassen, 945, also rund 1,1 Prozent davon, mit reinem E-Antrieb. 2190 Hybridfahrzeuge befanden sich ebenfalls darunter, außerdem ein einziges WasserstoffBrennstoffzellenfahrzeug.
Zum Stichtag Ende November 2023 hat sich die Anzahl der Stromer innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt. Von insgesamt 85.337 Autos sind 2350 rein elektrisch, also rund 2,8 Prozent. Die Zahl der Hybride hat sich mit 3739 genauso markant erhöht, obendrein wurde ein zweites Wasserstoffauto zugelassen.
Die höhere Anzahl an elektrischen Autos merken auch die Lechwerke an ihren Ladesäulen. Denn der Bedarf an Strom steigt. Jedes Jahr werden zehn bis 15 Prozent
mehr Strom darüber in E-Fahrzeuge geladen. „Aktuell betreibt LEW im Landkreis Günzburg 21 öffentliche Ladestationen“, teilt LEW-Sprecher Ingo Butters mit. Und das sollen in Zukunft mehr werden. Man sei „im stetigen Austausch mit Kommunen und Unternehmen, um einen bedarfsgerechten weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben“.
Die Anschaffung der Stromer wird aber ab sofort teurer. Bis Mitte Dezember gab es noch die Förderung in Höhe von 4500 Euro auf
E-Autos bis 40.000 Euro, Fahrzeuge von 40.000 Euro bis 65.000 Euro wurden mit 3000 Euro subventioniert, noch teurere Fahrzeuge gar nicht. Im Zuge der Verhandlungen zum Klima- und Transformationsfonds hat die Bundesregierung beschlossen, die Förderung durch den Umweltbonus zu beenden. Seither können keine neuen Anträge mehr gestellt werden. Das trifft vor allem Menschen, die ihr Fahrzeug bereits bestellt haben. Denn der Umweltbonus konnte erst beantragt werden, wenn das Fahrzeug zugelassen war. Heißt: Alle, die noch warten, müssen nicht nur, wie ursprünglich für dieses Jahr geplant, mit weniger, sondern gar keiner Förderung klarkommen.
Um einem Einbruch der Verkaufszahlen entgegenzuwirken, übernehmen bereits einige Hersteller selbst die Kosten des weggefallenen Zuschusses. So übernimmt etwa der Stellantis-Konzern für seine Marken Peugeot, Opel, Fiat und Jeep für Privatkunden bis zum Jahresende den gesamten Umweltbonus, heißt es seitens des ADAC. Zusätzlich will der niederländische Konzern demnach für bereits bestellte E-Fahrzeuge, die von ihren Besitzern bis zum 29. Februar 2024 zugelassen werden, die ursprünglich geplante gesenkte Prämie übernehmen. Auch Mercedes hat angekündigt, für vollelektrische Privatautos bis Jahresende die gesamte Prämie zu übernehmen.
Nicht nur im privaten Sektor gewinnen Elektrofahrzeuge stetig an mehr Beliebtheit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bauhofs in Krumbach fahren auch immer öfter lokal emissionsfrei. Denn das ist die Zukunft, sagt Stadtbaumeister Tobias Handel. Bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen werde immer überlegt, die elektrische Variante zu beschaffen – zumindest „wenn sich die Wahl zwischen zwei vergleichbaren Fahrzeugen stellt“. Da die Fahrzeuge des Bauamts sich lediglich im Stadtgebiet bewegen, sei die Reichweite in der Regel kein Problem. Neben dem Umweltaspekt sei ein weiterer Vorteil, dass keine Tankstopps eingelegt werden müssten und die Fahrzeuge in der Garage „tanken“können.
Im Fuhrpark des Günzburger Bauhofs kommen zwei Elektrofahrzeuge zum Einsatz: ein Auto und ein Kleintransporter. In der Stadtverwaltung gibt es einen Verbrenner, einen Hybriden, ein E-Auto und einen elektrischen Kleintransporter.