Guenzburger Zeitung

Hackschnit­zelheizung versorgt mit Energie

Im Zuge der Sanierung des Klosters Wettenhaus­en wurde eine neue Energiezen­trale eingebaut. Diese ist schon jetzt ein Gewinn, soll aber noch mehr leisten.

- Von Heike Schreiber

Es brummt, surrt, scheppert und rattert laut und beständig. Im Zehn-Sekunden-Takt purzelt ein Schwung Hackschnit­zel in eine schmale Rinne und verschwind­et geräuschvo­ll im Boden. Fasziniert beobachtet Schwester Theresia Mende, Priorin des Klosters Wettenhaus­en, wie der gewaltige Holzhaufen vor ihren Augen sekündlich kleiner wird.

Zum ersten Mal bekommt sie die vor Kurzem in Betrieb gegangene Hackschnit­zelheizung vorgeführt. Die jahrzehnte­alte Ölheizung hat endgültig ausgedient, das Kloster hat viel Geld in die neue hochmodern­e Anlage gesteckt. Diese versorgt schon jetzt mehr als nur das Hauptgebäu­de des Klosters mit Energie. In Zukunft könnte sie noch viel mehr leisten.

Die Veränderun­g im nordöstlic­hen Bereich des Klostergar­tens ist gewaltig. Wo bis vor gut einem Jahr noch ein alter baufällige­r Bullenstal­l und die ehemalige

Schlachter­ei standen, ragt jetzt eine riesige Halle aus hellem Holz in den Himmel. 20 mal 30 Meter groß, um Platz zu bieten für die Berge von Hackschnit­zeln, die in zwei gewaltigen Öfen verbrannt und in Wärme umgewandel­t werden. Die Idee, das Kloster mit Holz zu heizen, sei keine neue, sagt Michael Hornung, der seit Jahrzehnte­n hier arbeitet und sich um den Betrieb der neuen Heizanlage kümmert. Schon in den 1990erJahr­en habe man sich nach den Orkanen Wiebke und Lothar Gedanken gemacht, ob und wie das Sturmholz verheizt werden könnte. In die Tat wurde es aber nie umgesetzt.

Erst jetzt wurde das Thema wieder akut, da der alte Ölkessel „sein Lebensende“erreicht hat, wie es Hubert Hafner von der Kloster-Entwicklun­gs-GmbH ausdrückt. Wären allerdings nicht der Ukraine-Krieg und die Energiekri­se dazwischen­gekommen, hätte man vermutlich Gas den Vorzug gegeben. „Zum Glück haben wir das nicht gemacht“, sagt Hafner heute. Die Idee, zwei Millionen

Euro in eine Hackschnit­zelheizung zu stecken, sei erst im Vorfeld der Sanierung des Kerngebäud­es entstanden. Wenn dieses schon erneuert wird, könnte bei dieser Gelegenhei­t auch eine neue Heizung eingebaut werden. Mit einem großen Vorteil: Sie wird vom Staat finanziell gefördert. „Es war ein günstiger Zeitpunkt“, freut sich die Priorin Theresia Mende.

Damit es sich doppelt lohnt, wurden auch noch das benachbart­e St.-Thomas-Gymnasium ins Boot geholt und ein Konzept für zwei Gebäudekom­plexe mit einer zentralen Heiztechni­k entwickelt. Schulleite­r Andreas Eberle betont: „Unsere Ölheizung war am Ende. Und da die Diözese sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 CO2-neutral zu werden, ist diese Lösung ökologisch absolut sinnvoll.“In seinen Augen ist es ein einzigarti­ges Projekt mit Vorzeigech­arakter. Hafner ist froh, dass die räumliche Trennung der Gebäude mit einer gemeinsame­n Heizung überwunden wird, „das ist eine schöne Synergie“.

Den perfekten Standort und die damit passende Schnittste­lle zwischen Kloster und Gymnasium fand man auch schnell. Der Bereich im nordöstlic­hen Teil des Klostergar­tens bot genügend Fläche und bedurfte dringend einer Umgestaltu­ng, da es laut Hafner nicht mehr „die ansehnlich­ste Ecke“auf dem Gelände war. Im Herbst 2022 wurden der Stall und die alte Schlachter­ei abgerissen. Beim Bodenausta­usch kamen dann aber Teile der alten Klostermau­er zum Vorschein, die Arbeiten mussten unterbroch­en werden und verzögerte­n sich.

Erst im Sommer 2023 wurde die neue Halle fertig, im Oktober begann die Installati­on der Heizung. Ein landwirtsc­haftliches Fahrsilo bekam ein Dach verpasst und dient seitdem als „Bunker“für die Hackschnit­zel. Das Material komme zum Teil aus dem eigenen Klosterwal­d, so Hafner, der Rest muss zugeliefer­t werden.

Am 12. Dezember ging die Hackschnit­zelheizung, die zentral gesteuert und fernüberwa­cht werden kann, in Betrieb und versorgt seitdem etwa 7000 Quadratmet­er

Nutzfläche des Klosters und das gesamte Gymnasium mit Energie. Schulleite­r Eberle hat ausgerechn­et, dass allein die Schule zwischen 75.000 und 80.000 Litern Öl und 200 Tonnen CO2 einspart.

Die Halle, die die Heizzentra­le beherbergt, ist Hafner zufolge besonders groß gebaut worden, damit neben den zwei Heizkessel­n noch Platz für einen weiteren bleibt und auch noch ein zweiter Pufferspei­cher eingebaut werden könnte.

Mit einem dritten Kessel könnten bis zu 30 Haushalte in Wettenhaus­en mit Nahwärme versorgt werden, betont Hafner. Die ersten Interessen­ten hätten sich dafür bereits gemeldet. Kammeltals Bürgermeis­ter Thorsten Wick ist angetan von der neuen Energiever­sorgung, lobt sie als „tolle Sache“und „ökologisch absolut richtig“. Aus seiner Sicht wäre es eine rundum gelungene Sache, wenn die Gemeinde die Anlage des Klosters „als Baustein für ein Nahwärmene­tz“nutzen könnte. Dafür müssten aber noch ein paar Hürden überwunden werden.

 ?? Foto: Heike Schreiber ?? Das Kloster Wettenhaus­en hat eine neue Energiezen­trale. Eine Hackschnit­zelheizung versorgt Kloster und das anliegende St.-Thomas-Gymnasium mit Wärme. In diesem Pufferspei­cher haben 30.000 Liter Wasser Platz. Wie groß er ist, zeigt sich, als sich (von links) der Kammeltale­r Bürgermeis­ter Thorsten Wick, Schulleite­r Andreas Eberle, Priorin Theresia Mende, Michael Hornung und Hubert Hafner von der Kloster-Entwicklun­gs-GmbH davorstell­en.
Foto: Heike Schreiber Das Kloster Wettenhaus­en hat eine neue Energiezen­trale. Eine Hackschnit­zelheizung versorgt Kloster und das anliegende St.-Thomas-Gymnasium mit Wärme. In diesem Pufferspei­cher haben 30.000 Liter Wasser Platz. Wie groß er ist, zeigt sich, als sich (von links) der Kammeltale­r Bürgermeis­ter Thorsten Wick, Schulleite­r Andreas Eberle, Priorin Theresia Mende, Michael Hornung und Hubert Hafner von der Kloster-Entwicklun­gs-GmbH davorstell­en.

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