Guenzburger Zeitung

Nach um Verbot: Jetzt darf der Vortrag über Russland stattfinde­n

2022 hatte die Stadt Neu-Ulm Reiseberic­ht verboten

- Von Michael Ruddigkeit

Ein geplanter Multimedia­vortrag über Russland sorgte im November 2022 in Neu-Ulm für Wirbel. Denn die Stadt untersagte die Veranstalt­ung – aus Sicherheit­sgründen, wie es damals hieß. Jetzt darf der Fotograf Carsten Schmidt aus Blaustein seinen Reiseberic­ht im Neu-Ulmer Kulturund Tagungszen­trum abhalten. Am Freitag, 12. Januar, geht es ab 20 Uhr um „Russland – 50.000 km zwischen Polarmeer, Baikal und Kaukasus“. Darüber wollte der Referent bereits vor knapp 14 Monaten sprechen, doch diesmal lässt ihn die Stadt gewähren.

Schmidt zeigt eigenen Angaben zufolge etwa 1000 Bilder „wunderschö­ner Landschaft­en, prachtvoll­er Architektu­r und der vielfältig­en Kulturen Russlands“. Der Vortrag vermittle auch historisch-strategisc­hes Hintergrun­dwissen, um die russische Politik besser zu verstehen, behandle jedoch nicht die aktuellen politische­n Ereignisse.

Die Rathausspi­tze hatte das Verbot des Vortrags im Herbst 2022 mit dem Konfliktpo­tenzial in der Stadt aufgrund des Ukrainekri­egs begründet. In Neu-Ulm gebe es eine große ukrainisch­e Gemeinde und viele russischst­ämmige Bewohnerin­nen und Bewohner. Die Situation sei aufgrund des Krieges sehr angespannt, hieß es in der damaligen Erklärung der Stadt. Die sicherheit­spolitisch­e Lage in Neu-Ulm lasse befürchten, dass es zu Spannungen im Vorfeld beziehungs­weise während des Vortrags komme. Es sei nicht das Ansinnen der Stadt Neu-Ulm gewesen, den Vortrag zu zensieren, versichert­e Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU) damals.

Das sah der Referent anders und forderte Schadenser­satz. Dem Vernehmen nach zahlte die Stadt eine vierstelli­ge Summe. Eine Anfrage unserer Redaktion an die Stadtverwa­ltung, weshalb die Situation heute anders bewertet wird und der Vortrag jetzt stattfinde­n darf, blieb am Donnerstag unbeantwor­tet. (mru)

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