Nach um Verbot: Jetzt darf der Vortrag über Russland stattfinden
2022 hatte die Stadt Neu-Ulm Reisebericht verboten
Ein geplanter Multimediavortrag über Russland sorgte im November 2022 in Neu-Ulm für Wirbel. Denn die Stadt untersagte die Veranstaltung – aus Sicherheitsgründen, wie es damals hieß. Jetzt darf der Fotograf Carsten Schmidt aus Blaustein seinen Reisebericht im Neu-Ulmer Kulturund Tagungszentrum abhalten. Am Freitag, 12. Januar, geht es ab 20 Uhr um „Russland – 50.000 km zwischen Polarmeer, Baikal und Kaukasus“. Darüber wollte der Referent bereits vor knapp 14 Monaten sprechen, doch diesmal lässt ihn die Stadt gewähren.
Schmidt zeigt eigenen Angaben zufolge etwa 1000 Bilder „wunderschöner Landschaften, prachtvoller Architektur und der vielfältigen Kulturen Russlands“. Der Vortrag vermittle auch historisch-strategisches Hintergrundwissen, um die russische Politik besser zu verstehen, behandle jedoch nicht die aktuellen politischen Ereignisse.
Die Rathausspitze hatte das Verbot des Vortrags im Herbst 2022 mit dem Konfliktpotenzial in der Stadt aufgrund des Ukrainekriegs begründet. In Neu-Ulm gebe es eine große ukrainische Gemeinde und viele russischstämmige Bewohnerinnen und Bewohner. Die Situation sei aufgrund des Krieges sehr angespannt, hieß es in der damaligen Erklärung der Stadt. Die sicherheitspolitische Lage in Neu-Ulm lasse befürchten, dass es zu Spannungen im Vorfeld beziehungsweise während des Vortrags komme. Es sei nicht das Ansinnen der Stadt Neu-Ulm gewesen, den Vortrag zu zensieren, versicherte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU) damals.
Das sah der Referent anders und forderte Schadensersatz. Dem Vernehmen nach zahlte die Stadt eine vierstellige Summe. Eine Anfrage unserer Redaktion an die Stadtverwaltung, weshalb die Situation heute anders bewertet wird und der Vortrag jetzt stattfinden darf, blieb am Donnerstag unbeantwortet. (mru)