Guenzburger Zeitung

Die Lücke im Kreishaush­alt ist geschrumpf­t

Der Kreis Günzburg setzt den Rotstift an. Dadurch wird die Finanzieru­ngslücke etwas kleiner – doch noch immer fehlt ein Millionenb­etrag. So geht es jetzt weiter.

- Von Jörg Sigmund

Der Landkreis Günzburg steht finanziell vor turbulente­n Zeiten und gewaltigen Herausford­erungen. Auch nach neuesten Berechnung­en klafft im Haushalt 2024 eine Lücke von 7,9 Millionen Euro. Bei der ersten Lesung des Etats im Dezember hatte sie noch rund 11,86 Millionen Euro betragen. „Wir haben die vergangene­n Tage genutzt, intensiv zu rechnen“, sagte Landrat Hans Reichhart (CSU) bei der Sitzung des Kreisaussc­husses. „Doch es bleibt dabei: Wir kommen in eine Delle.“

Dass die Finanzieru­ngslücke auf 7,9 Millionen Euro reduziert werden konnte, liegt an folgenden Eckdaten: Beim kommunalen Finanzausg­leich hatte die Verwaltung zunächst mit Schlüsselz­uweisungen in Höhe von 20,5 Millionen Euro kalkuliert. Nach jetzigem Stand erhält der Landkreis voraussich­tlich 22,7 Millionen Euro, was im Vergleich zum bisherigen Ansatz einer Steigerung von 2,2 Millionen Euro entspricht.

Bei den Kreisklini­ken Günzburg und Krumbach wird 2023 ein Minus von 10,5 Millionen Euro erwartet. Dies sind rund 500.000 Euro weniger als zunächst im Etat veranschla­gt. Um 1,2 Millionen Euro niedriger als angenommen liegt das Defizit des Eigenbetri­ebs Seniorenhe­ime.

Eine Entlastung um 940.000 Euro ergibt sich auch bei der Bezirksuml­age, die um insgesamt 1,5 Punkte gesenkt werden soll. Dagegen steigt die Krankenhau­sumlage um 880.000 Euro auf insgesamt 3,68 Millionen Euro.

Landrat Reichhart betonte, dass etwa der kommunale Finanzausg­leich, den die Landkreise vom Freistaat Bayern erhalten, die Kostenstei­gerungen nicht decke. Doch auch bei möglichen Einsparung­en sei der Spielraum gering. Kämmerer Fabian Ruf sagte, die Eigenmitte­l des Kreises seien aufgebrauc­ht, „die Rücklagen stehen bei null“. Die Folge: Alles muss auf den Prüfstand. Ruf erwähnte in diesem Zusammenha­ng die Sachaufwen­dungen für die Schulen in Höhe von 2,1 Millionen Euro, die pauschal um zehn Prozent gekürzt werden sollen. Die Vergangenh­eit habe gezeigt, so der Kämmerer, „dass das Budget häufig nicht ausgeschöp­ft wird.“Auch über die Schulausst­attung, etwa mit Tablets, müsse nachgedach­t werden, solange die Förderung durch den Freistaat nicht im Detail geklärt ist.

Von einer Zurückstel­lung betroffen wären in diesem Jahr die Dominikus-Zimmermann-Realschule in Günzburg und die Realschule Krumbach mit Kosten in Höhe von 140.000 Euro. Rund 175.000 Euro eingespart werden sollen durch einen Verzicht auf die beantragte­n Medienwage­n für das

Simpert-Kraemer-Gymnasium in Krumbach. Potenzial sieht Ruf auch bei den Personalko­sten, die um 300.000 Euro reduziert werden könnten. Der Kämmerer unterstric­h allerdings auch: „Wir dürfen nicht nur bei den Schulen den Rotstift ansetzen.“Sollten in diesem Bereich tatsächlic­h insgesamt

rund 850.000 Euro eingespart werden, bleibe im Haushalt noch immer eine Lücke von sieben Millionen Euro.

Er könne sich nicht erinnern, bei den Etatberatu­ngen jemals ein Defizit in dieser Höhe gehabt zu haben, sagte CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Robert Strobel. „Es geht

jetzt auch um die Handlungsf­ähigkeit des Landkreise­s.“Es sei eine „anspruchsv­olle Hausaufgab­e, nach weiteren Einsparmög­lichkeiten mit der Lupe zu suchen“.

Kürzungen bei den Investitio­nen regte Kurt Schweizer (Grüne) an. Wobei auch hier, wie Ruf betonte, der Spielraum gering sei und das Programm für das Jahr 2024 ohnehin keine „großen Brocken“vorsehe. Herbert Blaschke (FDP) schlug vor, den für 2024 geplanten Ausbau der Kreisstraß­e GZ 25 zu verschiebe­n. „Die Maßnahme ist noch nicht zwingend erforderli­ch.“

Bleibt am Ende also eine Erhöhung der Kreisumlag­e, bei der ein Punkt 1,9 Millionen Euro entspricht? Hubert Fischer (Freie Wähler) warnte davor, „die Gemeinden an den Rand des Machbaren zu bringen“. Sie könnten ansonsten ihren Pflichtauf­gaben nicht mehr nachkommen. Auch Gerd Olbrich (SPD) gab zu bedenken, dass deren finanziell­e Situation im Kreis Günzburg „sehr unterschie­dlich ist“. Olbrich sprach von einer schwierige­n Situation und am Ende bleibe mit Blick auf die Kreisumlag­e die spannende Frage, wie hoch das Haushaltsd­efizit tatsächlic­h ist.

Gerd Mannes (AfD) schlug vor, über freiwillig­e Leistungen des Landkreise­s nachzudenk­en, die der Kämmerer auf 2,7 Millionen Euro bezifferte. Große Summen, sagte Ruf, seien dabei allerdings nicht zu erwarten. Josef Brandner (Freie Wähler) sprach sich – auch mit Blick auf die Kreisumlag­e – für eine „moderate Kreditaufn­ahme“aus. Derzeit geht die Finanzverw­altung für 2024 von einer Zinsbelast­ung in Höhe von 1,4 Millionen Euro aus.

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Foto: Stefan Puchner, dpa (Symbolbild) Im Kreishaush­alt des Landkreise­s klafft noch immer eine große Finanzieru­ngslücke.

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