Guenzburger Zeitung

Grüne wollen mit Bauern im Gespräch bleiben

Die Proteste beschäftig­en auch die Kreiskonfe­renz. Becher appelliert, Angriffe auf Politiker nicht hinzunehme­n.

- Von Rebekka Jakob

Es sind turbulente Zeiten für die Grünen in Bayern. Trotz aktueller Rekord-Mitgliedsz­ahlen ist die Lage angespannt, nicht zuletzt durch die Bauernprot­este gegen die Ampelregie­rung im Bund. Im Kreis Günzburg setzten die Grünen-Politiker auf Gesprächsb­ereitschaf­t mit den Landwirtin­nen und Landwirten. Landtagsab­geordneter Max Deisenhofe­r machte beim Neujahrsem­pfang des Kreisverba­nds deutlich, wie wichtig der Austausch ist.

„Wir haben in der vergangene­n Woche erneut versucht, auch wenn wir in der Kritik stehen, dialogbere­it zu sein und unsere Argumente auszutausc­hen.“Das habe mit dem Bayerische­n Bauernverb­and auch gut funktionie­rt. Die Grünen stellten sich nicht gegen die Bauern – tatsächlic­h sei es andersheru­m, so Kreissprec­herin Silvera Schmider. „Ich komme selbst aus der Landwirtsc­haft. Uns geht es um die Vielfalt, gerade darum, die kleinen Höfe zu stärken. Wir wollen, dass es den Landwirtin­nen und Landwirten gut geht.“

Schmider blickte in ihrer Begrüßung auf den vergangene­n Wahlkampf zurück, bei dem sie selbst im Stimmkreis für den Landtag angetreten war, den Einzug in den Landtag jedoch verpasste. Groß war die Erleichter­ung allerdings, als Max Deisenhofe­r zum zweiten Mal den Sprung in den Landtag schaffte. „Uns ist allen so ein Stein vom Herzen

gefallen“, räumte Schmider gerne ein. Im Wahlkampf, aber nicht nur dann, sei ihr die Förderung von Frauen ein großes Anliegen. So hatten die Kandidatin­nen fast aller Parteien sich im Sommer für eine Wahlkampfv­eranstaltu­ng zusammenge­tan. „Wir waren nicht einig in unseren politische­n Zielen, aber einig darin, dass wir alle Frauen voranbring­en wollen.“Dazu gehört für die Kreissprec­herin auch der Schutz von Frauen vor Gewalt in Beziehunge­n.

Hier seien besonders die Männer gefragt, nicht nur, um Frauen zu schützen, sondern auch, um den Zugang zu Hilfsangeb­oten zu erleichter­n.

Auch Max Deisenhofe­r schaute auf den Landtagswa­hlkampf zurück – es sei einer der härtesten gewesen, den die Grünen erlebt hatten. Er erinnert an zerstörte Wahlplakat­e und Anfeindung­en, denen sich die Mitglieder ausgesetzt sahen. Mit Blick auf die derzeitige­n Demonstrat­ionen betonte der Landtagsab­geordnete, dass Proteste in einer Demokratie absolut legitim seien. „So etwas gibt es in Diktaturen nicht.“Dennoch gebe es Regeln, an die man sich dabei halten müsse. „Der Staat muss dabei mit einem Maß messen, egal, aus welcher Richtung der Protest kommt.“Die Politik tue in einer Situation wie dieser gut daran, nicht polemisch und schon gar nicht systemfein­dlich zu agieren. Alle Regeln des demokratis­chen Anstands müssten gewahrt bleiben.

Der Blick von Johannes Becher, dem Vize-Fraktionsv­orsitzende­n der Grünen im Landtag, war auf die Zukunft gerichtet. Als prominente­r Gast des Kreisverba­nds skizzierte er die vielen Aspekte des Wandels, der gerade spürbar wird – von der Energieübe­r die Agrarwende, dem digitalen und demografis­chen Wandel bis hin zum Klimawande­l, den die Landwirte als Erste spüren würden. Die Politik habe die Aufgabe, Lösungen dafür zu finden und besonders die Kommunen dabei zu unterstütz­en, mit dem Wandel umzugehen. Einen dramatisch­en Wandel hat der Stellvertr­eter von Katharina Schulze auch im Umgang mit Mandatsträ­gern festgestel­lt – gerade auch in der Kommunalpo­litik seien ehrenamtli­che und hauptamtli­che Politiker Angriffen ausgesetzt. Becher rief die Grünen-Mitglieder dazu auf, einzuschre­iten, wenn sie solche Angriffe wahrnehmen – egal, welcher Partei oder Gruppierun­g die Angegriffe­nen angehören. „Wir müssen die Demokratie vor Ort verteidige­n, das fängt immer im Kleinen an.“

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Foto: Rebekka Jakob Fraktionsv­ize Johannes Becher, Kreissprec­herin Silvera Schmider und Landtagsab­geordneter Max Deisenhofe­r.

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