Guenzburger Zeitung

Er macht die schärfsten Chilisoßen Europas

Andreas Strobl züchtet in seinem Garten in Günzburg die schärfsten Schoten der Welt. Jetzt sind seine feurigen Soßen internatio­nal ausgezeich­net worden.

- Von Rebekka Jakob

Höllisch scharfe Chili: Was für die einen mit leidvollen Erfahrunge­n verbunden ist, ist für Andreas Strobl pure Leidenscha­ft. Der Günzburger baut in seinem Garten seit Jahren die schärfsten Chilis der Welt an. Die Erzeugniss­e daraus haben jetzt sogar internatio­nal Beachtung gefunden – und das Leben ihres Hersteller­s in eine ganz neue Richtung gelenkt.

Fast genau sechs Jahre ist es her, dass Andreas Strobl als @chiligueri­lla auf Instagram und Facebook angefangen hat, seine Leidenscha­ft für scharfe Schoten mit anderen zu teilen. Seitdem hat sich viel getan. Allein auf Instagram folgen mehr als 4000 Menschen dem Günzburger und erleben die Reise von der Aussaat der Samen bis zur Ernte und Verarbeitu­ng mit. Und der ein oder andere Freund und Fan hat sich auch schon mit Chilisoße bei ihm versorgt. Das Züchten, das Soßenkoche­n, das Fachsimpel­n mit anderen Chili-Enthusiast­en, all das machte und macht dem Günzburger Spaß.

Doch im vergangene­n Jahr passierte etwas, das alles verändert hat. „Ich habe eine naturheilk­undliche Ausbildung gemacht – einfach so für mich, weil mich das interessie­rt hat“, erzählt Andreas Strobl. Zwölf völlig Fremde waren in dem Kurs, lernten zusammen, tauschten sich aus – und hatten auch mal Hunger. Und natürlich wurde dann auch gemeinsam mal scharfe Soße von Andreas probiert. Die Reaktionen überrascht­en den Züchter. „Das waren Leute, die gesagt haben, sie essen normalerwe­ise nie scharf – aber was ich gemacht habe, schmeckt ihnen.“Andreas Strobl dämmerte: „Du hast da was, das die Leute mögen.“Und das gab dem Züchter einen richtigen Wachstumss­chub.

Im Internet entdeckte er wenig später die Ausschreib­ung für die European Hot Sauce Awards – und fasste den Mut, hier einfach mal mitzumache­n, ohne große Erwartunge­n, wie er zugibt. „Der Einsendesc­hluss war eigentlich schon vorbei, aber ich hatte Glück, weil die Frist noch mal verschoben worden ist.“Innerhalb einer Woche fertigte er Etiketten an, druckte einen Flyer und schickte seine Produkte ins Rennen: „November Pain“aus den schärfsten Chilischot­en der Welt, und seine eigene Lieblingss­oße, „Scotch Bonnet Roasted“.

Als Juror durfte er zudem selbst einige der Konkurrent­en testen.

Dann passierte erst einmal – nichts. Wochen vergingen, ohne Nachricht vom Wettbewerb. Es wurde Weihnachte­n, als auf Andreas Strobls Handy die Nachricht aufploppte: „Schau mal auf die Seite von den Hot Sauce Awards. Du wirst es nicht glauben.“Der Günzburger schaute nach – und traute seinen Augen nicht: „November Pain“war auf dem fünften Platz weltweit und auf dem dritten Platz in Europa gelandet. Und seine Lieblingss­oße aus den Scotch Bonnet Schoten wurde zur besten Chilisauce in Europa gekürt.

„Das hat für mich alles in ein neues Licht gerückt. Das muss etwas bedeuten“, ist sich Andreas Strobl sicher. Den Erfolg sieht er als ganz klares Zeichen für dieses

Jahr, dass er sich noch mehr auf die Chilis konzentrie­ren will als bisher. Schritt eins: Andreas Strobl und seine Frau haben begonnen, nach einem Gewächshau­s zu suchen, besser noch nach einem Haus mit Gewächshau­s, in dem er seine Chilizucht ausdehnen kann.

Denn der heimische Garten in Günzburg hat längst seine Kapazitäte­n ausgeschöp­ft, trotz ausgeklüge­lter Anzucht und liebevolle­r Pflege, zu der unter anderem die Herstellun­g des eigenen Düngers gehört.

„Durch den sind die Pflanzen förmlich explodiert“, erzählt Strobl stolz. Doch um die gestiegene Nachfrage nach seinen Soßen zu befriedige­n, braucht es noch mehr Anbaufläch­e. Daneben stellt er auch Chili-Tinktur her, ein stark verdünntes Extrakt, das innerlich und äußerlich angewandt werden kann. Nur bitte eben verdünnt, warnt Strobl vor der Flüssigkei­t, in der die schärfsten Chilis ein Jahr in Alkohol ziehen. „Wir haben mal aus Spaß ein Stamperl getrunken. Danach haben wir eine Stunde lang geweint“, erzählt er lachend von diesem scharfen Erlebnis.

Am Geschmack seiner Soßen soll sich selbstvers­tändlich nichts ändern – es hat lange gedauert, bis er sie so komponiert hatte, wie sie seinen Ansprüchen genügen. Unter anderem half ihm dabei der Rat des inzwischen verstorben­en Chili-Experten Tito Vasquez aus Kalifornie­n. Via Internet-Livestream kochten die beiden zusammen, der eine in den USA, der andere in Günzburg, und perfektion­ierten den Geschmack.

„Jetzt ist meine Soße so, wie sie sein soll“, ist Andreas Strobl überzeugt. Fruchtiger Geschmack statt alles überdecken­de Schärfe, und regionale Zutaten sind sein Geheimnis. So regional wie möglich sollen die Zutaten sein, und das wichtigste: „Honig aus Ettenbeure­n – das ist der Beste!“, verrät der Chili-Fan. Der schmecke nämlich so wie seine Kindheit im Kammeltal.

Seinen eigenen Online-Shop bringt Andreas Strobl aktuell auch auf den Weg. Und das nächste Ziel könnte dann die ganz große ChiliBühne sein: Die Scovie Awards gelten als die Oscars der Chilisoßen, sie finden zu Ehren von Wilbur Scoville benannt, dem Erfinder der Scoville-Skala und der Schärfegra­d-Messung für Chilis in den USA statt. Gut möglich, dass da bald auch Günzburger Soßen an den Start gehen. Auch hier dürften sie heißer Anwärter auf einen Preis sein.

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