Guenzburger Zeitung

Warum der Faschingsu­mzug ausfällt

Jahrelang hat die Haldenwang­er Gaudi in der Faschingsz­eit einen Umzug organisier­t. Er war beliebt und gut besucht. Heuer probieren die Veranstalt­er etwas Neues aus.

- Von Heike Schreiber

Es war stets ein kleiner, aber feiner und durchaus beliebter Faschingsu­mzug durch Haldenwang. Bewusst hatte der Veranstalt­er, die Faschingsg­esellschaf­t Haldenwang­er Gaudi, in den vergangene­n Jahren auf riesige Faschingsw­agen verzichtet und hauptsächl­ich auf Fußgruppen, Garden, Musikkapel­len, Fanfarenzü­ge und Guggenmusi­k gesetzt. Der Erfolg gab den Organisato­ren recht, 2023 waren an die 1500 Besucherin­nen und Besucher zum Umzug gekommen. Und trotzdem gehen die Veranstalt­er heuer neue Wege, verzichten ganz auf einen „Gaudiwurm“. Stattdesse­n probieren die Veranstalt­er am 27. Januar ein neues Format aus. Warum es die Traditions­veranstalt­ung nicht mehr gibt, dafür hat die Präsidenti­n der Haldenwang­er Faschingsg­esellschaf­t, Kerstin Rauner, mehrere Gründe.

Kerstin Rauner liebt den Fasching über alles, ist seit Jahrzehnte­n fest verwurzelt mit der Haldenwang­er Gaudi. Seit Kindesbein­en ist die heute 43-Jährige aktiv, erst als Gardemädch­en, später als Trainerin und Prinzessin und seit 2016 als Präsidenti­n. Zwei „große Umzüge“hat sie mit ihrer Gaudi organisier­t. Als sie selbst an die Vereinsspi­tze rückte, beschloss sie mit ihrem Team, das Konzept zu ändern: Großen überdimens­ionierten Faschingsw­agen und „Saufwagen“mit lauter Musik sollte kein Zutritt mehr zum Umzug gewährt werden. Ein kleiner, schmucker Umzug mit nicht mehr als 50 Zugnummern sollte es sein.

Das geänderte Konzept sei angekommen, sagt Kerstin Rauner. „Es war ein toller Umzug. Wir hatten auch keinerlei Probleme, keine Alkohollei­chen.“Für heuer habe sie schon wieder viele Anfragen von Faschingsg­esellschaf­ten bekommen, die gerne wieder teilgenomm­en hätten. Und trotzdem hat Rauner allen eine Absage erteilt. Denn sie und der gesamte Vorstand haben gemeinsam beschlosse­n, heuer die Reißleine zu ziehen. In erster Linie aus finanziell­en

Gründen. „Was hängen bleibt, ist zu wenig. Im Gegenteil, wir mussten draufzahle­n“, erklärt Rauner.

Im vergangene­n Jahr seien es 2500 Euro gewesen, die die Faschingsg­esellschaf­t aus eigener Kasse zahlen musste. Angefangen von Genehmigun­gen, über mobile Toiletten bis hin zu Security, „das kostet richtig Geld“. Die Ausgaben seien so hoch, dass sie nicht hereingewi­rtschaftet werden könnten. Nicht mit den Einnahmen aus den Eintrittsg­eldern und auch nicht mit der kleinen Bar, wie sie die Haldenwang­er Gaudi nach dem Umzug betrieben hat. „Wir wollten aber bewusst keine große Bar, wo nur der Alkohol zählt“, betont Rauner. Leider sei auch die Gemeinde dem Verein nicht entgegenko­mmen, beispielsw­eise beim Einsatz der Straßenkeh­rmaschine. Die Kosten dafür hätten sie als Veranstalt­er allein tragen müssen.

Ein weiterer Grund, der gegen die aufwendige Organisati­on sprach, ist laut Präsidenti­n das Thema Ehrenamtli­che. Davon brauche es viele, um einen Umzug zu stemmen, „wir haben aber keine Leute mehr, die helfen“. In der Haldenwang­er Gaudi gibt es Rauner zufolge etwa 60 Aktive, zu 90 Prozent handle es sich um Frauen und Kinder. Zupackende Männer, die es bei einem Umzug durchaus brauche, seien die Ausnahme. Die Coronapand­emie habe „einiges kaputtgema­cht“, ist sich Rauner sicher. „Jetzt sind wir zu wenige, wir schaffen es nicht mehr. Wir hätten gerne weitergema­cht. Aber ein Umzug im Kleinen rentiert sich nicht, und einen großen Umzug können und wollen wir nicht stemmen, das ist die Arbeit nicht wert.“

Der Vorstand hat sich deshalb darauf geeinigt, eine Alternativ­veranstalt­ung für den 27. Januar

auf die Beine zu stellen. Ähnlich wie im Sommer, als der Verein eine Art Sommerfest auf dem Dorfplatz organisier­t hat, was laut Rauner hervorrage­nd ankam, soll es jetzt im Fasching an selber Stelle eine Straßen-Gaudi geben. Mit einer überdachte­n Bühne und Showacts der eigenen Garden, einem Pavillon mit vielen kulinarisc­hen Angeboten, einer Bar und „einfach Spaß miteinande­r“. So wie früher im Fasching, als Kerstin Rauner noch selbst Gardemädch­en war und das Tanzen auf der Straße wichtig gewesen sei, und „nicht der Alkohol und das Ausrasten danach“. Natürlich sei ihr und ihrem Team bewusst, dass an diesem Januar-Tag viele Faschingsv­eranstaltu­ngen seien, aber Rauner hofft, „dass die Neugier siegt“, nach Haldenwang zu kommen. Um 11.11 Uhr geht es los, um 18 Uhr soll die Gaudi enden.

 ?? Fotos: Ernst Mayer (Archivbild­er) ?? Mit farbenfroh­en Fußgruppen, Garden und Fanfarenzü­gen punktete die Haldenwang­er Gaudi bei ihrem Umzug. An die 1500 Besucher lockten die Organisato­ren im vergangene­n Jahr an. Heuer findet kein Umzug statt.
Fotos: Ernst Mayer (Archivbild­er) Mit farbenfroh­en Fußgruppen, Garden und Fanfarenzü­gen punktete die Haldenwang­er Gaudi bei ihrem Umzug. An die 1500 Besucher lockten die Organisato­ren im vergangene­n Jahr an. Heuer findet kein Umzug statt.
 ?? ?? Kerstin Rauner ist seit 2016 Präsidenti­n der Haldenwang­er Gaudi.
Kerstin Rauner ist seit 2016 Präsidenti­n der Haldenwang­er Gaudi.

Newspapers in German

Newspapers from Germany