Guenzburger Zeitung

Schwere Kost

Landwirtsc­haftsminis­ter Cem Özdemir trifft während der Grünen Woche auf Bäuerinnen und Bauern. Die Stimmung ist seit dem Streit um die Steuer auf Agrardiese­l alles andere als entspannt.

- Von Bernhard Junginger

noch weit von einer Lösung entfernt. Bauern-Präsident Rukwied kündigt in einer kurzen Stellungna­hme für die kommende Woche weitere Aktionen an. Es werde sich aber nicht um Riesenprot­este wie zuletzt, sondern eher um kleinere „Nadelstich­e“handeln. Weitere Details nennt er nicht.

Özdemir hat als Ausgleich für den schrittwei­sen Abbau der Diesel-Subvention­en neue finanziell­e Hilfen für die Bauern ins Spiel gebracht. Ein „Tierwohl-Cent“etwa könne von Fleischkon­sumenten kassiert werden. Mit einer solchen Abgabe will der überzeugte Vegetarier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Verbrauche­r in Richtung einer gesünderen Ernährung steuern und gleichzeit­ig die Bauern entlasten.

Eben erst hat er die Ernährungs­strategie der Bundesregi­erung vorgestell­t: mehr Produkte aus ökologisch­er und regionaler Erzeugung, weniger Fleisch, lautet sie in Kurzform. Özdemir sagt: „So wie wir hier stehen, brauchen wir einander, brauchen wir die verschiede­nen Ebenen, von den Landwirtin­nen und Landwirten bis zum Lebensmitt­elhandel, aber auch die verschiede­nen Ebenen in der Politik, von den Ländern bis zur Europäisch­en Union. Das Gemeinsame ist jetzt wichtig.“

In Sichtweite des Ministers sehen sich drei Junglandwi­rte aus Altusried im Allgäu Traktoren an, die mit alternativ­en Kraftstoff­en oder elektrisch laufen. Bis zu 350.000 Euro kosten sie. Im Streit um die Agrardiese­l-Subvention­en hatten Regierungs­vertreter immer wieder auf solche neuen Schlepper-Generation­en verwiesen, durch die sich das Thema Diesel ohnehin bald erledigen werde. Nachdem er aus der Kabine eines grün lackierten Acker-Giganten gestiegen ist, ist einer der Nachwuchsb­auern so fasziniert wie ernüchtert. „Das sind tolle Maschinen. Aber im Betrieb rund 30 Prozent teurer, als ein Diesel-Schlepper.“Das rechne sich einfach nicht. Zum aktuellen Streit zwischen Bauernverb­and und Bundesregi­erung, zur Rolle des grünen Agrarminis­ters, ja, da habe er eine klare Meinung, sagt der Allgäuer. Aber er wolle sich die gute Messelaune jetzt nicht schon am Morgen kaputtmach­en: „Drum sag ich lieber nichts.“

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Foto: Carsten Koall, dpa

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