Schwere Kost
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir trifft während der Grünen Woche auf Bäuerinnen und Bauern. Die Stimmung ist seit dem Streit um die Steuer auf Agrardiesel alles andere als entspannt.
noch weit von einer Lösung entfernt. Bauern-Präsident Rukwied kündigt in einer kurzen Stellungnahme für die kommende Woche weitere Aktionen an. Es werde sich aber nicht um Riesenproteste wie zuletzt, sondern eher um kleinere „Nadelstiche“handeln. Weitere Details nennt er nicht.
Özdemir hat als Ausgleich für den schrittweisen Abbau der Diesel-Subventionen neue finanzielle Hilfen für die Bauern ins Spiel gebracht. Ein „Tierwohl-Cent“etwa könne von Fleischkonsumenten kassiert werden. Mit einer solchen Abgabe will der überzeugte Vegetarier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Verbraucher in Richtung einer gesünderen Ernährung steuern und gleichzeitig die Bauern entlasten.
Eben erst hat er die Ernährungsstrategie der Bundesregierung vorgestellt: mehr Produkte aus ökologischer und regionaler Erzeugung, weniger Fleisch, lautet sie in Kurzform. Özdemir sagt: „So wie wir hier stehen, brauchen wir einander, brauchen wir die verschiedenen Ebenen, von den Landwirtinnen und Landwirten bis zum Lebensmittelhandel, aber auch die verschiedenen Ebenen in der Politik, von den Ländern bis zur Europäischen Union. Das Gemeinsame ist jetzt wichtig.“
In Sichtweite des Ministers sehen sich drei Junglandwirte aus Altusried im Allgäu Traktoren an, die mit alternativen Kraftstoffen oder elektrisch laufen. Bis zu 350.000 Euro kosten sie. Im Streit um die Agrardiesel-Subventionen hatten Regierungsvertreter immer wieder auf solche neuen Schlepper-Generationen verwiesen, durch die sich das Thema Diesel ohnehin bald erledigen werde. Nachdem er aus der Kabine eines grün lackierten Acker-Giganten gestiegen ist, ist einer der Nachwuchsbauern so fasziniert wie ernüchtert. „Das sind tolle Maschinen. Aber im Betrieb rund 30 Prozent teurer, als ein Diesel-Schlepper.“Das rechne sich einfach nicht. Zum aktuellen Streit zwischen Bauernverband und Bundesregierung, zur Rolle des grünen Agrarministers, ja, da habe er eine klare Meinung, sagt der Allgäuer. Aber er wolle sich die gute Messelaune jetzt nicht schon am Morgen kaputtmachen: „Drum sag ich lieber nichts.“