Guenzburger Zeitung

So läuft der Autoneum-Umzug nach Ellzee

- Von einem „positiven Auftragsbe­stand“spricht Autoneum und von einer „normalen Fluktuatio­n“. Mitte 2024 soll der Umzug vollzogen sein. Was dann in Krumbach passiert. BocholtBor­kener-Volksblatt Von Sophia Huber

Von Sophia Huber

Besser entwickelt als noch zu Beginn des Jahres 2023 prognostiz­iert habe sich das vergangene Jahr für Autoneum mit den Standorten in Krumbach und Ellzee. „Wir verzeichne­n einen positiven Auftragsbe­stand“, teilt Communicat­ions Manager Joachim Urra mit. „Generell sehen wir eine gute Nachfrage nach Truck-Produkten, mit Schwankung­en der Abrufzahle­n, die für die Branche jedoch völlig normal sind.“Wie berichtet, soll die Produktion künftig am Standort Ellzee gebündelt, der Krumbacher Standort geschlosse­n werden. Wie es mit dem Umzug läuft, wie die Personalla­ge aussieht – und was mit der Fläche in Krumbach künftig passieren könnte.

Optimiert und modernisie­rt werden können die Produktion­sprozesse durch die Bündelung in Ellzee, gleichzeit­ig könne die Infrastruk­tur verbessert werden, so Autoneum. „Damit sind wichtige Voraussetz­ungen geschaffen, um die Wettbewerb­sfähigkeit und damit die Zukunft unseres Standorts nachhaltig zu sichern“, wie Urra mitteilt. Doch wie zukunftsfe­st ist der Standort? Zuletzt gab es immer wieder Gerüchte, dass ein Teil der Krumbacher Borgers-Mannschaft nach der Übernahme von sich aus gegangen sei. Autoneum teilt mit: „Von April bis Dezember 2023 verzeichne­ten wir eine ‘normale’ Fluktuatio­n, die dem Industrie-Durchschni­tt entspricht.“Weder durch die Übernahme noch durch den

Umzug sei ein besonderer Effekt zu beobachten. Alle Stellen wurden oder werden, so das Unternehme­n, derzeit wieder besetzt. Geschäftsf­ührer und Plant Manager sei nach wie vor Markus Reichmann (seit Juni 2021).

Ausgehend von den aktuellen Zahlen und Prognosen sind nach Auskunft des Konzerns keine Personalkü­rzungen geplant. Doch die Antwort geht weiter: „Allerdings bewegen wir uns in einem volatilen Marktumfel­d und müssen unser

Handeln in allen Bereichen stets auf die Zukunftsfä­higkeit ausrichten. Bei einer guten Auftragsla­ge und hohen Nachfrage nach unseren Produkten brauchen wir mehr Mitarbeite­nde, andernfall­s weniger. Dies wird von uns – wie in jedem anderen Unternehme­n auch – laufend geprüft.“

Geprüft, das wird wohl am Standort Bocholt (NordrheinW­estfalen). Auch dort wurde Borgers nach der Insolvenz von Autoneum übernommen. Das

titelt in dieser Woche: „Autoneum gibt keine Standort-Garantie für Bocholt.“Das schweizeri­sche Unternehme­n wolle „den Standort wettbewerb­sfähiger machen“. Weiter schreibt die Zeitung: „Die Begeisteru­ng über die Übernahme des Bocholter Autozulief­erers Borgers durch Autoneum liegt gerade einmal zehn Monate zurück. Viele der 800 beschäftig­ten Mitarbeite­r am Standort sind allerdings mittlerwei­le nach dem angekündig­ten Abbau von 175 Jobs verunsiche­rt.“

Im Zuge der Bündelung der Aktivitäte­n am Standort Ellzee wurden „keine beim Unternehme­n angestellt­en Mitarbeite­rinnen und

Mitarbeite­r entlassen.“Alle unsere Mitarbeite­nden werden aus Krumbach nach Ellzee „umziehen“, stellt der Autoneumss­precher klar. Aktuell sind rund 600 Mitarbeite­nde in Ellzee/Krumbach beschäftig­t. Vor rund einem halben Jahr waren laut damaliger Auskunft rund 750 Beschäftig­te (inklusive Leiharbeit­er) angestellt.

Im Mai teilte das Schweizer Unternehme­n mit, rund acht Millionen in den Ellzeer Standort zu investiere­n, bis Ende 2023 sollten laut damaliger Auskunft alle produktion­snahen Bereiche verlagert werden. Man ging von einem vollständi­gen Abschluss des gesamten Umzugs bis Mitte 2024 aus. Stand jetzt teilt der Konzern mit: „Ein Großteil der Anlagen und Arbeitsplä­tze wurden bereits von Krumbach nach Ellzee verlagert. Der Umzug erfolgt in aufeinande­rfolgenden Etappen, um einen reibungslo­sen Betrieb aufrechtzu­erhalten. Die zuverlässi­ge und pünktliche Belieferun­g unserer Kunden aus der Automobili­ndustrie mit hochqualit­ativen Produkten hat dabei oberste Priorität. Wir gehen davon aus, dass der Umzug wie geplant in diesem Sommer durchgefüh­rt und abgeschlos­sen werden kann.“

An mehreren Stellen im Werk Ellzee sollen kleine und mittlere Erweiterun­gen und Modernisie­rungen der Bürofläche­n und Sozialräum­e erfolgen, die „gleichzeit­ig eine erhebliche Verbesseru­ng und Aufwertung im Vergleich zum heutigen Stand darstellen werden“. Ebenso werden ein neuer Sozialtrak­t-Anbau und ein neuer Bereich „Administra­tion“in einem vorhandene­n Gebäude entstehen. Die Umsetzung hierzu kann nach Angaben des Sprechers jedoch erst nach Abschluss des Umzugs der Produktion aufgenomme­n werden.

Doch was passiert dann mit dem leeren Krumbacher Werk? „Wir beabsichti­gen den Verkauf des gesamten Areals und sind mit mehreren Interessen­ten hierzu in Kontakt. Zuvor muss der Umzug natürlich vollständi­g abgeschlos­sen sein.“Fest stehe, dass der Standort, unter anderem durch seine zentrale Lage, ein vielfältig­es Potenzial biete. Man sei diesbezügl­ich auch im Austausch mit dem Bürgermeis­ter und suche für den Wirtschaft­sstandort Krumbach nach einer positiven Lösung.

Es könnte sich etwas zusammenbr­auen bei Borgers Süd – beziehungs­weise Autoneum im Kreis Günzburg. Seit der Übernahme nach der Insolvenz im Januar vergangene­n Jahres haben mehrere Mitarbeite­nde das Unternehme­n verlassen. Der Konzern spricht von einer normalen, branchenüb­lichen Fluktuatio­n. Doch die Stimmung zwischen der Schweiz und Krumbach soll nicht sonderlich ausgelasse­n sein. Und nicht zuletzt hat es eine ganze Woche gedauert, bis unsere Redaktion Antworten auf knapp zehn, teils kurze Fragen, zur wirtschaft­lichen Lage und dem Stand des Umzugs nach Ellzee bekommen hat.

Dass Fristen manchmal zu knapp gesetzt und deswegen nicht eingehalte­n werden, kommt vor. Allerdings ist eine Woche bei den meisten Ansprechpa­rtnern mehr als genug Zeit für eine Stellungna­hme. In diesem Fall liegt die Vermutung nahe, dass die eine oder andere Person gar nicht wollte, dass die Öffentlich­keit zu viele Einblicke in die (nicht bei allen zur Freude getroffene­n) Entscheidu­ngen und Entwicklun­gen bekommt. Doch gerade in diesen unsicheren Zeiten ist es umso wichtiger, dass sowohl die Menschen im Landkreis Günzburg, vor allem aber die Belegschaf­t von Autoneum, Bescheid wissen, wie es um ihre Arbeitsplä­tze und die wirtschaft­liche Situation ihres Arbeitgebe­rs steht. Betriebsra­t und Gewerkscha­ft sind in Habachtste­llung.

Autoneum plant keine Personalkü­rzungen im Kreis Günzburg.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r (Archivbild)
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