Als Beckenbauer in Günzburg spielte
Franz Beckenbauer und andere Legenden nahmen 1984 an einem Turnier in Günzburg teil. Der damalige Hallensprecher erinnert sich.
Die Schützen aus Scheppach haben ihre neuen Könige für das Jahr 2024 proklamiert sowie die Gewinner der Ehrenscheiben, der Pokale und des Preisschießens vorgestellt. Die Königsketten konnten sich heuer Janis Lechner (24,5-Teiler; Jugend), Reinhold Lipp (14,0-Teiler; Schützen Luftpistole) und Gerhard Hieber (13,4-Teiler; Schützen Luftgewehr) sichern. Die Pokale in den entsprechenden Klassen gingen an Benedikt Klein, Lisa Zahn und Dieter Singer. Für den besten Schuss auf die Ehrenscheibe wurden Alexander Höck, Hanna Schuler, Jonas Klein, Josef Hubensteiner, Karl Schuler und Reinhold Lipp ausgezeichnet. Eng war das Feld in diesem Jahr bei den Gewinnern des Preisschießens. Von den insgesamt 87 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erzielten immerhin 17 Schützen 90 und mehr Ringe. Die ersten drei Plätze belegten hier Stefan Vottner (95/93/93 Ringe), gefolgt von Reinhold Lipp (95/93/92) und Leo Ittner (94/94/94). Das Bild zeigt von links nach rechts: (stehend) Bürgermeister Christoph Böhm, Julian Hoser, Lisa Zahn, Benedikt Klein, Janis Lechner, Reinhold Lipp, Dieter Dinger, Gerhard Hieber, Markus Beuer, Simone Radis, Schützenmeister Robert Höck, (sitzend) Josef Hubensteiner, Alexander Höck, Hanna Schuler, Karl Schuler, Jonas Klein.
Fast 40 Jahre ist es her, dass in der Rebayhalle in Günzburg Fußballlegenden wie Franz Beckenbauer und Paul Breitner aufliefen. Am 9. und 10. Februar 1984 veranstaltete der VfL Günzburg in Kooperation mit einer Frankfurter Sportagentur das erste internationale Hallenfußballturnier – ein Experiment, das nicht geglückt ist. Die
titelte damals: „Günzburger Hallenturnier eine Pleite“. Denn die spielerische Leistung war nur mäßig, erwartete Menschenmassen blieben aus und die Veranstalter machten auch noch Miese. Der damalige Hallensprecher des Turniers und Schriftführer des VfL, Lothar Senser, erinnert sich heute, vierzig Jahre später, an den „Kaiser“bei seinem Auftritt in Günzburg.
Mit von der Partie waren der damalige ungarische Pokalsieger Dosza Uijpest Budapest, der Wiener Sportklub, der damalige schwäbische Hallenpokalsieger SpVgg Kaufbeuren sowie der gastgebende VfL Günzburg. Hinzu kamen zwei Mannschaften der sogenannten „Altstars“. Neben Beckenbauer und Breitner spielten auch Willi Lippens, Jürgen Grabowski, Johann Ettmayer und Franz Hasil. Die Stimmung am ersten Turniertag ist der damaligen Berichterstattung zufolge besser gewesen als am Tag darauf. So hatte es Lippens geschafft, die Zuschauer mit „seinen trickreichen Einlagen“in den Bann zu ziehen, während das am folgenden Turniertag nicht gelang. Den entscheidenden Siebenmeter, der den Einzug ins Halbfinale bedeutet hätte, verschoss Beckenbauer. Das zog sogar den ein oder anderen Pfiff nach sich.
Dass der Fußball-„Kaiser“nicht immer eine gemütliche Persönlichkeit war, bekam auch Senser zu spüren. Er, der an besagtem Turniertag die Durchsagen in der Sporthalle gemacht hat, erinnert sich noch daran, dass die Mannschaft aus Budapest zunächst gegen die Altstars geführt hatte. Als die Gäste ausgeglichen hatten, kam es zum Siebenmeter-Schießen. Beckenbauer und Lippens vergaben die Siegchancen. 16 Strafstöße folgten, doch dem Kaiser wurde es irgendwann zu bunt. „Er hat mich dann gefragt, wie lange ich noch schießen lasse. Ich hab’ ihm dann gesagt: So lange, bis du verschießt“, erzählt Senser und lacht. Schließlich wurde bis zum nächsten Tor geschossen, die Ungarn erzielten dann den glücklichen Treffer.
Am Ende des Tages siegte die B-Mannschaft der Budapester, während die Altstars bereits in der Zwischenrunde von Budapest A ausgeschaltet worden waren. Als bester Spieler des Turniers wurde Willi Lippens gekürt, mit zehn Toren der treffsicherste Fußballer war hingegen ein Ungar. Ganz zum Überfluss hatten die Altstars Trikotprobleme, Beckenbauer tanzte hierbei aus der Reihe und trug nicht denselben Fußball-Dress wie seine Teamkollegen.
Senser erinnert sich auch an einen Empfang im Günzburger Rathaus. Beckenbauer und sein damaliger Manager Robert Schwan fanden sich im Münzkabinett ein. Doch den Kaiser schien der Hunger zu plagen, weshalb sich Schwan an Senser wandte und ihn fragte: „Wo ist denn hier die nächste Metzgerei? Der Franz hat Hunger.“Der damalige Schriftführer schickte Schwan zur Metzgerei am Marktplatz, der Manager kam mit zwei Semmeln zurück. „Die hat Beckenbauer dann im Münzkabinett auch gegessen“, erzählt Senser.
Insgesamt besuchten etwa 1500 Menschen das zweitägige Hallenturnier. Die Veranstalter hatten bei der hochkarätigen Besetzung mit deutlich mehr Zuschauerinnen und Zuschauern gerechnet. Doch das sind zu wenig gewesen, um die Ausgaben zu decken. Laut unserem archivierten Zeitungsbericht sind Kosten in Höhe von etwa 50.000 Mark entstanden, nur etwa 20.000 Mark wurden durch den Ticketverkauf erzielt. Auf dem Minus von 30.000 Mark blieb jedoch nicht der VfL sitzen, die Frankfurter Sportagentur trug das finanzielle Risiko des sportlichen Experiments. Zwar ist die Organisation laut Fußballfunktionär Willi Konrad reibungslos verlaufen, bei einer erneuten Veranstaltung bräuchte es aber Sponsoren und die Teilnahme einer Bundesligamannschaft. Der damalige VfLBoss übte Kritik an den überhöhten Eintrittspreisen und hätte das Turnier gerne an einem Tag veranstaltet.