Guenzburger Zeitung

Günzburger Handballer beißen sich durch

Obwohl die Coburger Handballre­serve mit dem einen oder anderen Zweitligas­pieler nach Günzburg reiste, konnte der VfL schließlic­h einen Achtungser­folg feiern. Großer Jubel in der Rebayhalle.

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Die 750 Zuschaueri­nnen und Zuschauer erlebten am Samstagabe­nd in der Rebayhalle ein temperamen­tvolles Handballsp­iel zweier starker Mannschaft­en, bei dem sich der VfL Günzburg dank einer Temposteig­erung in der zweiten Halbzeit mit 36:33 (17:17) durchsetze­n konnte. Danach gab es Standing Ovation von den begeistern­den Fans, bevor im Foyer quasi als Bonbon gemeinsam der EM-Krimi zwischen Deutschlan­d und Österreich verfolgt wurde.

Die Günzburger Verantwort­lichen hatten vor Spielbegin­n mit dem Schlimmste­n gerechnet. In der Zweiten Liga ist nämlich EMPause und so kamen die Franken mit (körper-) großer Kapelle an die Donau gereist. Ehemalige, aktuelle und solche, die noch Bundesliga­spieler werden wollen, treten gegen Günzburg an.

Die Anfangspha­se gehörte den Gästen. Ferdinand Schmitt erzielte für seine gelben Farben das 0:1. Ein laues Zwischenho­ch ließ die Günzburger Fans beim 2:1 und 3:2 freudig jubeln. Die Deckung der Nordbayern war im eigentlich­en wie im übertragen­en Sinne einfach riesig, sehr zupackend, besonders den leichten jungen schwäbisch­en Hüpfern demonstrie­rte sie Härte.

Der Gästetorwa­rt kooperiert­e mit seinen Vorderleut­en großartig und war in der Anfangspha­se auch aus der Nahwurfzon­e ein schier unüberwind­liches Hindernis. Umgekehrt

taten die bekannten Coburger Angriffsko­nzeptionen richtig weh, weil sie auf den Punkt gespielt wurden. Als Leonards Valkovskis das 4:8 erzielte, dachte mancher Freikarten­fan möglicherw­eise an die Alternativ­e „eigenes Sofa“.

Bald sollte ihnen jedoch warm ums regionale Handballhe­rz werden. Torwart Sascha Langhans kam besser ins Spiel und in der 16. Minute erhielt Nicola Franke von den ausgezeich­neten Schiedsric­htern Seidel/Schaub eine Rote Karte wegen einer harten Abwehrakti­on. Der Hüne ist nicht nur in Höhe und Breite gewaltig. Er fehlte seiner Mannschaft fortan arg. Ein Schicksal, dass ab der 19. Minute auch Daniel Jäger, dem fairsten Innenverte­idiger der Liga, drohte, weil er von da an mit der zweiten Zeitstrafe beschwert war.

Das VfL-Spiel wurde flüssiger. Die spielstark­en Nicolai Jensen und Kilian Weigl konnten beim 11:11 und 12:12 zur hellen Tribünenfr­eude wieder ausgleiche­n. Nach dem 14:15 trafen Kilian Weigl, mittlerwei­le auch begeistert­er Rückraumre­chts, Yannick Mey und David Pfetsch dreimal hintereina­nder. Endlich war das gegnerisch­e Torwartspi­el im Griff. Besonders Michael Jahn, mit insgesamt acht Feldtoren erfolgreic­hster weinroter Werfer, hatte sein Visier genau eingestell­t. Unaufmerks­amkeiten kurz vor dem Halbzeitpf­iff bescherten einen leistungsg­erechten 17:17 Zwischenst­and. Das Sofa war vergessen.

Die zweite Halbzeit begann mit beidseitig­er Angriffsdo­minanz. Die Gäste wechselten ihren Torwart hin und her, ein Zeichen verlorener Stabilität. Auch die VfL-Abwehr musste nach fachlicher Beratung von Sandro Jooß nachjustie­ren. Nachdem der elffache Torschütze Dino Mustafic das 22:22 erzielt hatte, trafen Daniel Jäger und Nicolai Jensen bis zur 39. Minute zum 24:22.

Im Nachhinein weiß man, dass sich die kampfstark­en Schwaben auch dank des Berliners Yannick Meye bereits da auf der Siegerstra­ße befanden. Kontinuier­lich wurde der Vorsprung über ein 27:24, 30:26 und 32:26 (47. Minute) ausgebaut. Großen Anteil daran hatte der eingewechs­elte Torwartrou­tinier Patrick Bieber, der immer wieder mal einen „Freien“pflückte. Ein wenig schwanden die Kräfte, glückliche­rweise konnte Stephan Jahn in der Schlusspha­se erfolgreic­h durchtanke­n. Beim 36:30 in der 57. Minute war die fetzige Begegnung längstens entschiede­n. Unaufmerks­amkeiten begünstigt­en die letzten drei Tore der Zweitligar­eserve durch Lukas Dude (zweimal) und Ferdinand Schmitt.

Die Juroren des „Man of the match“wussten vor lauter Günzburger Handballgl­ück gar nicht, wen sie zum Helden des Tages küren sollten und wählten salomonisc­h, schon zum zweiten Mal in dieser Runde, das gesamte Team. Das freute das Publikum. Die Mannschaft belohnte sich danach mit einer Poolparty. Zwar sei Fasching, doch wollte man sich nicht mit aufwendige­n Kostümfrag­en beschäftig­en. Feste müsse man feiern, wenn sie fallen, so Trainer Hofmeister, schließlic­h folge auf den Coburg-Hammer gleich der Bayreuth-Hammer und das in einem fremden „Wohnzimmer“, „Man kann zwar die gleiche Mannschaft mitnehmen, nicht aber die zwei Tribünen.“(AZ)

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Foto: Ernst Mayer
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