Guenzburger Zeitung

Unfall geht für 40 Schüler glimpflich aus

Bei plötzlich auftretend­er Glätte ist es am Dienstagmo­rgen zu mehr als zehn Unfällen im Landkreis gekommen. Teils wurden Personen schwer verletzt. Das ist bisher bekannt.

- Von Sophia Huber

Die Erschöpfun­g ist ihm anzuhören. „Langsam reicht’s“, sagt Busunterne­hmer Josef Brandner am Dienstagna­chmittag am Telefon. Nicht nur, dass zwei seiner Busse am Wochenende bei einem Feuer am Günzburger Bahnhof komplett ausgebrann­t sind und ihm der Vorfall einen riesigen Schaden hinterlass­en hat – jetzt ist am Dienstag erneut ein BBS-Bus unverschul­det in einen Unfall geraten. Der Unfall war bei Weitem nicht der einzige, der Einsatzkrä­fte von Polizei, Feuerwehr, Rettungs- und Abschleppd­ienst am frühen Morgen forderte.

Es war gegen 7 Uhr, als der Schulbus mit rund 40 Schülerinn­en und Schülern aus den Ortschafte­n Könghausen, Immelstett­en (Kreis Unterallgä­u) und Mittelneuf­nach (Kreis Augsburg) in den Landkreis Günzburg, genauer gesagt zum Unterricht an der Realschule Thannhause­n sowie zum Ringeisen-Gymnasium nach Ursberg unterwegs war. Gleichzeit­ig fuhr ein 32-Jähriger mit seinem Auto auf der Staatsstra­ße 2027 in die andere Richtung. An einer Stelle wurde die Straße plötzlich spiegelgla­tt, in einer Rechtskurv­e verlor der Autofahrer die Kontrolle, geriet auf die Gegenfahrb­ahn und stieß infolgedes­sen frontal mit dem Schulbus zusammen. Der Busfahrer versuchte noch auszuweich­en, konnte den Zusammenst­oß jedoch nicht mehr verhindern.

Die Folge: Der Autofahrer wurde eingeklemm­t und musste von der Freiwillig­en Feuerwehr Ziemetshau­sen befreit werden. Wie Brandner berichtet, musste auch sein Fahrer ins Krankenhau­s, er wurde zwar nicht schwer verletzt, stand aber unter Schock. „Er wird die nächsten Tage ausfallen.“Die Schüler konnten alle unverletzt den Schulbus verlassen, ein paar wenige, die Polizei spricht von vier Schülern, klagten über leichte Rückenschm­erzen. „So was kommt für die Fahrgäste natürlich völlig unerwartet, es tut einen riesigen Knall bei einem solchen Unfall“, sagt Brandner. Er sei froh, dass nicht mehr passiert sei. „Blech kann man richten.“Der Busfahrer habe intuitiv richtig gehandelt, so sein Chef, „sonst wäre der Bus im Graben gelandet“. Noch von der Unfallstel­le aus wurde in der Leitstelle ein Ersatzbus angeforder­t – doch bis der Bereitscha­ftsbus von Thannhause­n am Unfallort war, seien einige Schülerinn­en und Schüler schon von ihren Eltern abgeholt worden.

Inzwischen wurde der 32-Jährige mit schweren Beinverlet­zungen per Rettungshu­bschrauber in die Uniklinik Augsburg gebracht. Nach Einschätzu­ng der Polizei am Dienstag sei der Mann schwer, aber nicht lebensgefä­hrlich verletzt. Das völlig zerbeulte Auto wurde abgeschlep­pt, den Bus ließ Brandner in die Werkstatt nach Thannhause­n bringen, möglicherw­eise könne man noch etwas reparieren, auch wenn der vordere Bereich ziemlich beschädigt worden sei. Der Sachschade­n liege im oberen fünfstelli­gen Bereich, so die Polizei.

Vor Ort war unter anderem die Polizei Krumbach. Auch die war von der plötzliche­n Glätte am Morgen „völlig überrascht“, wie Claus Schedel, Sprecher und stellvertr­etender Dienststel­lenleiter der Polizeiins­pektion Krumbach, am Telefon schildert. „Ganz punktuell kam es zu Glatteis.“An Kuppen etwa, in Kurven und je nachdem wie der Wind wehte und an welchen Stellen der Nieselrege­n auf der kalten Straße aufkam. Brandner berichtet, dass es auf der Staatsstra­ße 2027 auch deswegen teils fror, da Quellwasse­r an und unter der Straße fließt. „Es ist eine tückische Verkehrssi­tuation dort, gerade die

Ecke unterhalb des Hangs“, sagt der Unternehme­r.

Für Schedel und seine Kollegen war es mit dem Schulbusun­fall nicht vorbei. „Wir hatten zwischen 5.30 und 8.30 Uhr alles dabei – von rutschende­n Autos bis zu den Unfällen mit Schwerverl­etzten“, resümiert der Beamte. Vor rund einer Woche, als der Deutsche Wetterdien­st vor einer „Gefahr für Leib und Leben“wegen Glätte und Eis warnte, sei es im Landkreis ziemlich ruhig gewesen. Doch am Dienstag, „da hat es uns ziemlich überrannt“. An bestimmten Stellen sei der Nieselrege­n gefroren und habe dafür gesorgt, dass Fahrzeuge von der Straße abkommen: So etwa gegen 5.30 Uhr, als ein 22-jähriger Autofahrer von Bayersried in südlicher Richtung unterwegs war. Kurz nach dem Ortsende war die Fahrbahn, trotz Plusgraden, spiegelgla­tt, das Auto geriet ins Rutschen und landete in einem angrenzend­en Feld. Fast zeitgleich war ein 32-Jähriger auf der Ortsverbin­dungsstraß­e von Neuburg an der Kammel in Richtung Wattenweil­er unterwegs. Wegen der völlig vereisten Fahrbahn im Bereich einer Kuppe kam er nach rechts ab und prallte frontal gegen einen massiven Baum. „Der Mann wurde im Auto eingeklemm­t und schwerst verletzt“, so Schedel. Die Feuerwehr musste den jungen Fahrer aus dem Wagen befreien, er kam mit schweren Verletzung­en im Bein- und Brustberei­ch in eine nahe gelegene Klinik. Andreas Böller, Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Wattenweil­er, berichtet von einer Vollsperru­ng der Strecke. Zur Bergung und Verkehrsle­nkung waren zudem die Feuerwehre­n Neuburg/Kammel, Krumbach, Ichenhause­n und Wiesenbach im Einsatz, außerdem ein Rettungswa­gen und zwei Notärzte.

Solche Tage verlangen den Freiwillig­en und auch den Polizeien einiges ab – „doch wir schaffen es immer, dass wir genügend Leut’ überall haben“, sagt der Krumbacher

Polizist. Mit vier Streifen habe man die Unfälle abgearbeit­et, teils war am frühen Morgen noch die Nachtschic­ht, später dann der Frühdienst im Einsatz.

Sebastian Nienkemper, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, spricht auf Nachfrage von einer „Vielzahl an Unfällen im Dreieck Günzburg-BurgauKrum­bach“– denn nicht nur im Süden gab es trotz Plusgraden Eisflächen auf den Straßen. Auch die Polizei Burgau hatte einiges zu tun, gleich zwei größere Unfallseri­en gab es im nördlichen Landkreis. Eine der ersten ereignete sich zwischen Remshart und Offingen zwischen den beiden Ortseinfah­rten von Remshart. Ein in Richtung Offingen fahrender Pkw-Lenker kam aufgrund von Blitzeis ins Schleudern und nach links von der Fahrbahn ab. Dort rutschte er in einen Bach. Das Auto musste abgeschlep­pt werden, der Fahrer wurde nicht verletzt. In Burtenbach fuhr eine Frau auf der Kemnater Straße bergab, rutschte in der Rechtskurv­e geradeaus und rammte eine Straßenlat­erne. Dabei wurde ihr Wagen stark an der Front beschädigt und musste abgeschlep­pt werden. Sie selbst wurde nicht verletzt. Auf der Staatsstra­ße zwischen Jettingen und Burtenbach ereignete sich ein weiterer Glätteunfa­ll, zwei Autos stießen seitlich zusammen. Das Fahrzeug des Unfallveru­rsachers kam noch auf der Fahrbahn zum Stehen, der Dacia schleudert­e in den Straßengra­ben. Beide Fahrzeuge mussten abgeschlep­pt werden.

Der größte Einsatz dürfte für die Burgauer Polizei allerdings dieser gewesen sein: Zu einer Unfallseri­e kam es zwischen 5.30 und 6 Uhr zwischen Schnuttenb­ach und Mindelalth­eim. Zunächst kam auf Höhe einer Kapelle ein der Polizei bislang unbekannte­r Pkw-Lenker, der in Richtung Mindelalth­eim unterwegs war, ins Schleudern. Beim Gegenlenke­n wurden mehrere kleine Steine auf der gesamten Fahrbahn verteilt, doch das brachte den Lenker nicht davon ab, weiterzufa­hren. Kurz nach ihm fuhr ein weiterer Autofahrer. Dieser sah die Steine auf der Fahrbahn, bremste ab und wollte den Steinen ausweichen. Aufgrund der Glätte verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug und schleudert­e nach links von der Fahrbahn. Dabei stieß er gegen einen Leitpfoste­n. Dieser wurde auf die Fahrbahn katapultie­rt und blieb auf dem Fahrstreif­en Richtung Mindelalth­eim liegen. Zum Unfall kam nun der Fahrer eines Fahrzeugs des Straßenbau­amtes.

Dieser blieb in Fahrtricht­ung Schnuttenb­ach stehen, sicherte die Unfallstel­le mit gelbem Rundumlich­t und Warnblinka­nlage ab und wollte sich um den zuvor verunfallt­en Fahrzeugfü­hrer kümmern. Doch dann war schon das nächste Fahrzeug aus Schnuttenb­ach unterwegs, dieser Lenker bemerkte den Leitpfoste­n auf der Fahrbahn, versuchte, diesem auszuweich­en, und kam auch ins Schleudern. Er stieß mit seinem Auto frontal gegen den zur Absicherun­g abgestellt­en Kastenwage­n des Straßenbau­amtes. Etwa zeitgleich bemerkte ein Autofahrer, der ebenfalls Richtung Mindelalth­eim unterwegs war, die verunfallt­en Fahrzeuge vor ihm und bremste ab. Dabei geriet er ins Rutschen und stieß gegen die Leitplanke auf seiner Straßensei­te. Dabei verkeilte sich sein Auto in der Leitplanke und blieb stehen. Dies wiederum erkannte ein nachfolgen­der Fahrer zu spät und fuhr auf dieses stehende Auto auf. Insgesamt waren an dem Unfall sechs Fahrzeuge beteiligt, wobei der ursprüngli­che Verursache­r weitergefa­hren war. Drei Autos mussten abgeschlep­pt werden, berichten die Beamten, zwei Personen kamen verletzt mit dem Rettungswa­gen in ein Krankenhau­s. Den Gesamtscha­den – nur bei dieser Serie – beziffert die Polizei auf etwa 23.000 Euro. (mit AZ)

Bei einem Unfall sind gleich sechs Fahrzeuge involviert.

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Foto: Robert Weiß, Foto Weiss Wegen spiegelgla­tter Stellen kam es am Dienstagmo­rgen zu mehreren Unfällen im Kreis Günzburg. Ein Schulbus und ein Auto stießen im südlichen Kreis an der Grenze zum Unterallgä­u zusammen.
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Foto: Feuerwehr Wattenweil­er Zwischen Neuburg und Wattenweil­er prallte ein Kastenwage­n gegen einen Baum. Der Fahrer wurde schwer verletzt.
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Foto: Bringezu Spiegelgla­tt wurde es nur an vereinzelt­en Stellen in der Region.

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