Der Kiesabbau nimmt kein Ende
Landratsamt und Markt stimmten dagegen, der Regionalverband Donau-Iller widerspricht: Auch in Zukunft soll Kies in Jettingen-Scheppach abgebaut werden. Über die Auswirkungen.
Der Beschluss des Regionalverbands Donau-Iller ist herber Rückschlag für Jettingen-Scheppach. Der Kiesabbau im Bereich der Scheppacher Mühle soll fortgeführt werden – und das trotz einer Ablehnung des Marktes und des Landratsamtes. In der Marktgemeinderatssitzung trug Bürgermeister Christoph Böhm den Räten nun der Beschluss des Gremiums vor. Das diente lediglich der Information der Ratsmitglieder, denn „der Regionalplan sticht uns aus“. „Wir können da jetzt nichts mehr machen“, sagt Böhm. Doch ganz machtlos sei der Markt nicht.
Bereits im Januar 2023 stimmte der Marktgemeinderat den Ausführungen des Landratsamtes zu und lehnte das Vorranggebiet zum Abbau von Rohstoffen im Bereich der Scheppacher Mühle ab. Die Gründe hierfür waren vielfältig. Zum einen solle die ökologisch hochwertigen Flächen dort erhalten bleiben. Der bestehende jahrelange Kiesabbau ist laut ihrer Stellungnahme nur im Zusammenhang mit dem sechsstreifigen Ausbau
der A8 befürwortet worden, ein weiterer Rohstoffabbau an dieser Stelle hatte der Marktgemeinderat ausgeschlossen.
Während des Planungsprozesses des damaligen Abbaugebiets gab es außerdem einen Konflikt zwischen dem Naturschutz und dem Wasserrecht, der zu einer Ablehnung hätte führen können. Die
Wiederverfüllung mit unbelastetem Erdaushub und eine entsprechend ökologische Aufwertung der Fläche, konnten das abwenden. Der Markt schätzt nun, dass es künftig nicht genug unbelastetes Material zum Auffüllen geben könnte. Um den Charakter des Mindeltals erhalten zu können, lehnte der Markt eine freie Wasserfläche ab. In unmittelbarer Nähe der Vorranggebiete befinden sich die Mooshöfe. Der Markt äußerte die Bedenken, dass jahrelanger Abbau und Verfüllung und der damit verbundene unvermeidliche Lärm für die Bewohner zur Belastungsprobe werden könnten. Zudem befürchteten die Anlieger damals, dass die Gebäude in den Mooshöfen durch den sich ändernden Grundwasserpegel Schaden erleiden könnten.
Das hat sich laut dem Bürgermeister bisher nicht bewahrheitet. Das Urteil des Regionalverbands fällt nun wie folgt aus: Um die Region dezentral und langfristig mit Rohstoffen versorgen zu können, müssen, so das Gremium, auch Gebiete in empfindlichen Teilräumen wie dem Mindeltal festgelegt werden. Der Abbau und die Sicherung von Rohstoffen orientiere sich an einem Planungszeitraum von 20 Jahren. Das Gebiet im Bereich der Scheppacher Mühle sei ihren Analysen zufolge mit „vergleichsweise geringen Umweltauswirkungen verbunden“.
In der Bewertung heißt es weiter, dass Rekultivierungsmaßnahmen, sowie Maßnahmen im Emissionsschutz und der Wasserwirtschaft
in einem nachgelagerten Verfahren festgelegt werden. Eine strategische Umweltprüfung hat demnach ebenfalls ergeben, dass steigende Auswirkungen auf „Fläche und Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt sowie den Artenschutz“erwartet werden. Diese könnten mit einem nachgelagerten Verfahren teilweise minimiert werden.
Laut dem Umweltbericht ist in Teilbereichen mit erheblichen Umweltauswirkungen auf den Boden zu rechnen, auch Moorböden liegen teilweise im Bereich der ausgewählten Flächen. Und dennoch wird das Gebiet als geeignet eingestuft.
Der Bürgermeister zeigt sich enttäuscht. „Auf unsere Stellungnahme wurde nicht eingegangen“, sagt Böhm. Nun wird der Regionalplan bei den Obersten Landesplanungsbehörden zur Genehmigung eingereicht. Wie es weitergeht, ist abzuwarten. „Wir sind dem Gremium aber nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert“, sagt der Bürgermeister und erklärt, dass sie als Markt auf eine Bauleitplanung, die dem Kiesabbau bevorstehen würde, immer noch einen Einfluss haben.