So begegnet der Landkreis Herausforderungen in der Pflege
Für den Eigenbetrieb Seniorenheime plant der Landkreis im Haushalt 2024 deutlich mehr Geld ein als im Vorjahr. Geschäftsführer Max Mayer spricht über die Gründe.
Fachkräftemangel, demografische Entwicklung, hohe Pflegesätze – es sind herausfordernde Zeiten für die Gesundheitsbranche. Dieses Fazit zog Max Mayer, Geschäftsführer des Eigenbetriebs Seniorenheime, bei der gemeinsamen Sitzung von Sozialund Kreisausschuss. Mit 24,5 Millionen Euro im Haushalt 2024 des Landkreises Günzburg liegt das Volumen um 1,6 Millionen Euro deutlich über dem Ansatz des Vorjahrs. Die geplanten Erträge belaufen sich auf 24,1 Millionen Euro. Zum Eigenbetrieb gehören das Kreisaltenheim Burgau, das Isabella-Braun-Heim Jettingen, das Wahl-Lindersche-Seniorenheim Günzburg und das Stadlerstift Thannhausen.
Die Belegungssituation werde inzwischen fast ausschließlich von der Zahl des zur Verfügung stehenden Fach- und Hilfspflegepersonals bestimmt, sagte Mayer. Wichtig sei es deshalb, die Personallage zu entspannen. „Eine verlässliche Dienstplanung ist dabei die größte Herausforderung.“Außerdem müssten Springer-Pools aufgebaut werden, um auf Engpässe reagieren zu können. Mayer: „Wir unternehmen alles, um auch ausländisches Fachpersonal zu gewinnen. Doch das ist schwierig.“Es sei bedrückend, dass die Wartelisten in den Heimen ständig aufgebaut würden und die Nachfrage weiter steige. Allein in Jettingen, so Mayer, wuchs die Zahl auf 55 Personen, die auf einen Platz warten.
Landrat Hans Reichhart (CSU) betonte, trotz aller Probleme ist es gelungen, Kräfte aus Albanien und dem Kosovo zu engagieren. Sie würden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Seniorenheimen bei der Integration unterstützt. „Sie werden in ihrer neuen Umgebung nicht allein gelassen.“Mayer: „Wir leisten Hilfestellung, wo immer es möglich ist.“
Um auf die gewachsenen Anforderungen reagieren zu können, sieht der Plan für den Eigenbetrieb eine Steigerung um 21 auf nun insgesamt 382 Stellen vor. Für die Tagespflege Jettingen, die erst zu Beginn des Jahres 2025 ihren Betrieb aufnehmen soll, wurden bereits jetzt zehn Stellen eingeplant. In den Seniorenheimen soll es sieben zusätzliche Stellen geben, in der Produktionsküche eine weitere
Hilfskraft eingestellt werden. Die Zentralverwaltung wird um drei Stellen aufgestockt, da das Gesundheits-, Integrations- und Qualitätsmanagement ausgebaut werden soll. Mehrkosten sind im EDV-Bereich vorgesehen, um die Digitalisierung weiterzuentwickeln. Mayer: „Heute haben wir für die Datenerfassung der Heimbewohner einen PC pro Station. Das kann so nicht bleiben.“
Der wachsende Personalbedarf resultiert auch aus dem flächendeckenden Anstieg höherer Pflegegrade. Um Nachwuchs für den anspruchsvollen Beruf zu finden, muss nach Mayers Worten die Ausbildung gestärkt werden. Schon jetzt gebe es einen Verbund mit anderen Einrichtungen nicht nur im Landkreis Günzburg, um Synergieeffekte zu schaffen. „Auch unsere Pflegeschulen laufen gut.“
Sorge bereitet dem Geschäftsführer die steigenden Pflegesätze, „bei denen die Spirale immer weiter nach oben geht.“Jede Preiserhöhung schlage voll auf die Bewohnerinnen und Bewohner durch. Vor allem die stationäre Pflege sei ein großer Kostenfaktor und für Pflegebedürftige und Angehörige häufig nur schwer zu stemmen. Schon heute betrage der Eigenanteil in den Seniorenheimen des Landkreises durchschnittlich 3000 Euro im Monat. Mayer: „Wir rechnen künftig mit 3100 bis 3200 Euro.“Diese Summen seien für ältere Menschen allein mit der Rente nicht mehr zu leisten. Außerdem steige der Anteil der Sozialhilfeempfänger.
Auch Landrat Reichhart erwartet in Zukunft „gewaltige Herausforderungen“. Ein Kraftakt werde bei den Investitionen der Neubau des Wahl-Linderschen Seniorenzentrums.
Wie berichtet, soll das Altenheim um 100 Pflegeplätze der Heiligeist-Stiftung Günzburg erweitert werden. Die Architekten-Entwürfe für das Haus liegen inzwischen vor. Noch gibt es keine genaue Kostenschätzung für das Millionen-Projekt und Klarheit über die Fördermittel. Reichhart: „Die Frage wird lauten, was wir uns finanziell leisten können.“