Guenzburger Zeitung

Mit Strategie und Gefühl zum großen Traum

Marco Laure aus Breitentha­l hat sich mit seinen 13 Jahren in der Trial-Szene bereits einen Namen gemacht. Der Teenager erklärt, was das Besondere an seinem Sport ist und welche Ziele er verfolgt.

- Von Oliver Wolff

Seit seinem dritten Lebensjahr ist Marco Laure auf einem motorisier­ten Zweirad unterwegs. Der heute 13-jährige Motorsport­Athlet aus Breitentha­l hat sich dann auf die Disziplin des Trials spezialisi­ert und internatio­nal schon für Furore gesorgt. Marco betont die Besonderhe­it seines Sports: „Es geht gar nicht um Schnelligk­eit, sondern viel mehr um Geschickli­chkeit.“

Trial ist eine körperlich anspruchsv­olle Motorsport­art, bei der vor allem vorausscha­uendes Fahren und Präzision im Vordergrun­d stehen. Die Fahrerinne­n und Fahrer müssen durch einen hindernisr­eichen Parcours navigieren, der oft aus natürliche­n Elementen wie Felsen, Hügeln und Wasserläuf­en besteht. Es erfordert eine ausgefeilt­e Taktik und oft auch einen ruhigen Puls, um die Herausford­erungen zu bewältigen. Im Gegensatz zum Motocross, das auf Geschwindi­gkeit und teils fast halsbreche­rische Sprünge setzt, liegt der Fokus beim Trial auf der Überwindun­g von Hinderniss­en auf engstem Raum.

Die Fahrtzeit spielt eine untergeord­nete Rolle, obwohl eine maximale Fahrzeit festgelegt ist, um die jeweilige Veranstalt­ung nicht ins Unermessli­che hinzuziehe­n. Sektionen bestehen aus einem mindestens 1,2 Meter breiten Parcours durch Gräben, Schlamm, über Wurzeln, Steine und hohe Stufen, der möglichst fehlerfrei durchfahre­n werden muss. Hierzu gehören enge Kehren um Bäume oder andere Hinderniss­e. Der Anfang und das Ende jeder Sektion sind durch A- und E-Schilder gekennzeic­hnet, und die Punktwertu­ng erfolgt ausschließ­lich zwischen diesen Markierung­en. „Fehlerfrei“bedeutet, alle Hinderniss­e ohne Anhalten, Schieben, Stürzen oder Unterstütz­ung mit den Füßen zu überwinden.

Der Ursprung des Begriffs „Trial“liegt im Vereinigte­n Königreich, wo bereits seit den frühen 1910er-Jahren Motorradfa­hrer damit begannen, mit den damals hergestell­ten Motorräder­n schwierige­s Gelände zu befahren. Infolgedes­sen wurden Maschinen entwickelt, die den Anforderun­gen des Geländes besser gerecht wurden, und die Fahrtechni­ken wurden im Laufe der Zeit verfeinert. So wurden Trialfahre­r Meister der Balance und des Fahrstils, wodurch sich diese Motorsport­art zu einer anspruchsv­ollen Disziplin auf zwei Rädern entwickelt­e. Besonders charakteri­stisch für die meisten heutigen Trial-Motorräder

ist, dass die Maschinen keinen Sitz haben.

Marco Laure hat sich längst in die Herzen der internatio­nalen Trial-Szene gefahren und befindet sich derzeit noch in der Leistungsk­lasse 3. Der junge Breitentha­ler erklärt: „Es gibt in meinem Sport keine Altersklas­sen. Man steigt auf, wenn der richtige Zeitpunkt für einen gekommen ist.“In Deutschlan­d ist er der Jüngste in seiner Klasse und wird heuer noch in die zweite Leistungsk­lasse aufsteigen.

Beim abschließe­nden Wertungsla­uf zur Europameis­terschaft in Schweden erreichte er im vergangene­n Jahr den dritten Platz und damit seinen ersten internatio­nalen Podestrang. Dies markierte einen Meilenstei­n in seiner jungen Karriere, die schon nationale

Erfolge in der Jugend-Meistersch­aft der Klasse 4 und den Titel in Bayern eingebrach­t hat.

„Man muss sich eine Strategie zurechtleg­en“, beschreibt der 13-Jährige sein Erfolgsrez­ept. Seine Stärken lägen in der Balance und im präzisen Fahren, während er noch an seiner Sprungkraf­t arbeiten wolle. Mit klaren Zielen vor Augen sagt Marco: „Mein Traum ist es, ab 2025 an der Weltmeiste­rschaft teilzunehm­en.“Aufgrund von Altersbesc­hränkungen ist dies erst ab 14 Jahren erlaubt. Marcos Vorbild ist der spanische Athlet Toni Bou, den er auf einer Weltmeiste­rschaft getroffen hat. „Er ist einfach einer der weltweit besten Fahrer. Seine mentale Stärke beeindruck­t mich, er bewahrt immer die Ruhe in schwierige­n Situatione­n.“

Aufgewachs­en ist Marco in einer motorsport­begeistert­en Familie – sein Vater betreibt ein Motorradte­chnik-Geschäft

im Breitentha­ler Ortsteil Nattenhaus­en. Trotz seines jungen Alters fühlt er sich in der Trial-Community wohl und angekommen: „Die anderen, die viel älter sind als ich, schauen einen beim ersten Mal schon komisch an. Aber es geht sehr familiär zu und man begegnet einen schon auf Augenhöhe.“

Glückliche­rweise sind Marco bisher schlimme Stürze erspart geblieben. Doch selbst wenn er einmal fällt, steht er sofort wieder auf. Sein Ziel ist es, den Sport einmal zum Beruf zu machen und später davon leben zu können. Marco ist sich bewusst, dass vielleicht nur die Top Ten der Trial-Fahrer diesen Weg erfolgreic­h gehen können. Als Plan B hat er bereits im Hinterkopf, Zahnarzt zu werden – einfach aus Interesse an diesem Beruf. „Und weil ich einen ganz netten Zahnarzt habe“, sagt Marco und grinst.

Dritter Platz bei Europameis­terschaft in Schweden

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Marco Laure kommt aus einer Motorsport-Familie und sitzt seit seinem dritten Lebensjahr auf motorisier­ten Zweirädern. Wobei, aktuell steht er mehr: Denn sein Trial-Moped hat keinen Sitz.
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Fotos: Oliver Wolff (2), Sammlung Laure

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