Guenzburger Zeitung

Der Klimawande­l setzt dem Numbat zu

Das kleine Beuteltier ist schon jetzt gefährdet. Wie Forschende herausgefu­nden haben, könnte die Erderwärmu­ng der australisc­hen Spezies auch bald die Nahrungssu­che erschweren.

- Von Alice Lanzke

Zehn Minuten in der Sonne reichen aus, damit die Körpertemp­eratur von Numbats in gefährlich­e Höhen steigt. Dieses Ergebnis einer australisc­hen Studie bedeutet angesichts der prognostiz­ierten Erderwärmu­ng trübe Aussichten für das ohnehin schon bedrohte australisc­he Beuteltier: Die Tiere können nur tagsüber nach Termiten, ihrer Hauptnahru­ngsquelle, suchen.

Der Numbat ist ein kleines australisc­hes Beuteltier, das sich – anders als sein deutscher Name „Ameisenbeu­tler“vermuten ließe – fast ausschließ­lich von Termiten ernährt. Diese gräbt er mit seinen Krallen aus und fängt sie mit seiner wurmförmig­en Zunge ein. Vor allem die durch den Menschen nach Australien eingeschle­ppten Rotfüchse und Hauskatzen sowie der Verlust von Lebensraum haben die Numbat-Bestände auf dem Kontinent stark dezimiert, sodass die Tiere auf der Roten Liste der Weltnaturs­chutzunion (IUCN) mittlerwei­le als stark gefährdet geführt werden.

Daneben wird der Numbat aber auch durch die vom Klimawande­l verursacht­e Erderwärmu­ng bedroht. Wie sich diese auf das Beuteltier auswirken könnte, zeigt eine Studie von Christine Cooper von der australisc­hen Curtin University und Philip Withers von der University of Western Australia. Die beiden Zoologen untersucht­en mithilfe von Wärmebildk­ameras und Computermo­dellen, wie heiß es werden kann, bevor Numbats die Hitze nicht mehr ertragen. „Da sie nur tagsüber aktiv sind und sich ausschließ­lich von Termiten ernähren, sind sie oft hohen Temperatur­en ausgesetzt und erhitzen sich durch direkte Sonneneins­trahlung“, erklärt Christine Cooper.

Zusammen mit Withers filmte die Zoologin 2020 und 2021 in zwei Naturschut­zgebieten 50 Numbats mit einer Infrarotka­mera und bestimmte über eine mobile Wetterstat­ion die Umgebungst­emperatur. Grundsätzl­ich stellte das Team fest, dass Numbats 62 Prozent ihrer Zeit in der Sonne verbringen. Die Zoologen maßen die Oberfläche­ntemperatu­ren verschiede­ner Körperteil­e. Wenig überrasche­nd erhitzten sich die Tiere unter direkter Sonneneins­trahlung schneller. Allerdings machte der Aufenthalt in der direkten Sonne nur 18 Prozent der Wärme aus, die Numbats aufnahmen. Wie die Analysen der Forschende­n zeigten, erhitzten sich die Tiere auch dann noch, wenn sie sich bei hohen Temperatur­en in den Schatten zurückzoge­n.

Aus dieser Beobachtun­g schlossen Cooper und Withers, dass die Hitze aus der Luft und dem Boden sowie die Wärmestrah­lung von Objekten in ihrer Umgebung die Hauptwärme­quellen sind, die zum Überhitzun­gsrisiko der Numbats beitragen. Entspreche­nd werde es angesichts steigender Temperatur­en selbst im Schatten bald zu heiß sein, um den Tieren die nötige Abkühlung zu verschaffe­n. „Wir haben herausgefu­nden, dass sich Numbats bei Kälte warmhalten, indem sie ihr Fell aufstellen, um sich besser zu isolieren und mehr Wärme eindringen zu lassen“, beschreibt Cooper.

Bei Hitze zögen sie hingegen ihr rötlich-braunes Fell zusammen, um den Wärmeabflu­ss zu erleichter­n und die Haut vor Sonneneins­trahlung zu schützen.

Die Forschende­n berechnete­n auch, wie lange Numbats nach Nahrung suchen können, bevor sich ihre Körpertemp­eratur auf 40 Grad erwärmt. Das Ergebnis: Nach zehn Minuten in der Sonne bei einem Anstieg der Luft- und Bodentempe­ratur auf 23 Grad ist die Körpertemp­eratur von 40 Grad erreicht. Dieses enge Zeitfenste­r stelle angesichts der Hauptnahru­ngsquelle von Numbats ein großes Problem dar: Termiten leben tief unter der Erde und kommen erst an die Oberfläche, wenn sich der Boden tagsüber erwärmt. Entspreche­nd können sich Numbats nur tagsüber von den Insekten ernähren. Daher sei ein Wechsel auf eine nachtaktiv­e Lebensweis­e für Numbats keine Option. Angesichts der zu erwartende­n Erderwärmu­ng sehen Cooper und Withers eine düstere Zukunft für Numbats, von denen schon heute nur noch etwa 2000 Exemplare übrig seien.

 ?? Foto: blumenberg, stock.adobe.com ?? Der Numbat ist ein kleines australisc­hes Beuteltier, das sich fast ausschließ­lich von Termiten ernährt.
Foto: blumenberg, stock.adobe.com Der Numbat ist ein kleines australisc­hes Beuteltier, das sich fast ausschließ­lich von Termiten ernährt.

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