Guenzburger Zeitung

„Demonstrie­ren allein wird nicht reichen“

Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas ist derzeit viel im Land unterwegs. Die SPD-Politikeri­n erzählt, wie sie die Menschen und ihre Ängste erlebt, und sagt, was sie von einem Verbot der AfD hält.

- Bas: Bas: Bas: Interview: Michael Czygan

Die Befürworte­r eines Verbots meinen: wenn nicht jetzt, wann dann?

Selbst wenn wir sofort den Antrag stellen, würde das Verfahren Jahre dauern. Wir müssen uns jetzt mit der AfD und vor allem ihren Inhalten auseinande­rsetzen. Deren Gesinnung kann ich nicht verbieten. Wir haben es bei der NPD gesehen: Die Partei heißt jetzt „Heimat“– und macht weiter wie bisher. Ich bin froh, dass das Bundesverf­assungsger­icht geurteilt hat, dass man einer verfassung­sfeindlich­en Partei die Finanzieru­ng entziehen kann.

Ist das ein niederschw­elliger Weg, sich als Demokratie wehrhaft zu zeigen – auch gegenüber der AfD?

Es ist gut, dass das Gericht diesen Weg grundsätzl­ich aufgezeigt hat. Unsere Position wurde gestärkt: Feinde unserer Verfassung bekommen kein staatliche­s Geld. Ob das auch bei der AfD Anwendung finden könnte, ist aktuell schwer zu sagen.

Muss das Verfassung­sgericht gestärkt werden? Das Prozedere zur Wahl der Richterinn­en und Richter, die Zahl der Senate, all dies könnte aktuell mit einfachem Gesetz geändert werden. Ein Einfallsto­r für Rechtspopu­listen, um sich der Justiz zu ermächtige­n. Sehen Sie da Handlungsb­edarf?

Man sieht in Polen oder Ungarn, wie schnell Medien politisch beeinfluss­t oder Gerichte faktisch entmachtet werden können. In Deutschlan­d sind wir zu Recht stolz auf unser Bundesverf­assungsger­icht, das als unabhängig­e Instanz wirkt und über die Einhaltung des Grundgeset­zes wacht. Wir müssen alles dafür tun, dass das so bleibt. Zu glauben, da passiert schon nichts, wäre naiv. Unsere Demokratie muss sich auch an dieser neuralgisc­hen Stelle als wehrhaft erweisen.

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