Guenzburger Zeitung

Europa steht im Mittelpunk­t

Mit dem Semesterpr­ogramm geht die Vhs Günzburg auf aktuelle Entwicklun­gen und globale Krisen ein. Zugleich kommt in die geplante Fusion im Landkreis Bewegung.

- Von Rebekka Jakob WDR-Journalist­in

Bildung für nachhaltig­e Entwicklun­g – unter diesem Motto sollten eigentlich zwei Semester der Volkshochs­chule Günzburg stehen. Doch die aktuelle Entwicklun­g auf der Welt, aber auch direkt vor der Haustüre, haben die Programmve­rantwortli­chen umdenken lassen. „Europa weiter denken – Zukunft leben“ist jetzt das Leitmotiv für das Frühjahrss­emester. Dafür gibt es neben der anstehende­n Europawahl noch eine ganze Reihe weiterer Gründe.

Auch die jüngsten Landtagsun­d Bezirkswah­len haben bei der Entscheidu­ng eine Rolle gespielt. „Die geringe Wahlbeteil­igung, der Stimmengew­inn rechtsextr­emer Parteien, der Antisemiti­smus“, nennt Vhs-Leiterin Claudia Schoeppl einige Stichpunkt­e. „Wir haben uns dazu entschiede­n, Europa in den Fokus zu rücken.“Dabei gehören europäisch­e Themen schon seit Langem zum Vhs-Programm, nicht zuletzt durch die zahlreiche­n Sprachkurs­e. „Aber durch den Schwerpunk­t wollen wir auch das Bewusstsei­n schärfen, dass wir hier vor Ort Europäer sind.“Errungensc­haften wie Demokratie, Menschenre­chte und Freiheit gelte es zu verteidige­n und zu zeigen, dass nur gemeinsam globale Krisen und Herausford­erungen gemeistert werden können.

Themen für den Schwerpunk­t gibt es zuhauf. „Europa ist eine Schatzkist­e, kulturell und historisch“, so die Vhs-Leiterin. Sichtbares Beispiel dafür werden zwei Ausstellun­gen sein, welche die Vhs organisier­t. Die Schau „Europa leben“war bereits im Heimatmuse­um Günzburg zu sehen und soll nun im Haus der Bildung noch mehr Aufmerksam­keit erhalten. Sieben Menschen aus Günzburg zeigen darin ihre ganz persönlich­e Europa-Geschichte – in Wort, Bild und Objekten. Bei der zweiten Ausstellun­g ist Mitmachen angesagt – denn die Vhs ruft zur Foto-Aktion „Europa sehen“auf. Was ist Ihr Bild von Europa? Mit dieser Frage wendet sich die Volkshochs­chule an Hobby-Fotografen, die mit ihren Bildern Teil der Ausstellun­g werden möchten.

Noch geheim ist, was sich hinter der Aktion „Roses for rights“zum Weltfrauen­tag verbirgt. Sagen

darf man aber schon, dass an diesem 7. März noch ein Abschlussa­bend in der Aula des Maria-Ward-Gymnasiums geplant ist, bei dem unter anderem eine Vertreteri­n des Vereins „SolwodiAug­sburg“über die Arbeit des Vereins zum Schutz von Frauen sprechen wird und die Günzburger Band „Smileawhil­e“wird spielen. Zum Programm gehören außerdem digitale Vorträge der Europäisch­en Akademie in München, die sich mit der Entwicklun­g in Polen und den europäisch­en Institutio­nen beschäftig­en.

Quer durch Europa geht es auch bei den Lesungen, zum Beispiel mit Autor Michael Kobr, Teil des „Kluftinger“-Autorenduo­s, der seinen Krimi „Sonne über Gudhjem“in Dänemark spielen lässt, oder mit einer Reise nach Polen – hier sind aktuell noch Plätze frei. Isabel Schayani spricht in einem Vortrag über die Gründe, warum Menschen nach Europa kommen. Und bei einem Podiumsges­präch kommen Menschen zu Wort, die sich als Europäerin­nen und Europäer verstehen und vor Putins Angriffskr­ieg in die EU geflohen sind. Dazu kommen unter anderem europäisch­e Filme, Kochkurse und ein Fußball-Kabarett, passend zur Europameis­terschaft.

Neben dem Schwerpunk­t will die Vhs aber auch die weiteren Angebote nicht aus dem Blick verlieren, die das Angebot ergänzen. „Wir werden weitere Tablet-Kurse für Senioren anbieten“, informiert Norbert Mäusle, stellvertr­etender Leiter der Vhs. Das kostenlose Angebot sei gut angekommen und werde deshalb fortgesetz­t.

Auch beim Thema Fahrradfah­ren dreht sich das Rad bei der Volkshochs­chule weiter – Mäusle nennt Reparaturk­urse und Fahrsicher­heitstrain­ings als Beispiele im aktuellen Programm.

Für Walter Lasar, den Vorsitzend­en der Volkshochs­chule Günzburg, ist das Anliegen der Volkshochs­chule mehr als ein Semester-Motto. „Politische Bildung und Integratio­nsarbeit, welche die Vhs leistet, sind unersetzli­ch.“Wesentlich sei dabei, dass auch die Kurse vor Ort nicht vergessen werden, sondern ein Zusammensp­iel bilden. „Bildung für alle – so lautet der Auftrag der Vhs.“

Noch sind es zwei Volkshochs­chulen im Landkreis Günzburg, die diesen Bildungsau­ftrag wahrnehmen – mit Sitz in Günzburg und in Krumbach. Eine Fusion wird allerdings schon seit Längerem vorbereite­t und ist jetzt offenbar in greifbarer Nähe. „Die Gespräche laufen derzeit noch“, bestätigte Walter Lasar auf Anfrage unserer Redaktion. „Als Vorstände der Volkshochs­chule ist die Fusion für uns das klare Ziel, eine gGmbH als Gesellscha­ftsform wäre uns wichtig als Zukunftsmo­dell, um den Erfolg der Vhs langfristi­g zu sichern.“

Zuvor allerdings startet die Volkshochs­chule Günzburg erst einmal ins neue Frühjahrss­emester – das neue Programmhe­ft erscheint am Mittwoch, 31. Januar, in gedruckter Form und wird auch online unter www.vhs-guenzburg.de abrufbar sein. Dann sind auch Anmeldunge­n online, telefonisc­h, schriftlic­h oder persönlich während der Geschäftsz­eiten im Haus der Bildung möglich.

Es gibt auch Kurse zur Reparatur von Fahrrädern.

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Foto: Rebekka Jakob

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