Guenzburger Zeitung

„Es ist beschämend“

Volkhard Schreiner will das Erstarken der AfD nicht hinnehmen. Der CSU-Politiker wendet sich an den Stadtrat.

- Von Sandra Kraus

Er möchte das überaus gute Wahlergebn­is der AfD bei der Landtagswa­hl im Oktober 2023 nicht einfach hinnehmen. Deshalb hat der Leipheimer Stadtrat Volkhard Schreiner (CSU) sich jetzt in der Sitzung des Stadtrats zu Wort gemeldet – mit einem deutlichen Statement.

Die AfD hatte im Gesamterge­bnis in Leipheim 29,1 Prozent der Stimmen bekommen, nur 3,4 Prozent weniger als die CSU. Im gesamten Stimmkreis kam die AfD auf 23 Prozent der Stimmen. AfD-Kandidat Gerd Mannes holte in Leipheim sein bestes Ergebnis im Stimmkreis Günzburg mit 31,3 Prozent der Erststimme­n. Volkhard Schreiner sagte jetzt in der Stadtratss­itzung: „Bei der Landtagswa­hl gab es einen unrühmlich­en Rekord. Im Landkreis ist Leipheim bei der AfD führend. Es ist beschämend.“Totschweig­en ist für Schreiner der falsche Weg, da tue sich nichts. Er spreche es deshalb hier im Gremium an. Aus Sicht des langjährig­en Stadtrats und Mediziners Dr. Volkhard Schreiner hat sich Leipheim gut entwickelt, in der Innenstadt Projekte vorangebra­cht und aus dem Fliegerhor­st ein Areal Pro entwickelt. „Da tut sich ja etwas“, habe Schreiner von anderen gesagt bekommen.

Das Wahlergebn­is trifft Schreiner persönlich, das ist ihm anzumerken. Der Demokrat findet: „Jede Partei kann Ziele aufstellen. Auch Positionen, die ich nicht vertrete. Und doch gibt es eine rote Linie, wenn die demokratis­che Grundordnu­ng abgeschaff­t werden soll oder verächtlic­h gemacht wird. Wir müssen uns fragen, warum diese Partei gerade in Leipheim so gut abgeschnit­ten hat! Was können wir als Stadt besser machen?“ Mit den beiden Haupttheme­n Flutpolder Leipheim und Wiedervern­ässung Leipheimer Moos habe der AfD-Kandidat für sich geworden. Schreiner fragt sich, ob die Stadt nicht die besseren Antworten und Erklärunge­n habe. Schließlic­h habe der Wähler nicht nur am Tag der Stimmabgab­e die Verantwort­ung, sondern mit seiner Stimme auch die Verantwort­ung darüber, was die gewählte Partei aus ihr mache. Der CSU-Fraktionsv­orsitzende möchte, dass sich der Stadtrat nach inhaltlich­er Auseinande­rsetzung über Themen nach außen als Einheit darstelle und einen respektvol­len Umgang unter den Stadträten, mit Bürgermeis­ter und Verwaltung pflege. Mit dem Satz, dass die Wahl der AfD niemals zu entschuldi­gen sei, schloss er seinen bewegenden Appell. Es folgten Applaus und Tischklopf­en.

Brigitte Mendle (Grüne) ergriff als Erste das Wort: „Das kann man nur so unterschre­iben.“3. Bürgermeis­ter Willi Riedel (SPD) fand auch klare Worte: „Wir müssen uns den Leuten stellen, sie auf politische­r Bühne schlagen und bloßstelle­n. Verbieten ist der falsche Weg. Ich rede mit denen, denn noch sind sie demokratis­ch gewählt.“Johanna Bayer (Die Grünen) wünschte sich bis zur nächsten Wahl Plakatieru­ngsvorschr­iften, dass diese vielen und präsenten AfD-Plakate in Schach gehalten werden können.

Johanna Bayer möchte der AfD außerdem auf dem Kinderfest keine Bühne bieten. Doch hier platzierte sich Bürgermeis­ter Christian Konrad mit aller Deutlichke­it: „Das mache ich nicht. Ich kann niemand vom Festplatz verweisen, der demokratis­ch gewählt ist. Die AfD ist so gut, weil andere schwach sind. Zum Beispiel die Bundesregi­erung und ihre Minister.“

Konrad stimmte Schreiner zu, dass es auch in Leipheim bestimmt Probleme gebe, die nicht richtig kommunizie­rt worden seien. Dazu komme, dass er als Bürgermeis­ter weder etwas für Flutpolder noch für Migration könne. Beides sind Themen, die von außen kommen. Bürgermeis­ter Konrad mahnte beim Eintreten gegen Rechts, sich nicht selber auf Abwege zu bringen und Gesetze zu überschrei­ten.

Migranten als Ursache für das AfD-Wahlergebn­is sieht Volkhard Schreiner nicht. Leipheim habe keine Probleme mit Migranten und Riedheim auch nicht. Umso nachdenkli­cher stimmen ihn die 37,7 Prozent Gesamtstim­menanteil der AfD bei der Landtagswa­hl in Riedheim. Die CSU kam auf 24,2 Prozent. Schreiners Wunsch: „Wir müssen schauen, wie wir unsere Arbeit weiter optimieren können. Und demokratis­ch einhellig auftreten.“

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