Guenzburger Zeitung

Bündnis für Demokratie wächst stetig

Im Landkreis Günzburg formiert sich ein beispiello­ses Netzwerk gegen Hass und Hetze. Die Kundgebung am kommenden Samstag ist erst der Anfang.

- Von Rebekka Jakob

Wie ein rollender Schneeball, der größer und größer wird: So kann beschriebe­n werden, wie das neu gegründete Bündnis im Landkreis Günzburg sich derzeit entwickelt. Im Vorfeld der Kundgebung, die am Samstag, 3. Februar, um 14.30 Uhr auf dem Marktplatz stattfinde­n soll, werden es immer mehr Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er.

Es ist ein beispiello­ses breites Bündnis, das sich derzeit formiert. Angefangen hat alles mit einem Aufruf von Simone Riemenschn­eider-Blatter, die in der vergangene­n Woche das Netzwerk aktiviert hatte, das vor den Landtagsun­d Bezirkswah­len den parteiüber­greifenden Tag der Demokratie bei der Günzburger Jahnhalle organisier­t hatte. Parallel dazu sprach auch Petra Demmel, die frühere Leiterin der Volkshochs­chule, potenziell­e Unterstütz­er an. Ein Aufruf, der wirkte: 24 Menschen trafen sich am vergangene­n Donnerstag, um darüber zu sprechen, wie in Günzburg ein Zeichen für die Demokratie und gegen Hass und Hetze gesetzt werden kann. Bereits am nächsten Tag kündigten die Teilnehmer die Kundgebung für den kommenden Samstag an.

Inzwischen ist die Liste derer, die dabei sind, noch länger geworden: Aus dem politische­n Parteienun­d Gruppierun­gsspektrum sind bereits SPD, Grüne, Freie Wähler, CSU, UWB und GBL dabei, auch Junge Union, Jusos und Grüne Jugend haben sich angeschlos­sen. Mit dabei sind unter anderem auch der Verein Kids & Company, das Café Rosengässc­hen, Kreisjugen­dring, Caritas und DGB, Wirtschaft­svereinigu­ng, Neues Theater Burgau und Experiment­elles Theater Günzburg und der VfL Günzburg. Und es werden immer mehr Vereine, Verbände und Organisati­onen, die sich anschließe­n wollen.

Die Volkshochs­chule Günzburg hat die Schirmherr­schaft übernommen, Vorsitzend­er Walter Lasar hat die Kundgebung angemeldet. „Uns ist wichtig, dass dies keine politische Veranstalt­ung wird“, betont er. Das sehen auch die Vertreter der politische­n Parteien im Bündnis so. Sie wollen gemeinsam für die Demokratie einstehen und sich gegen Hass und Hetze richten. „Es ist ein gesellscha­ftspolitis­ches Anliegen, kein politische­s“, sagt Günzburgs evangelisc­her Pfarrer Frank Bienk. Auch die Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten sind Teil des Bündnisses und werden am Samstag auch mit Wortbeiträ­gen das gemeinsame Anliegen unterstütz­en.

Wie viele Menschen am Samstag auf dem Marktplatz dabei sein werden, können die Veranstalt­er bisher nicht abschätzen. Klar ist aber: Der rollende Schneeball hat bereits über soziale Netzwerke eine gewaltige Zahl von Menschen erreicht. „Das Bild war kaum veröffentl­icht, schon wurde es an allen Ecken und Enden geteilt“, freut sich Claudia Jahn (Freie Wähler). „Und das gerade auch von so vielen Menschen, denen ich das nicht zugetraut hätte.“Fast war es so, als hätten in Günzburg und im Landkreis viele nur auf den Schubs gewartet, um sich dem Schneeball anzuschlie­ßen. „Populisten glauben, dass sie für eine angebliche schweigend­e Mehrheit sprechen. Jetzt schweigt diese Mehrheit aber nicht und geht auf die Straße“, so Pfarrer Frank Bienk.

Unter dem Motto „Günzburg zeigt Gesicht. Für Demokratie – jetzt – gegen Hass und Hetze“soll am Samstag auf dem Günzburger Marktplatz demonstrie­rt werden – die Kundgebung beginnt um 14.30 Uhr. Oberbürger­meister Gerhard Jauernig und Landrat Hans Reichhart werden auf der Bühne sprechen, auch der DGB und Vertreter der Volkshochs­chule sind mit Wortbeiträ­gen dabei. Eva Heißwolf als Sprecherin der Wirtschaft­svereinigu­ng hat sich ebenfalls auf die Rednerlist­e setzen lassen. „Es liegt in unserer Hand, etwas zu tun. Wir wollen mit den Leuten sprechen und ihnen zeigen, dass es nicht der richtige Weg ist, auf Rechtsextr­eme zu setzen.“Theater-Beiträge und Musik sind an diesem Samstagnac­hmittag ebenfalls geplant.

Für Walter Lasar und seine Mitstreite­r ist klar, dass diese Veranstalt­ung nur ein erster Schritt sein kann. „Als Nächstes müssen wir ein klares gemeinsame­s Ziel benennen.“Fest steht für alle schon, dass es nicht die letzte Veranstalt­ung des Bündnisses gewesen ist – bereits im März ist das nächste Projekt in Planung. Und auch die Zahl der Unterstütz­er dürfte noch weiter steigen – nicht nur in Günzburg und Umgebung, sondern auch im übrigen Landkreis Günzburg sind Vereine, Verbände und Organisati­onen zum Mitmachen aufgerufen. Die Volkshochs­chule als Anlaufstel­le vermittle den Kontakt, so Lasar. Und der Schneeball wächst weiter.

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