Bündnis für Demokratie wächst stetig
Im Landkreis Günzburg formiert sich ein beispielloses Netzwerk gegen Hass und Hetze. Die Kundgebung am kommenden Samstag ist erst der Anfang.
Wie ein rollender Schneeball, der größer und größer wird: So kann beschrieben werden, wie das neu gegründete Bündnis im Landkreis Günzburg sich derzeit entwickelt. Im Vorfeld der Kundgebung, die am Samstag, 3. Februar, um 14.30 Uhr auf dem Marktplatz stattfinden soll, werden es immer mehr Unterstützerinnen und Unterstützer.
Es ist ein beispielloses breites Bündnis, das sich derzeit formiert. Angefangen hat alles mit einem Aufruf von Simone Riemenschneider-Blatter, die in der vergangenen Woche das Netzwerk aktiviert hatte, das vor den Landtagsund Bezirkswahlen den parteiübergreifenden Tag der Demokratie bei der Günzburger Jahnhalle organisiert hatte. Parallel dazu sprach auch Petra Demmel, die frühere Leiterin der Volkshochschule, potenzielle Unterstützer an. Ein Aufruf, der wirkte: 24 Menschen trafen sich am vergangenen Donnerstag, um darüber zu sprechen, wie in Günzburg ein Zeichen für die Demokratie und gegen Hass und Hetze gesetzt werden kann. Bereits am nächsten Tag kündigten die Teilnehmer die Kundgebung für den kommenden Samstag an.
Inzwischen ist die Liste derer, die dabei sind, noch länger geworden: Aus dem politischen Parteienund Gruppierungsspektrum sind bereits SPD, Grüne, Freie Wähler, CSU, UWB und GBL dabei, auch Junge Union, Jusos und Grüne Jugend haben sich angeschlossen. Mit dabei sind unter anderem auch der Verein Kids & Company, das Café Rosengässchen, Kreisjugendring, Caritas und DGB, Wirtschaftsvereinigung, Neues Theater Burgau und Experimentelles Theater Günzburg und der VfL Günzburg. Und es werden immer mehr Vereine, Verbände und Organisationen, die sich anschließen wollen.
Die Volkshochschule Günzburg hat die Schirmherrschaft übernommen, Vorsitzender Walter Lasar hat die Kundgebung angemeldet. „Uns ist wichtig, dass dies keine politische Veranstaltung wird“, betont er. Das sehen auch die Vertreter der politischen Parteien im Bündnis so. Sie wollen gemeinsam für die Demokratie einstehen und sich gegen Hass und Hetze richten. „Es ist ein gesellschaftspolitisches Anliegen, kein politisches“, sagt Günzburgs evangelischer Pfarrer Frank Bienk. Auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften sind Teil des Bündnisses und werden am Samstag auch mit Wortbeiträgen das gemeinsame Anliegen unterstützen.
Wie viele Menschen am Samstag auf dem Marktplatz dabei sein werden, können die Veranstalter bisher nicht abschätzen. Klar ist aber: Der rollende Schneeball hat bereits über soziale Netzwerke eine gewaltige Zahl von Menschen erreicht. „Das Bild war kaum veröffentlicht, schon wurde es an allen Ecken und Enden geteilt“, freut sich Claudia Jahn (Freie Wähler). „Und das gerade auch von so vielen Menschen, denen ich das nicht zugetraut hätte.“Fast war es so, als hätten in Günzburg und im Landkreis viele nur auf den Schubs gewartet, um sich dem Schneeball anzuschließen. „Populisten glauben, dass sie für eine angebliche schweigende Mehrheit sprechen. Jetzt schweigt diese Mehrheit aber nicht und geht auf die Straße“, so Pfarrer Frank Bienk.
Unter dem Motto „Günzburg zeigt Gesicht. Für Demokratie – jetzt – gegen Hass und Hetze“soll am Samstag auf dem Günzburger Marktplatz demonstriert werden – die Kundgebung beginnt um 14.30 Uhr. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und Landrat Hans Reichhart werden auf der Bühne sprechen, auch der DGB und Vertreter der Volkshochschule sind mit Wortbeiträgen dabei. Eva Heißwolf als Sprecherin der Wirtschaftsvereinigung hat sich ebenfalls auf die Rednerliste setzen lassen. „Es liegt in unserer Hand, etwas zu tun. Wir wollen mit den Leuten sprechen und ihnen zeigen, dass es nicht der richtige Weg ist, auf Rechtsextreme zu setzen.“Theater-Beiträge und Musik sind an diesem Samstagnachmittag ebenfalls geplant.
Für Walter Lasar und seine Mitstreiter ist klar, dass diese Veranstaltung nur ein erster Schritt sein kann. „Als Nächstes müssen wir ein klares gemeinsames Ziel benennen.“Fest steht für alle schon, dass es nicht die letzte Veranstaltung des Bündnisses gewesen ist – bereits im März ist das nächste Projekt in Planung. Und auch die Zahl der Unterstützer dürfte noch weiter steigen – nicht nur in Günzburg und Umgebung, sondern auch im übrigen Landkreis Günzburg sind Vereine, Verbände und Organisationen zum Mitmachen aufgerufen. Die Volkshochschule als Anlaufstelle vermittle den Kontakt, so Lasar. Und der Schneeball wächst weiter.