Güssenhalle wird zum Tempel der Marschtänze und Shows
Bei seiner 48. Prunk- und Fremdensitzung bietet der Leipheimer Haufen fünf Stunden lang volles Programm. Was die Gruppen zeigen, grenzt an Hochleistungssport.
Immer wieder schön: sich zurückzulehnen und Marschtänze und Shows, entstanden in harter Arbeit, einfach nur zu genießen. Florian Fettinger und Holger Potz, Vizepräsidenten des Leipheimer Haufens und Moderatoren, hatten schon recht. Denn das, was die Gäste am Sonntag in der Leipheimer Güssenhalle erwartete, hatte Klasse. Die Güssengarde hatte Spalier gestanden, und das Trompetensolo hatte die 48. Prunk- und Fremdensitzung des Leipheimer Haufens eröffnet.
Es dauerte eine Weile, bis die Gastgesellschaften, die Büttelzunft Nersingen und die Narrenzunft Neresheim, und dann die Aktiven des Leipheimer Haufens eingezogen waren. Dafür hatten die Gäste Gelegenheit, sich darauf einzustimmen, was in den kommenden Stunden folgen sollte. Neben dem Güssenprinzenpaar Katharina I. und Thomas III. präsentierte sich mit Isabell I. und Lena-Marie I. kein Kinderprinzenpaar, sondern das Leipheimer Kinderprinzessinnenpaar: Man brauche nicht unbedingt einen Prinzen, Männer machten ohnehin nur Ärger, wie Florian Fettinger, stets für einen amüsanten Kommentar bereit, scherzend bemerkte. Und „zuckersüß“, wie er ebenfalls feststellte, das waren im Anschluss die kleinen Marschfunken mit ihrem Marschtanz allemal.
Dann kamen sie nach und nach: die Weiß-Blaue Garde und die Güssengarde mit ihren Marschtänzen, später die Tanzmariechen Melina und Lisa. Klar wurde auch: Was sich auf der Bühne vor den Gästen bot, grenzte an Hochleistungssport. Das Ganze im Wechsel mit Shows von rasant bis zauberhaft. Mit der „Puppenfee“, dem
Showtanz der Showfunken, erweckten diese die Puppen des Puppenmachers zum Leben, während die Güssenfunken unter dem
Motto „Wir sind blank – und nun?“sich als Panzerknacker an der Güssenbank bedienten.
„Mehr Space“war das Thema der Güssengarde, die sich auf die Suche nach einem neuen Planeten begab und dabei ordentlich Power mitbrachte. Ebenfalls etwas fürs Auge waren die Tänze der Kinderprinzessinnen und des Güssenprinzenpaars – für dieses gab es noch einen weiteren Auftritt bei den Original Leipheimer Gassaheul’r: Katharina I. an der großen Trommel und Thomas III. an der Trompete. Die Gäste hielt nichts mehr auf ihren Plätzen, laut und deutlich, neu eingekleidet und mit neuem Programm, alles zum 33. Jubiläum, brachten die Guggamusikerinnen und -musiker ihre „Wolfshöhle“endgültig zum Brodeln.
Etwas ruhiger, dafür umso amüsanter, ging es mit Comedy zu: Florian Simbeck, bekannt als der Stefan aus dem Duo Erkan und Stefan, stellte klar, dass die Leipheimer in jedem Fall das schönere Schwäbisch als die Nördlinger schwätzten. Alois Gscheidle, im Fischerhemd, mit Gummistiefeln und vom Urlaub an der Nordsee erzählend, holte sich Bürgermeister Christian Konrad auf die Bühne, wo sich dieser im gelben Friesennerz samt Hut wiederfand.
Genauso fanden die Auftritte der Gastgesellschaften, darunter der Maskentanz der Neresheimer Brennenbergweible, schaurig schöne Akrobatik im Hexengewand, einen Riesenapplaus. Gleiches galt für die Hollaria aus Augsburg, die mit ihrer Show in das „Leuchten des Waldes“entführte. Nach fünf Stunden fand mit dem Marschtanz der Güssenfunken eine brillante Prunk- und Fremdensitzung ihr Ende. Unter den zahlreichen Ehrungen gab es eine besondere: Yvonne Linder wurde der Große Verdienstorden des Landesverbands Württembergischer Karnevalsgesellschaften (LWK) verliehen.