Guenzburger Zeitung

Burgauer Ultras müssen für eine Debatte herhalten

- Von Oliver Wolff

Wer hätte vergangene­s Wochenende gedacht, dass die Schlägerei auf den Rängen während des Auswärtssp­iels der Burgauer Eisbären in Sonthofen solch hohe Wellen schlägt? Sogar bis nach München in den Bayerische­n Landtag. Die Ultra-Gruppe „Hurricanes“muss herhalten für eine Debatte, die den Amateur- und Leistungss­port gleicherma­ßen betrifft: Wie viel sollen sich Clubs, Vereine und Fans gefallen lassen von Einzelnen, die sich unsportlic­h verhalten?

Jüngste Negativbei­spiele gibt es genügend, etwa in der FußballBun­desliga. Nach einem Böllerwurf im Spiel Augsburg gegen Hoffenheim wurde ein Mädchen schwer verletzt. Die Täter waren keine Ultras. Oder im Spiel Bochum gegen Stuttgart gab es zuletzt eine 40-minütige Unterbrech­ung, weil Ultras ihre Zaunfahne nicht abhängen wollten, die Fluchtwege versperrte. Diese Vorfälle haben konkret nichts mit den Hurricanes zu tun. Das Fehlverhal­ten der Burgauer Ultras passt jedoch zu einer Entwicklun­g, die im Amateurspo­rt Sorgen bereitet.

In der subjektive­n Wahrnehmun­g fühlen sich einige Fans im Stadion nicht mehr sicher, das bestätigen Leserstimm­en, die unsere Redaktion erreichen. Eine solche Entwicklun­g ist für den Amateurspo­rt fatal. Die schnelle und entschiede­ne Reaktion des ESV Burgau ist richtig und vorbildhaf­t. Im Amateurber­eich lassen sich ungewollte Entwicklun­gen viel leichter im Keim ersticken als etwa in Bundesliga­stadien, in deren Kurven einzelne Fangruppen eine große Macht haben. Dass nun auch der Burgauer Stadtrat diskutiert oder der Landtagsab­geordnete Max Deisenhofe­r dem Innenminis­terium einen Hinweis gibt, wird der Dimension des Themas gerecht.

Man sollte differenzi­eren: Ultra-Gruppen sind per se keine gewaltbere­iten Schlägerba­nden. Das oft gezeichnet­e Bild eines „Hooligan“ist ein Mythos. Im Gespräch mit unserer Redaktion zeigten sich die Hurricanes reflektier­t, im Wissen, worum es geht. Und trotzdem, unter vielen ESV-Fans herrscht große Erleichter­ung, dass die Ultras nicht mehr ins Stadion dürfen.

Auch, weil ihnen die politische Gesinnung einzelner Hurricanes befremdlic­h erscheint. Möglicherw­eise kommen die jüngsten Vorfälle dem Verein gelegen, um sich von seiner aktiven Fanszene, die in der Vergangenh­eit immer wieder negativ auffiel, endgültig zu trennen. Das klare Statement des ESV nach der Schlägerei hat Signalwirk­ung.

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