Burgauer Ultras müssen für eine Debatte herhalten
Wer hätte vergangenes Wochenende gedacht, dass die Schlägerei auf den Rängen während des Auswärtsspiels der Burgauer Eisbären in Sonthofen solch hohe Wellen schlägt? Sogar bis nach München in den Bayerischen Landtag. Die Ultra-Gruppe „Hurricanes“muss herhalten für eine Debatte, die den Amateur- und Leistungssport gleichermaßen betrifft: Wie viel sollen sich Clubs, Vereine und Fans gefallen lassen von Einzelnen, die sich unsportlich verhalten?
Jüngste Negativbeispiele gibt es genügend, etwa in der FußballBundesliga. Nach einem Böllerwurf im Spiel Augsburg gegen Hoffenheim wurde ein Mädchen schwer verletzt. Die Täter waren keine Ultras. Oder im Spiel Bochum gegen Stuttgart gab es zuletzt eine 40-minütige Unterbrechung, weil Ultras ihre Zaunfahne nicht abhängen wollten, die Fluchtwege versperrte. Diese Vorfälle haben konkret nichts mit den Hurricanes zu tun. Das Fehlverhalten der Burgauer Ultras passt jedoch zu einer Entwicklung, die im Amateursport Sorgen bereitet.
In der subjektiven Wahrnehmung fühlen sich einige Fans im Stadion nicht mehr sicher, das bestätigen Leserstimmen, die unsere Redaktion erreichen. Eine solche Entwicklung ist für den Amateursport fatal. Die schnelle und entschiedene Reaktion des ESV Burgau ist richtig und vorbildhaft. Im Amateurbereich lassen sich ungewollte Entwicklungen viel leichter im Keim ersticken als etwa in Bundesligastadien, in deren Kurven einzelne Fangruppen eine große Macht haben. Dass nun auch der Burgauer Stadtrat diskutiert oder der Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer dem Innenministerium einen Hinweis gibt, wird der Dimension des Themas gerecht.
Man sollte differenzieren: Ultra-Gruppen sind per se keine gewaltbereiten Schlägerbanden. Das oft gezeichnete Bild eines „Hooligan“ist ein Mythos. Im Gespräch mit unserer Redaktion zeigten sich die Hurricanes reflektiert, im Wissen, worum es geht. Und trotzdem, unter vielen ESV-Fans herrscht große Erleichterung, dass die Ultras nicht mehr ins Stadion dürfen.
Auch, weil ihnen die politische Gesinnung einzelner Hurricanes befremdlich erscheint. Möglicherweise kommen die jüngsten Vorfälle dem Verein gelegen, um sich von seiner aktiven Fanszene, die in der Vergangenheit immer wieder negativ auffiel, endgültig zu trennen. Das klare Statement des ESV nach der Schlägerei hat Signalwirkung.