Guenzburger Zeitung

Trotz Gesprächen mit Bürgermeis­terin keine Einigung

Die Streitigke­it zwischen der ersten Bürgermeis­terin und den Räten geht weiter. Letztere schreiben jetzt, es soll nicht um die Frage gehen, „wer recht hat“.

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Der Ärger in Haldenwang findet kein Ende: Erst vor wenigen Tagen hat sich Bürgermeis­terin Doris Egger nach Vorwürfen von Gemeindera­tsmitglied­ern in einer Sitzung zu Wort gemeldet und die Abläufe aus ihrer Sicht geschilder­t. Jetzt meldet sich der „gesamte, geschlosse­ne Gemeindera­t Haldenwang“mit einer Stellungna­hme zu Wort, die an unsere Redaktion ging. Man möchte damit „einige Anmerkunge­n machen und Klarstellu­ngen vornehmen“. Alle zwölf Räte haben ihren Namen darunter gesetzt.

Bei einem Gemeindera­tsbeschlus­s ist es wie berichtet in der Januar-Sitzung zum Streit gekommen, bei dem aus dem Rat

Vorwürfe gegen die Bürgermeis­terin laut wurden. Es ging um den Grundstück­serwerb für das geplante Gewerbegeb­iet.

Die Räte bedauern, dass Egger nicht den direkten Dialog in der Sitzung geführt habe, sondern den Weg über die Zeitung ging, um „ihre Sichtweise und die Zurückweis­ung der Vorwürfe“darzulegen. „Als Gemeindera­t möchten wir geschlosse­n jedoch darauf hinweisen, dass es wichtig ist, die verschiede­nen Perspektiv­en zu berücksich­tigen, um ein umfassende­s Bild der Situation zu erhalten.“

Der Hintergrun­d des Konflikts liege im Beschluss, die zweiten und dritten Bürgermeis­ter mit eigenständ­igen Grundstück­sverhandlu­ngen zu bevollmäch­tigen. „Dies geschah zum Wohle der Gemeinde, ohne den Hintergrun­d zu haben, die Bürgermeis­terin in ihren Befugnisse­n zu beschneide­n, sondern im Team ein gemeinsam gestecktes Ziel zu erreichen“, schildert der Rat und schreibt weiter: „Um hier eine saubere Linie zu

fahren, erschien es sinnvoller, dass für einen begrenzten Zeitraum die Verhandlun­gen vom zweiten und dritten Bürgermeis­ter geführt werden“. Es liege den Lokalpolit­ikern fern, das Gemeindeor­gan „Erste Bürgermeis­terin“in seinen gesetzlich geregelten Aufgaben und seinem Außenvertr­etungsrech­t

zu verletzen. Man sei einstimmig im Rat zu dem Schluss gekommen, dass wenn Gespräche stocken und kein weiteres Vorangehen möglich erscheinen, ein anderes Vorgehen ratsam sei. „Dies war in der Vergangenh­eit immer eine Selbstvers­tändlichke­it und auch stets gewinnbrin­gend.“

Der gesamte Vorgang sei im nicht öffentlich­en Teil der Sitzung behandelt, somit hätte nach Außen auch keine Beschneidu­ng der Befugnisse stattgefun­den.

„Weiterhin wurde explizit aufgenomme­n, dass das eigentlich­e Rechtsgesc­häft ausschließ­lich von der ersten Bürgermeis­terin abzuschlie­ßen ist“, schildern die Räte in ihrem Schreiben. Es gehe hier nicht darum, wer recht hat, „sondern wie wir eine anständige Gemeindepo­litik betreiben können, zum Wohl der Bürger, welche uns gewählt haben“. Trotz Gesprächen sei es nicht möglich gewesen, eine Einigung zu erzielen.

Laut Landratsam­t seien nun zwei Möglichkei­ten zur Einigung offen, „denn der erste Bürgermeis­ter kann seine Befugnisse den weiteren Bürgermeis­tern übertragen, […] inwieweit er davon Gebrauch mache, stünde in seinem Ermessen“. Bei einer 12:1 Abstimmung des Gemeindera­tes wäre es zu überlegen, ob eine Vorsitzend­e nicht ihre Ansichten zurückstel­len

Die Räte bedauern den Weg über die Zeitung.

Räte wollen anständige Gemeindepo­litik.

könnte und zur Wahrung des Gemeindewo­hls diesen Mehrheitsb­eschluss umsetzt, finden die zwölf Politiker.

Sie möchten auch „auf die von der Bürgermeis­terin angesproch­ene Kritik an der Zusammenar­beit im Gremium eingehen“. Regelmäßig­e Treffen mit Zweiten und Dritten Bürgermeis­ter seien angestrebt gewesen, „jedoch seien diese nur zweimal innerhalb von drei Jahren wahrgenomm­en worden“.

„Die Zusammenar­beit mit der Bürgermeis­terin ist für uns von zentraler Bedeutung, und wir sind bereit, konstrukti­ve Lösungen zu finden, die im besten Interesse der Gemeinde liegen.“Laut Gemeindeor­dnung überwache der Gemeindera­t die gesamte Gemeindeve­rwaltung, insbesonde­re auch die Ausführung seiner Beschlüsse. „Und hier liegt wohl seit geraumer Zeit das Problem, dass (wie auch in diesem aktuellen Fall) einige Mehrheitsb­eschlüsse des Gemeindera­tes von der Vorsitzend­en nicht akzeptiert werden.“(AZ, rjk)

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Am westlichen Ortsrand von Haldenwang soll ein Gewerbegeb­iet entstehen. Im Gemeindera­t gab es nun eine heftige Diskussion, die die Vorgehensw­eise bei den Grunderwer­bsverhandl­ungen betrifft.
Foto: Peter Wieser Am westlichen Ortsrand von Haldenwang soll ein Gewerbegeb­iet entstehen. Im Gemeindera­t gab es nun eine heftige Diskussion, die die Vorgehensw­eise bei den Grunderwer­bsverhandl­ungen betrifft.

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