Günzburg steht zusammen – und muss offen bleiben
Das dürfte es so in Günzburg noch nie gegeben haben: CSU-Politiker neben ÖDP-Vertretern, GrünenAnhänger neben Abgeordneten der Freien Wähler, Rockmusikfans neben Omas gegen Rechts. Und auf der Bühne Wirtschaftsvertreterin und DGB-Chef, die Einigkeit demonstrieren. Es musste viel passieren, damit so etwas passiert. Das Wahlergebnis der AfD im Herbst, besonders aber die jüngst bekannt gewordenen Umtriebe von Mitgliedern dieser Partei, haben die Menschen im Kreis Günzburg erschreckt.
Jetzt hat sich die anfängliche Schockstarre ganz offensichtlich gelöst: Mehr als 2000 Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen demonstrieren auf dem Marktplatz in Günzburg gemeinsam gegen Hass und Hetze und für die Demokratie. Ein wichtiges Zeichen, und ein Signal, dass es eben doch der Großteil der Menschen hier im Landkreis ist, der sich gegen das stellt, was Rechtsextreme mal mehr, mal weniger offen planen.
Damit es nicht nur bei diesem Zeichen bleibt, müssen die Unterstützer des Bündnisses jetzt allerdings am Ball bleiben – und aktiv auf den Teil der Menschen im Kreis Günzburg zugehen, der sich im vergangenen Herbst eben doch anders entschieden hat. „Wir müssen miteinander reden“, hat es der evangelische Pfarrer Frank Bienk am Samstagnachmittag formuliert. „Wir müssen die Menschen aus der Blase herausholen, in der sie sich nur noch mit Menschen gleicher Meinung austauschen. Wir müssen die Hände dazu reichen.“
Im Geist der Demokratie hat sich bereits ein ungeahnt breites Bündnis zusammengefunden. In diesem Geist kann noch viel mehr Gutes entstehen. Nicht alle, die rechtem Gedankengut anhängen, werden sich überzeugen lassen. Aber miteinander zu reden ist nach wie vor das beste Mittel, um zusammenzufinden.