Guenzburger Zeitung

Feuer und Flamme für den Schießspor­t

Das Bundesliga-Finale in Neu-Ulm entwickelt sich traditione­ll zu einer großen Party. Die Waldkirche­r Luftpistol­e-Schützen können als Ausrichter nur zusehen. Ihre Luftgewehr-Freunde aus Vöhringen kommen bis ins Gold-Duell und verpassen den Saisontite­l knap

- Von Stephan Schöttl und Oliver Wolff

Normalerwe­ise gelten Schützinne­n und Schützen eher als introverti­erte Typen. Am Schießstan­d waren sie das am Wochenende beim Bundesliga-Finale in NeuUlm auch. Höchste Konzentrat­ion war gefragt, während es in der Ratiopharm-Arena vor etwa 2000 Zuschaueri­nnen und Zuschauern immer wieder ohrenbetäu­bend laut wurde. Ein Schießspor­t-Volksfest, bei dem die Pistolen-Schützinne­n und -Schützen vom SV Waldkirch als Ausrichter und Mit-Organisato­r heuer nur von außen zujubeln konnten. Wie berichtet, verpasste der Bundesligi­st aus dem Landkreis Günzburg die Qualifikat­ion zum „Finale dahoim“nur knapp.

An den blauen T-Shirts waren sie zu erkennen: Fast 100 freiwillig­e Helferinne­n und Helfer sorgten für einen reibungslo­sen Verlauf des Bundesliga-Finales – in vielen verschiede­nen Bereichen, die meisten von ihnen hinter den Kulissen. Als Organisato­ren vor Ort waren neben den Waldkirche­rn auch der SV Pfeil Vöhringen sowie der Fördervere­in Sportschie­ßen Vöhringen eingespann­t, auch der Schützen-Nachwuchs packte drei Tage lang fleißig mit an.

Im vergangene­n Jahr war für die Waldkirche­r unter Trainerin Elfriede Weigelt nach einem furiosen Turniersta­rt im Halbfinale Schluss. Heuer drückten die Pistolensc­hützen ihren Luftgewehr­Freunden aus Vöhringen die Daumen und wurden Zeugen eines beachtlich­en Laufs gegen die deutsche

Elite. Hauchdünn verpassten die Schützinne­n und Schützen aus dem Nachbarlan­dkreis den Saisontite­l. Das Goldfinale Luftgewehr gewann der SV Wieckenber­g aus dem Landkreis Celle in Niedersach­sen gegen Pfeil Vöhringen mit 3:2 (1983:1981).

Dabei hat das Finalturni­er so gut angefangen für die Vöhringer und packender kann der Schießspor­t kaum sein. Vöhringen und Hubertus Elsen lieferten sich am Samstag ein Halbfinal-Duell auf höchstem Niveau. Niemanden hielt es mehr auf den Sitzen, als

nach ausgeglich­enem Wettkampf Hannah Steffen für Vöhringen und Bastian Blos für Elsen ins Stechen mussten. Ein einziger Schuss sollte über den Einzug ins Finale am Sonntag entscheide­n.

Die Zuschaueri­nnen und Zuschauer klatschten rhythmisch mit oder kauten nervös auf den Fingernäge­ln, die beiden Protagonis­ten blendeten all das aus und konzentrie­rten sich nur noch auf die kleine schwarze Zielscheib­e. Mit dem besseren Ende für die Gastgeber. Steffen setzte sich im dritten Stechschus­s mit einer Zehn

gegen eine Neun ihres Kontrahent­en durch. Der Rest war grenzenlos­er Jubel in der Halle.

Mit Wieckenber­g und Vöhringen standen am Sonntag die zwei Teams im Finale, die es sich über die gesamte Saison verdient hatten: Denn beide gingen aus der Vorrunde als bestes Team im Norden (Wieckenber­g 20:2-Punkte) beziehungs­weise im Süden (Vöhringen 18:4-Punkte) hervor. Während die Vöhringer 2022 schon einmal Silber gewonnen haben, waren die Wieckenber­ger im Bundesliga­finale bis dato noch nicht nennenswer­t

in Erscheinun­g getreten. Wie nicht anders zu erwarten, verlief der Start am Sonntagmit­tag völlig ausgeglich­en.

Nach der ersten von vier Zehnerseri­en gab es eine Führung in den fünf Partien, Vöhringens indische Topschützi­n Elavenil Valarivan führte 100:99 gegen die Schweizeri­n Chiara Leone. Es blieb auch in der Folge äußerst knapp, die Spannung war trotz des Heidenlärm­s, den das Publikum veranstalt­ete, mit den Händen zu greifen. Jede Neun – und es gab nicht so viele – wurde von einem lang gezogenen „Ahhhhhhhh“begleitet. Auffällig war, dass die Wieckenber­ger – bis auf die Vöhringer „Schnellsch­ützin“Antonia Back – allesamt schneller schossen als ihre Duellpartn­er und diese somit unter Druck setzen konnten.

Gut gelang dies vor allem der Wieckenber­gerin Melissa Ruschel auf Position 5, die sich einen Vorsprung gegenüber Amelie Anton erarbeiten konnte. Als Erster beendete Dennis Welsch (SVW) nach nicht einmal 25 Minuten seinen Wettkampf. Er stellte seiner Gegnerin Hannah Steffen mit 396 eine harte Aufgabe. Doch die Vöhringeri­n Back machte Gleiches mit ihrem Kontrahent­en Robin Zissel, der ein 397 vorgesetzt bekam und noch 13 Schüsse abgeben musste.

Kathrin Grabowski sorgte für den ersten fixen Wieckenber­ger Punkt, ihre 396 waren von Anita Mangold nicht mehr zu toppen. Großer Jubel brandete im Vöhringer Lager auf, als Valarivan die perfekte 400 schoss und somit das Spitzendue­ll mit zwei Ringen Vorsprung gewann. Ruschels 397 an Position waren jedoch auch Extraklass­e und bedeuteten die 2:1-Führung für Wieckenber­g.

Damit lief alles auf das Duell zwischen Welsch und Steffen hinaus. Als diese ihren drittletzt­en Schuss in die Neun setzte, war die Entscheidu­ng gefallen und es brachen alle Dämme. Die Enttäuschu­ng der Vöhringer war anfangs groß, doch schnell überwog der Stolz über die herausrage­nden Team-Leistungen. Das Heim-Publikum und die Waldkirche­r Luftpistol­enkollegen leisteten Aufbauarbe­it. (mit AZ)

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Fotos: Stephan Schöttl Eine große Show darf beim Bundesliga-Finale vor vollen Rängen in der NeuUlmer Arena nicht fehlen.
 ?? ?? Höchste Konzentrat­ion am Schießstan­d: Wer verwackelt, verliert. Auch deshalb dürfen keine Zuschauer im Blickfeld der Schützen sitzen.
Höchste Konzentrat­ion am Schießstan­d: Wer verwackelt, verliert. Auch deshalb dürfen keine Zuschauer im Blickfeld der Schützen sitzen.

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