Topvererber liefern Samen für Fleckviehzucht
Mit der Vermarktung, Zucht und Besamung sind die Viehzüchter der Landkreise Neu-Ulm und Günzburg rundum zufrieden, was das Jahr 2023 betrifft.
Die gemeinsame Mitgliederversammlung von RiVerGen und dem Milcherzeugerring Wertingen für die Landkreise Günzburg und Neu-Ulm eröffnete der zweite Vorsitzende Georg Kraus mit einem positiven Rückblick: Im vergangenen Jahr konnte mit der Fusion von Zuchtverband und Besamungsverein in der Region ein wichtiger Schritt in die Zukunft gemacht werden. Diese sei in der Anfangszeit mit viel Engagement aller Mitarbeiter verbunden. In den nächsten Jahren würden sich Synergieeffekte, die bereits jetzt erkennbar seien, Zug um Zug etablieren. RiVerGen blicke insgesamt auf ein erfolgreiches Jahr in den Bereichen Vermarktung, Zucht und Besamung zurück. Aktuelles Highlight sind sicherlich die Topvererber Zeiger, Hashtag und Zubringer, welche die Liste aller nachkommengeprüften Fleckviehvererber weltweit anführen. Außerdem war 2023 nach neun Jahren endlich wieder die Deutsche Fleckviehschau, auf der sich RiVerGen erstmalig in der neuen
Konstellation präsentierte. Das Jahr 2023 fand mit dem „kuhlen“Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende seinen krönenden Abschluss. Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm für Groß und Klein bot auch die Möglichkeit, vielen Nichtlandwirten die Arbeit von RiVerGen näherzubringen.
Marina Estelmann, die seit Januar Fritz Wiedenmann in der Zuchtleitung folgt, legte im Jahresbericht Zahlen und Tendenzen zur Milchleistungsentwicklung und Zuchtarbeit vor. Der Herdbuchkuhbestand war mit knapp 50.000 Kühen in 773 Betrieben leicht rückläufig. Im Landkreis Günzburg ist 2023 bei den 95 Fleckvieh-Herdbuchbetrieben (-5) mit 6485 Kühen (-146) die Jahresmilchleistung aufgrund der besseren Grundfutterqualitäten, im Gegensatz zu den Vorjahren, um 227 Kilogramm angestiegen. Die Herdbuchbetriebe im Landkreis halten durchschnittlich 68 Kühe. 50 neue Kühe im Zuchtgebiet haben im Berichtsjahr die magische Grenze von 100.000
Kilogramm Lebensleistung überschritten. Sechs davon stehen im Landkreis Günzburg – in den Zuchtbetrieben Burkhart, Nordhofen, Kirschenhofer, Anhofen, Fritz, Kleinkötz, Dirr, Kissendorf, Häussler, Anhofen und Finkel, Wettenhausen.
Marina Estelmann beleuchtete die Arbeit im Zuchtprogramm, das vom Sachgebiet Nutztierhaltung am Wertinger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten durchgeführt wird. Von der Auswahl der züchterisch interessantesten Kühe und Rinder bis zum Verkauf von hochwertigen Bullen in der Schwabenhalle ist ein langer Weg mit mehreren Selektionsstufen zu beschreiten, berichtet sie. Aufgrund gezielter Anpaarungsempfehlungen und mithilfe der genomischen Selektion konnte die weibliche Zuchtbasis – vor allem bei den Jungrindern (+64 %) stark verbreitert werden. Die seit Jahren bestehende Schwerpunktsetzung auf Gesundheit und Fitness im Zuchtziel werde intensiviert mit der Etablierung einer Zuchtwertschätzung
für Gesundheitsmerkmale – die Krönung stellte die Veröffentlichung des Klauengesundheitswerts im Dezember dar. Marina Estelmann warb bei den Züchtern in Wiesenbach dafür, an der hierzu erforderlichen – staatlich geförderten – Herdentypisierung, die auch dem Zuchtbetrieb große Vorteile bringt, teilzunehmen.
Im Bereich Besamung stellte
Benjamin Köhnlein dar, dass sich die Erstbesamungszahlen im letzten Jahr stabilisierten. Auffällig sei, dass der Anteil hornloser Bullen mit 46 Prozent um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sei – dies liege vor allem an den mischerbig hornlosen Bullen. Insgesamt dominiert die Rasse Fleckvieh mit 94 Prozent aller Erstbesamungen. Immer mehr Besamungen werden von Eigenbestandsbesamern
durchgeführt, wohingegen die Besamungen durch Tierärzte abnahmen und die durch Besamungstechniker nahezu konstant blieben. Neben den aktuellen Listenführern bei den geprüften Bullen runden genomische Jungvererber wie Eintracht, Mangan PS, Mergur PS und Winterfell PS das Bullenangebot von RiVerGen mit ihrem ausgeglichenen Vererbungsprofil ab.
„Sowohl die LKV Rind-App als auch der Herdenmanager wurden stetig optimiert und sind bei den täglichen Arbeiten nicht mehr wegzudenken.“, so Hermann Rager-Kempter, Teamleiter des Landeskuratoriums der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern (LKV) in Wertingen. Bei weiteren Anregungen hätten die Verantwortlichen ein offenes Ohr. Im Anschluss standen die Neuwahlen des Milcherzeugerrings Wertingen auf dem Programm. Dem Landkreis Günzburg stehen in Relation zur Betriebszahl drei Ausschussmitglieder zu. In den Ausschuss wurden Kurt Wiedemann, Christian
Kirschenhofer und Markus Schneider gewählt. Hans-Jürgen Dirr legte nach elf Jahren sein Amt nieder.
Nach den Fachinformationen galt das Ende des Abends dem Rückblick auf Tierschaubeteiligungen und der Vorstellung der „Fleckvieh-Profis“. Alljährlich werden die besten Züchter nach einem Punkteindex mit Einbezug von Milchmenge, Milchinhaltsstoffen, Lebensleistung, Fruchtbarkeit und Gesundheit proklamiert. Daher sei für die Besten im Landkreis nach diesem Punktesystem der Name „Fleckvieh-Profi“absolut gerechtfertigt. Im Landkreis Günzburg erhielten diese Auszeichnung (Nennung nach Rang) die Zuchtbetriebe: Unterholzner GbR, Hagenried; Christian Kirschenhofer, Anhofen; Markus Schneider, Wiesenbach; Jürgen Burkhart, Nordhofen; Franz, Reiter Kissendorf; Philip Stolle, Anhofen; Martin Pröbstle, Oxenbronn; Finkel GbR, Wettenhausen; Georg Lecheler, Breitenthal, und Zahn GbR, Stoffenried. (AZ)
Anteil hornloser Bullen ist deutlich gestiegen.