Wenn der Bauunternehmer gegen sich selbst Monopoly spielt
Der Kabarettist Stefan Waghubinger erntet auch bei seinem zweiten Auftritt im Leipheimer Zehntstadel viele Lacher. Was er in sein neues Programm gepackt hat.
„Ich sehe auf der Autobahn oft das Schild mit der Ausfahrt Leipheim. Dann denke ich immer an den Zehntstadel.“Das sagt ein Zehntstadel-Rückkehrer. Vor zwölf Jahren präsentierte der Kabarettist Stefan Waghubinger dort sein erstes Programm „Langsam werde ich ungemütlich“. Jetzt bekam das Leipheim Publikum sein viertes Programm mit dem Titel „Ich sag’s jetzt nur zu Ihnen“zu sehen.
Auf der Bühne spricht er den Dialekt seiner oberösterreichischen Heimat, wo er 1966 zur Welt kam. Dort wurde auch sein komödiantisches Talent entdeckt, als er mit zwölf Jahren als Josef im Krippenspiel wegen seiner Tollpatschigkeit scheiterte. Aber er lebt schon lange in Deutschland.
Zum Studium der Theologie ging er an ein privates Institut nach Bonn. Mittlerweile hat er seine Wahlheimat in Stuttgart gefunden.
Im Studium habe er zwei Dinge gelernt, die er auch auf der Bühne anwenden könne, wie er nach dem Auftritt im Interview erzählte. Die Techniken des Predigens helfen ihm auch dabei, seine Programme unterhaltend zu gestalten. Außerdem habe er gelernt, Dinge zu „hinterdenken“.
In seinem aktuellen Programm wollte er ursprünglich eine Geschichte in Dialogform zwischen einem Mieter und einem Vermieter erzählen. Dann kürzte er den Mieter heraus und machte aus dem Vermieter einen Bauunternehmer, der zusätzlich auch Häuser und Wohnungen vermietet. Dieser Bauunternehmer kannte seine spätere Frau schon lange.
Aber erst, als sie eine Immobilienfirma erbt, wurde sie für ihn interessant. „Das sind die Ungerechtigkeiten des Lebens: Die einen erben alles, die anderen müssen dafür ihr Leben lang heiraten.“Dann brach die Ehe auseinander. Dies wurde unter anderem am folgenden Dialog deutlich: Sie: Bin ich zu dick? Er: Wofür? Schließlich setzte sie ihn vor die Tür und tauschte die Schlösser aus. Als er heftig an der Türklinke rüttelte, kam es zum Gerichtsverfahren. Ein Freund riet ihm: „Wenn du dir einen Anwalt nimmst, bekommst du vielleicht nur eine Geldstrafe.“Er entgegnete: „Ein Anwalt ist an sich schon eine Geldstrafe.“
Außer der Geschichte des Bauunternehmers nehmen in dem Programm gesellschaftskritische Passagen und Episoden aus einer verkorksten Kindheit großen Raum ein. Zu den gesellschaftskritischen Passagen gehört eine Auseinandersetzung mit dem Gesundheitssystem.
Heutzutage sei es so schwer, einen Facharzttermin zu bekommen. Am besten vereinbare man diesen, bevor man krank werde.
Dazu erzählte Waghubinger die Geschichte einer Witwe. Deren Mann hatte einen Facharzttermin vereinbart, verstarb aber, bevor er ihn wahrnehmen konnte. Also überlegte die Witwe, wie sie mit dieser seltenen Wertanlage umgehen solle.
Schließlich versteigerte sie den Facharzttermin auf einer Internetplattform. Zu den Episoden aus einer verkorksten Kindheit gehört eine Weihnachtsgeschichte. Waghubinger wünschte sich ein Captain-Kirk-Kostüm aus edlem Stoff. Seine Mutter strickte ihm eines aus kratzender Schafwolle. Damit musste er sich in die Christmette setzen.
Ein Gast aus dem Publikum lobte am Ende Waghubingers ausgefeilte Formulierungskunst: „Man musste sehr konzentriert sein, um ihm folgen zu können, aber es war sehr geistreich.“